Gedrillt
Immobilien gefragt.
In der Nähe unseres Ziels fanden wir keine Parklücke, wir blieben aber bei George, bis dieser ein oder zwei Ecken weiter den Rolls parken konnte. Es war eine kalte Nacht, und die Straßenlaternen tauchten die leeren Straßen in ein grimmiges Blau, das sie noch kälter erscheinen ließ. Das wechselte abrupt, als wir das Haus betraten. Die erhitzten Anstrengungen der Gäste, die hellen Lichter, die überfüllten Räume, die Wärme der Körper und der Lärm und die Aufregung waren elektrisierend. Die Vorstellung eines Drinks auch.
Es war eine große Party. Wohl an die hundert Leute ließen sich durch das Haus treiben, mit lauten, selbstbewußten Stimmen, lachend und schwatzend, zwischendurch auch ihre Drinks kippend. In dem größten Raum tanzten ungefähr ein Dutzend Leute zur Musik einer kleinen Band, und dort stand auch ein Büffet mit Schalentieren, geräuchertem Lachs und tranchiertem Rindfleisch, das von Kellnern in weißen Jacken ständig neu aufgefüllt wurde. »So also lebt die andere Hälfte«, sagte Gloria, während wir unterwegs waren, der jungen und zauberhaften Gastgeberin unsere Aufwartung zu machen, die wir vor dem Kamin stehen sahen, im Gespräch mit einem gutgekleideten bärtigen Mann, der, wie sich herausstellte, der Büffetlieferant war.
Gloria hatte recht. Fürst Joppis Welt war ganz verschieden von unserer verschwiegenen Welt, wo aus unterschiedlichen Gründen mit wachsamer Vorsicht getrunken und geplaudert wurde. Auch war dies nicht die gewöhnliche Welt von Angebot und Nachfrage. Es war eine Welt des Überflusses. Hier war man umgeben von Übermenschen: über-ängstlich, übergewichtig, über-heblich, über-gebildet, über-bewertet, überziehend und über-produzierend. Sie aßen und tranken und feierten lärmend das Glück, das sie hatten. Kein Gedanke an morgen. Es würde immer Leute geben wie mich und Fiona und Bartholomew H. Johnson, die sich darum kümmerten.
Die Fürstin hieß, als sie George und Tessa erblickte, die beiden mit einem Lächeln willkommen. Sie war klein und zierlich, mit dunklem Haar in jenem Zustand rattenschwänziger Wuscheligkeit, dessen Herstellung die teuersten Friseure stundenlang beschäftigt. Ihr Make-up, insbesondere die grünen, blauen und schwarzen Augenschatten, war theatralisch. Am auffälligsten war jedoch ihre tiefe Sonnenbräune. Deutschland ist ein berüchtigt sonnenloses Land, und es gibt einen Typus des Deutschen, für den dunkle, sonnengebräunte Haut ein unverzichtbares Statussymbol ist, egal, was die Gesundheitsbehörden warnend dagegen verlauten lassen.
Die Musik hörte auf. Die Tänzer warteten auf den nächsten Einsatz, aber die Musiker legten ihre Instrumente hin und begaben sich zum Büffet. »Tessa, Darling«, sagte die Fürstin, als wir zu ihr vorgedrungen waren. Sie umarmten einander in der flüchtigen Weise, die sich Frauen empfiehlt, wenn sie Make-up und Schmuck tragen und an ihre Frisuren denken müssen. »Versprich mir, daß du George nie wieder erlauben wirst, mir meinen Mann wegzunehmen.«
»Was haben sie denn bloß miteinander getrieben?« sagte Tessa, ein Lachen in der Stimme, als erwartete sie eine zugleich schockierende und unterhaltende Antwort.
»Diese ekelhafte Tauchschule. Joppi kann von nichts anderem mehr reden, seitdem sie da waren.«
»Aber das ist doch schon eine Ewigkeit her«, sagte Tessa. »Das war in Cannes.«
»Ich weiß. Ich dachte, es würde damit gehen wie mit der Ölmalerei und den Computern: ein oder zwei Wochen später vergessen, aber Joppi ist noch immer vollkommen verrückt aufs Tauchen … Er hat die komplette Ausrüstung dafür gekauft, Sauerstoffflaschen und … was weiß ich … sogar Bücher darüber. Er will, daß ich auch mitmache, aber ich kann nicht schwimmen.«
»Ach Ita, du Ärmste«, sagte Tessa, ohne eine Spur von wahrem Gefühl.
Zur Unterstreichung ihrer bedauernswerten Lage fächelte sich nun die Fürstin Luft zu, so manieriert, wie es Schulmädchen tun. »George«, sagte sie. »Mach was, damit Joppi aus dem Billardzimmer herauskommt.« Zu Tessa gewandt fuhr sie in gereiztem Ton fort: »Das ist bei allen Partys dasselbe. Joppi versteckt sich da und überläßt mir die ganze Arbeit.«
Tessa sagte: »Du weißt nicht, was du für Glück hast, Ita. George hilft mir, und das ist viel, viel schlimmer.« George lächelte und sagte dann: »Ich möchte dir Gloria und Bernard, meinen Schwager, vorstellen.«
»Sind Sie wirklich Tessas Bruder?«
»Nein, ich bin mit ihrer Schwester
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