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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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sofort, dass etwas anders war. Aufgewühlt trommelte Herr Lange mit seinen rechten Fingern auf Steenhoffs Schreibtisch.
    «So, bevor wir noch eine Sekunde drumherumreden – was ist hier eigentlich los?», fuhr er Petersen an. «Unsere Tochter ist tot. Ein Unfall, heißt es. Und jetzt sitzen wir hier bei der Mordkommission. Was ist verdammt noch mal passiert?» Bei den letzten Worten zitterte die Stimme des Vaters.
    Petersen spürte einen Kloß im Hals. Sie zwang sich, ihr Mitgefühl auszuschalten und nicht in die rot geränderten Augen der Frau zu schauen. Dem Ehepaar war nicht damit geholfen, dass sie auch noch anfing zu heulen.
    «Ich würde Ihnen empfehlen zu warten, bis mein Kollege Frank Steenhoff hier ist. Er leitet die Ermittlungen. Er kann Ihnen alles erklären.»
    Herbert Lange sprang so plötzlich auf, dass sein Stuhl umkippte. Doch er schien es gar nicht zu bemerken.
    «Ich will nicht mehr warten. Ich will wissen, was mit meiner Tochter passiert ist. Jetzt, verstehen Sie. Jetzt!»
    Völlig außer sich packte der Mann Petersen an den Schultern und begann sie zu schütteln. Wie aus weiter Ferne hörte Petersen, dass seine Frau schrie, er solle aufhören.
    Plötzlich sah Petersen ihren Bruder Mahmud vor sich. Nie wieder, nie wieder hatte sie sich nach dem letzten Mal geschworen.
    Ohne zu überlegen ging sie in die Knie, führte für den Bruchteil einer Sekunde ihre Fäuste aneinander und riss ihre Arme explosionsartig in einem Halbkreis nach oben. Herbert Langes Hände flogen von ihren Schultern.
    Verdattert stand er vor der jungen Frau, die sich vor ihm aufbaute und ihn anherrschte: «Schluss jetzt. Reißen Sie sich zusammen. Wenn Sie wissen wollen, was passiert ist, setzen Sie sich gefälligst wieder auf Ihren Platz.»
    Matt sank der Mann auf seinen Stuhl, den seine Frau wieder aufgerichtet hatte. In diesem Moment stieß jemand die Tür auf. Verwirrt schaute Fabian Block auf das apathisch wirkende Ehepaar. «Ich habe Schreie gehört. Gibt’s Probleme?» Besorgt schaute Block auf seine schwer atmende Kollegin.
    «Nein. Danke dir. Alles okay, alles okay.» Petersen nickte Block beruhigend zu, drängte ihn sanft zurück in den Flur und schloss die Tür. Sie holte tief Luft und versuchte sich zu konzentrieren.
    Dann begann sie ihren Bericht.
    «Ihre Tochter ist tot, und sie ist an den Folgen eines Verkehrsunfalls gestorben. Das ist eine furchtbare Nachricht für Sie. Aber die Wahrheit ist noch schlimmer. Nach Birgits Tod hat sich ein unbekannter Mann an dem Leichnam ihrer Tochter vergangen.»
    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Herbert Lange starrte mit offenem Mund auf Noldes
Herbstmeer
an der Wand. Petersen war nicht sicher, ob er sie überhaupt verstanden hatte.
     
    «Aber, …», Christine Lange rang nach Worten, «aber warum tut jemand so etwas?»
    «Das wissen wir noch nicht. Aber wir werden alles tun, um es herauszufinden», antwortete Petersen. Sie wartete, ob die Eltern noch mehr erfahren wollten. Doch beide schwiegen. Spontan entschied sich Petersen, von sich aus keine weiteren Details preiszugeben. Sollten Herbert und Christine Lange entscheiden, ob sie mehr Informationen verkraften konnten oder nicht. Doch offenbar reichte es dem Paar an diesem Morgen. Petersen zögerte einen Moment, dann entschied sie, das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken.
    «Fühlen Sie sich in der Lage, mir ein paar Fragen über Ihre Tochter zu beantworten?»
    Die Mutter nickte.
    In der nächsten Stunde schien es, als säßen nur Petersen und Christine Lange in dem Büro. Während der Frau immer wieder die Tränen über die Wangen liefen, wirkte ihr Mann, als wäre alle Energie aus seinem Körper gewichen. Zweimal hatte Petersen ihre Besucherin gefragt, ob sie lieber am nächsten Tag die Fragen beantworten möchte, doch Christine Lange hatte vehement verneint. «Der Kerl darf nicht länger frei herumlaufen. Da zählt doch jede Stunde.»
    Die Frau bemühte sich, alle Fragen der Kommissarin, so gut es ging, zu beantworten. Birgit Lange führte bis zu ihrem Unfalltod ein unauffälliges Leben. Die junge Frau hatte in Oldenburg Abitur gemacht, anderthalb Jahre eine feste Beziehung zu einem Schulkameraden unterhalten und diese ohne größere Auseinandersetzungen vor einem Jahr wieder beendet. Ihr Freund entschied sich für ein Auslandsstudium in Italien und verliebte sich dort neu. Birgit Lange dagegen studierte Wirtschaftssprachen in Bremen.
     
    «Birgit ist ein ordentliches Mädchen. Fleißig und zielstrebig. Sie

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