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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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im Bunde;
    Er weiß, wenn so die Rosen blühn,
    Ward's Lenz im tiefsten Grunde.
    So spricht er denn: »Mein Kind sei dein,
    Und morgen soll die Hochzeit sein –
    Wir brauchen keine Gäste!«
Zweites Kapitel

Wie König Heinrich Rosamunden gen Woodstock führt
     
    Am dritten Tag, vor Cliffords Schloß
    In abendlicher Stunde,
    Hebt König Heinrich auf sein Roß
    Die schöne Rosamunde.
    Vom Priester gestern ward die Braut
    Dem Ritter
Woodstock
angetraut –
    So nannte sich der König.
     
    Sie reiten in die Nacht hinein
    Durch Tannenwald und Eichen,
    Noch vor des Frührots erstem Schein
    Schloß Woodstock zu erreichen.
    Im Laube spielt des Mondes Licht –
    Sie schaun sich still ins Angesicht,
    Und haben keine Worte.
     
    Es regt sich nichts, nicht Blatt, nicht Ast,
    Kein Ton von Nachtigallen,
    Es glaubt das Ohr, es höre fast
    Die Mondesstrahlen fallen;
    So klar-durchsichtig ist die Luft,
    Man sieht der Nachtviole Duft
    Wie Wölkchen aufwärts steigen.
     
    Der Wald, im Silberglanze, weckt
    Des jungen Weibes Bangen,
    Die Zweige hat er ausgestreckt,
    Als wollt' er sie umfangen.
    Sie denkt an manche alte Mär',
    Und, ob im Zauberwald sie wär',
    Wohl zuckt's durch ihre Seele.
     
    Doch bald an Heinrichs Brust, so warm,
    Wird bar sie jeden Kummers,
    Und zwiefach ruht sie jetzt im Arm
    Des Gatten und des Schlummers;
    Mit Schleiern deckt der Mond sie zu,
    Und Heinrich wacht ob ihrer Ruh,
    Als gält' es seine Krone.
     
    Sie träumt, und mit dem Rot der Scham
    Schmückt ihr der Traum die Wangen,
    Bis plötzlich, schneller als es kam,
    Das Rot dahingegangen.
    Sie zittert, windet sich und ringt,
    Und aus der tiefsten Seele dringt
    Es bang, wie Schrei des Todes.
     
    Auf fährt sie jäh und starrt zur Seit',
    Wie fremd auf ihren Gatten,
    Bis vor der lichten Wirklichkeit
    Entfliehn die Traumesschatten;
    In Heinrichs Aug' ein selig Schaun
    Löst bald ihr Bangen all und Graun
    In Tränen auf und Lächeln.
     
    »Mir träumte – spricht sie jetzt – ich ging
    Im Walde Beeren naschen,
    Auf flog ein bunter Schmetterling,
    Dem folgt' ich, ihn zu haschen;
    Mir war so froh, so leicht zu Sinn,
    Ich lief nicht mehr, ich flog dahin,
    Von Duft und Klang getragen.
     
    Da plötzlich vor mir standest du,
    Geschmückt mit goldner Spange,
    Und neben dir, in satter Ruh,
    Lag glitzernd eine Schlange;
    Du schautest ängstlich, ob sie schlief,
    Und sprachst dann leis: ›Ihr Schlaf ist tief –
    O komm, daß ich dich küsse!‹
     
    Noch hing, an Leib und Seele frisch,
    Ich fest an deinem Munde,
    Da hob, aufbäumend mit Gezisch,
    Die Schlange sich vom Grunde;
    Ihr Haupt glich einem bösen Weib,
    Sie schlang um mich den Schuppenleib
    Und drückte mich zu Tode.«
     
    Wohl füllten sie mit Angst und Scheu
    Des Bilds Erinnerungen,
    Und als sie schweigt, da hält aufs neu
    Den Gatten sie umschlungen;
    Sie küßt ihn heiß, mit Allgewalt,
    Doch Heinrichs Kuß ist eiseskalt,
    Und seine Lippe zittert.
     
    Und erst als Cliffords schönes Kind
    Ihn wie aus Traum gerüttelt,
    Da spricht er: »Laß, der Morgenwind
    War's, der mich kalt durchschüttelt;
    Doch schau, die Sonne kommt herauf,
    Und dort das Schloß mit Turm und Knauf
    Ist Woodstocks alt Gemäuer.«
Drittes Kapitel

Von der Königin Leonore
     
    Des König Heinrichs Königin,
    Die böse Leonore,
    Sie starrt in finstrem Sinnen hin
    Auf Towers Hof und Tore;
    Sie sandte sieben Boten aus,
    Doch keiner kehrte noch nach Haus,
    Der sichre Kunde brächte.
     
    Sie sandte sieben Boten aus,
    Die sollten rings erkunden,
    Ob wo, in eines Köhlers Haus,
    Der König Schutz gefunden;
    Doch hofft sie still, daß rot von Blut
    Im tiefsten Waldesgrund er ruht,
    Von Mörderhand erschlagen.
     
    So hofft und träumt die Königin
    An hohen Fensters Flügel
    Und greift in ihrem stolzen Sinn
    Schon nach der Herrschaft Zügel;
    Wohl sagt sie sich: ›Du hoffst zu viel!‹
    Doch ist das nur ein Gaukelspiel,
    Um so das Glück zu kirren.
     
    Da sprengt der Sieben einer vor,
    Weiß von des Renners Schaume,
    Und sieh, die böse Leonor'
    Fährt auf aus ihrem Traume;
    In tollem, aberwitz'gem Spott
    Fleht, gotteslästernd, sie zu Gott
    Um eine blut'ge Locke.
     
    Der Diener naht, sein Herze freut
    Sich, arglos, seiner Kunde:
    »Der König lebt, ich sah ihn heut
    In früher Morgenstunde.
    Er hielt vor Woodstocks altem Schloß
    Und hob ein blasses Weib vom Roß –
    Ihr Haar war lang und golden.«
     
    »Daß du an ihrem goldnen Haar
    Im nächsten Walde hingest,
    Du Schurke, der du lerchenklar
    Dein Rabenliedlein

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