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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Theo oder Sean wusste sie damit umzugehen.
    »Entspann dich endlich.«
    Sean lag auf dem Bett. Sie vermied es, ihn anzusehen. Am Ende wäre die Verlockung zu groß, dabei hatte sie noch so viel zu tun.
    »Ich bin ganz entspannt«, antwortete sie.
    »Du atmest flach.« Sie konnte sein Lächeln hören.
    Seans Koffer stand fertig gepackt in der Ecke. Sie verbrachten sieben Tage auf der Insel, deswegen hatte er sieben Outfits eingepackt, acht Unterhosen (eine mehr als nötig, zur Sicherheit) und acht Paar Socken. Er wusste genau, was er wann trug. Er hatte ein Paar Loafer und ein Paar Wanderschuhe dabei. Um diesmal für eine kleine Sensation zu sorgen, nahm er eine Anzughose und ein frisch gebügeltes weißes Hemd mit. Er würde sich für einen Abend umziehen, nur um ihre Eltern zu verwirren. Sie wussten nie, was sie von ihm halten sollten. Er hatte in seinem Koffer eine Lücke für Kates Necessaire gelassen, das nie und nimmer in ihrem Koffer Platz fand. Brendans Tasche hatte er nach demselben System gepackt. Kate und Chelsea hingegen konnten sich bis kurz vor der Abfahrt nicht entscheiden und packten bis zuletzt um. Und am Ziel hatten sie trotz des vielen Gepäcks das Gefühl, das Wichtigste vergessen zu haben.
    »Ich habe die Mail deiner Mutter gesehen«, sagte Sean.
    »O nein«, sagte sie.
    »Ich habe sie über all unsere Lebensmittelunverträglichkeiten und Sonderwünsche in Kenntnis gesetzt«, sagte er.
    Kate drehte sich um.
    »Was für Unverträglichkeiten?«
    Wieder dieses schelmische Grinsen. Und obwohl Kate alles andere als entspannt war, musste sie einfach lächeln. Er war ein Schlingel, so wie sein Sohn. Auch wenn Sean dunkle, kurze Haare und Brendan lange dunkelblonde Locken hatte und Seans Augen dunkelbraun und Brendans viel heller waren, ähnelten die zwei sich – die markante Nase, die freundlich blitzenden Augen, die vollen Lippen. Ihre Männer wussten ihren Charme einzusetzen, sie waren lustig, treu und liebevoll. Ganz anders als ihr Vater, ihr Bruder oder ihr Exmann. Sie dankte ihrem Glücksstern. Irgendwie hatte sie es geschafft, aus Fehlern zu lernen und keine Kompromisse mehr zu machen.
    »Du bist gemein«, sagte sie und bewarf ihn mit einem Sockenpaar, das er mühelos fing und in einer fließenden Bewegung zurückschleuderte. Anders als ihr erster Mann war Sean sehr sportlich. Sebastians körperliche Anstrengungen hatten sich auf das Einschenken von Drinks und das Anzünden von Zigaretten beschränkt. Seine Stärke war seine Intelligenz, die er nicht immer zum Guten eingesetzt hatte.
    »Das gefällt dir doch«, sagte Sean. Er hatte Recht. Kate hörte mit dem Packen auf und legte sich ins Bett. Manchmal beneidete sie ihren Mann um die heitere Gelassenheit, mit der er durchs Leben ging. Sie umarmte ihn und drückte ihn fest an sich, wie um ein bisschen von seiner Gelassenheit aus ihm herauszupressen. Sie atmete seinen Duft ein, als er sich zu ihr umdrehte.
    »Hoffentlich gibt es genug zu trinken«, sagte er.
    »Hör auf.«
    Pünktlich um sechs wurden die Cocktails serviert, und von da an tranken ihre Eltern sich einen gepflegten Martini-Schwips an (oder was auch immer der Drink des Tages war). Das dreigängige Menü wurde von Wein begleitet. Spätestens wenn das Dessert serviert wurde, hatte Birdie mit ihrer Laune alle im Griff. Entweder sie war fröhlich, oder sie ärgerte sich.
    Zum Glück litt nur Kate darunter. Ihr Dad lebte in seiner eigenen Welt und hatte Birdie längst ausgeblendet. Sean amüsierte sich köstlich über die Marotten ihrer Eltern. Und Chelsea und Brendan hatten genug Liebe und Anerkennung erfahren und waren unempfänglich für die unterschwellig aggressiven Angriffe der Großmutter. Nur Kate – und Theo, wenn er da war – ging wie auf rohen Eiern und belauerte angespannt jede Gefühlsregung der Mutter.
    »Hast du Gummihandschuhe eingepackt?«
    Kate sah ihren Mann an, der sie belustigt beobachtete. Sie musste lachen. Auf der Insel gab es keinen Geschirrspüler, so dass Kate und Sean manchmal bis tief in die Nacht abwuschen, schließlich wurde der Tisch gedeckt, wie es sich gehörte – samt Salat- und Extrateller für Brot und Nachtisch und Silberbesteck für jeden Gang. Nach dem Essen zogen Kates Eltern sich mit ihren Drinks ins Schlafzimmer zurück. Die Kinder halfen halbherzig mit, bis Sean Mitleid bekam und sie zum Gästehaus brachte, wo sie auf ihren Laptops DVD s schauten oder Computerspiele spielten. »Hier geht es zu wie im Arbeitslager«, beschwerte er sich oft. Alles

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