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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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der antipodischen Direktheit, mit der er sich im Department nicht viele Freunde gemacht hatte. »Sie können selbst gehen«, schlug er in einem Ton vor, der andeutete, daß das nur als letzte und verzweifelte Ausflucht in Frage kam.
    »Überlassen Sie es nur mir, Gus«, sagte Dicky. Obwohl es

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    nicht seinem Stil entsprach, so etwas zur Sprache zu bringen, hatte ich das Gefühl, daß es Stowe nicht gefiel, »Gus« genannt zu werden. Ich fragte mich, ob Dicky das nicht merkte oder ob es eine absichtliche Provokation war. »Nein, Dicky«, sagte Stowe. »Wenn ich eine Sache Ihnen überlasse, habe ich sie sechs Wochen später wieder auf meinem Schreibtisch mit dem Vermerk Eilt sehr.«
    Dicky preßte die Finger an seine dünnen, blutleeren Lippen, als unterdrückte er die Versuchung, einen so guten Scherz zu belächeln. »Bernard könnte fahren«, bot Dicky an. »Er könnte es deichseln.«
    »Deichseln!« schimpfte Stowe in seinem klanglosen australischen Knurren. »Natürlich. Genau, was ich sage. Jeder Vollidiot könnte es deichseln.«
    »Bernard kennt Wien«, sagte Dicky.
    Das war keineswegs die Wahrheit, aber ich widersprach Dicky nicht, und er wußte, daß ich es nicht tun würde. Es gehörte sich einfach nicht, seinem Chef in Anwesenheit eines Vorgesetzten zu widersprechen. »Wirklich, Bernard?« fragte Stowe. Eine fette, alte Fliege brummte um seinen Kopf. Er verjagte sie mit einer ziemlich königlichen Gebärde. »Ich war da mit Harry Lime«, sagte ich.
    Stowe bedachte mich mit einem kurzen geringschätzigen Lächeln. »Wien ist nur ein Teil der Sache.« Er war nicht leicht hinters Licht zu führen, obwohl jemand, der ihm zum erstenmal begegnete, das wohl nicht gleich gemerkt hätte.
    Stowe trug einen dreiteiligen grauen Anzug aus einem seltsam gewebten Stoff, eine formlos gestrickte Krawatte und hohe Stiefel mit Reißverschlüssen an den Schäften. Alle seine Kleider sahen aus, als kämen sie aus dem Fundus eines schon vor langer Zeit bankrott gegangenen Provinztheaters. Sogar seine Armbanduhr war von ungewöhnlicher trapezoider Form, das Glas so braun verfärbt, daß er sich das Handgelenk bis dicht vor die Augen führen mußte, um nach der Zeit zu sehen.

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    Um auf seine Uhr zu sehen, hatte er die schwere Schildpattbrille abgenommen. Die modische Brille paßte eigentlich nicht zu Stowe. Eigentlich hätte er kleine, goldgeränderte Augengläser tragen sollen, mit verbogenem Gestell, das vielleicht mit einem Stück fleischfarbenem Heftpflaster geflickt war. Diese Brille war teuer und modern, und nachdem er auf die Uhr gesehen hatte, schwang er sie, als wollte er darauf hinweisen. »Bernard kann auch gut Russisch«, sagte Dicky.
    »Die werden alle Englisch sprechen«, sagte Stowe und sah noch einmal auf seine Uhr.
    »Nicht untereinander«, sagte Dicky. »Bernard wird verstehen, was sie miteinander reden.«
    »Hmm«, sagte Stowe. »Wie spät ist es?« Er drehte am Schräubchen, um die Zeiger zu verstellen.
    »Zehn Uhr zweiundfünfzig«, sagte Dicky.
    »Sie sind nicht bevollmächtigt, irgendwelche
    Zugeständnisse zu machen«, belehrte mich Stowe feierlich.
    »Hören Sie sich an, was diese Ganoven zu sagen haben. Wenn Sie meinen, daß es alles Quatsch ist, kommen Sie zurück und sagen es uns. Aber lassen Sie sich auf nichts ein. Und kommen Sie sofort zurück. Keine Dampferfahrten auf der blauen Donau und kein Heuriger in Grinzing, verstanden?«
    Selbst Stowe konnte der Versuchung nicht widerstehen, uns wissen zu lassen, daß er Wien kannte.
    »Natürlich«, sagte Dicky. Die Fliege brummte jetzt um Dicky herum. Dicky ließ sich nicht anmerken, daß er sie bemerkte, und sie flog weg.
    »Und schließlich will ich nicht, daß irgendwelche von Ihren verdammten Yankee-Freunden in die Sache verwickelt werden«, sagte Stowe, öffnete einen Aktendeckel und blätterte die Seiten um. Dicky sah mich an und lächelte flüchtig. Ich merkte nun, daß Dicky sich von Stowe weniger
    eingeschüchtert als vielmehr aus der Fassung gebracht fühlte.

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    Er wußte nicht, ob er ihm im gleichen vulgären Ton antworten oder ihn mit Höflichkeit und guten Manieren auf Distanz halten sollte.
    »Wie sollten sie darin verwickelt werden?« fragte Dicky.
    Stowe blickte in seine Notizen. Die Fliege landete auf einer Seite und spazierte frech quer über den Titel. »Sie werden sich an jeden von unseren Leuten hängen, der in Wien auftaucht.
    Und zwar sofort.« Mit überraschender Geschwindigkeit schoß seine Hand vor. Seine Finger

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