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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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verrückt?«, vollendete sie den Satz.
    Sebastian nickte.
    »Na, da ich tatsächlich inzwischen einige Übung im Verrücktsein habe, sollte das wohl kein Problem sein.«
    Sebastians Gesicht verzog sich. Er fing ihren Blick auf. »Marla? Wird es jemals wieder gut zwischen uns werden?« Er senkte den Kopf und zog die Schultern hoch.
    »Für den Fall, dass du überlebst, schuldest du mir zehn Jahre Abwasch«, sagte sie.
    Sebastians lächelte. »Du bekommst zwanzig Jahre.«

    *
    Anna mutierte vom Hello-Kitty-Kämpfer zum Ninjakrieger. Die Auswahl an Kleidung, die der Beirat für sie getroffen hatte, eignete sich offensichtlich prima zum Kampf. Der schwarze, leichte Overall und die paar Rennfahrerstiefel standen ihr ausgezeichnet. Es hatte irgendwie etwas von Catwoman, nur der Schwanz fehlte natürlich.
    Als sie ins Zimmer platzte, waren Marla, Jenny und ihr Halbgott in ein Gespräch vertieft. Es sah so aus, als hätte Marla ihm zumindest für den Augenblick einen Großteil verziehen.
    »Da bist du ja.« Sebastian strahlte sie an.
    »Ja, da bin ich. Wir sollten uns davon überzeugen, ob der Beirat noch im Haus ist.«
    »Sie sind eben weggefahren«, antwortete Marla.
    Anna durchlief eine Gefühlsattacke. Marlas Augen blickten klar. Sebastian hatte sie von dem Fluch befreit. Sie wollte gerade ansetzen, ihr zu sagen, wie froh es sie machte, da erstickte Marla die Worte im Keim.
    »Wir haben später Zeit für Gefühlsduseleien. Ihr solltet los. Und wehe, ihr versagt.« Sie besah Sebastian mit einem strengen Blick. »Erstens will ich meine Anna lebendig wiedersehen und zweitens bin ich scharf auf zwanzig Jahre abwaschfrei.«
    »Abwaschfrei?«, fragte Anna, aber Sebastian winkte ab.
    »Wir sollten gehen«, sagte er.
    »Okay, ich bin startklar.«
    Sebastian warf ihr eine Jacke zu. »England ist kalt.«
    Sie widersprach nicht, sondern wandte sich Marla zu. »Marla, sieh zu, dass niemand in den Kampf aufbricht, ehe du eine Nachricht von mir erhältst.«
    »Wie erhalte ich eine Nachricht?«
    Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, uns fällt schon etwas ein.«
    »Das klingt nach einem hervorragenden Plan. Aber okay.«
    »Da alles andere zu sehr nach Abschied klingen würde, sage ich nur: Bis dann.« Sebastian nickte den beiden zu.
    »Bis dann«, antwortete Marla, aber Anna sah, dass sie mit Tränen zu kämpfen hatte.
    Jenny versuchte erst gar nicht, sie zu unterdrücken.
    Bevor Anna in einen Heulkrampf ausbrach, legte Sebastian ihre Hand in seine und umschloss sie. Er zog sie zur Tür hinaus auf den Flur. Die anderen saßen bestimmt beim Frühstück, denn der Korridor lag verlassen da. Gott sei Dank.
    Sie fühlte sich ziemlich 007-mäßig, als sie sich lautlos hinter Sebastian über den Flur und die Steintreppe hinunterbewegte. Alle Sinne arbeiteten auf Hochtouren. Als Anna die Klinke hinunterdrückte, um die Haustür zu öffnen, erschrak sie. Verschlossen! Ein Anflug von Panik überkam sie. Weshalb hatten sie das nicht bedacht?
    Sebastian warf ihr einen lässigen Blick zu. Er murmelte ein paar Worte und die Tür sprang auf, als wäre sie nicht ultraschwer und verriegelt.
    Anna holte Luft und küsste ihn spontan auf den Mund. Sebastian grinste und schob sie durch den Ausgang, um sie draußen sofort hinter ein paar Bäume zu ziehen.
    »Sie haben uns eingesperrt?«, fragte sie wütend, als sie sich außer Hörweite befanden.
    »Klar, hast du gedacht, sie vertrauen euch?«
    »Nein.«
    »Siehst du.«
    »Und jetzt? Weißt du, wo das Hauptquartier ist?«
    »Natürlich, aber es sind ein paar Kilometer.«
    »Wie kommen wir dahin?«
    »Zu Fuß.«
    »Zu Fuß?« Auch ohne zu erwähnen, dass sie kein sportliches Talent besaß, musste Sebastian wissen, dass es fast unmöglich war, so rechtzeitig anzukommen.
    »Ich trag dich. Ich bin schnell.«
    Sie erinnerte sich an das Busunglück. Ohne Schwierigkeiten hatte er sie getragen. »Okay, Fury, dann mal auf.« Eigentlich war ihr nicht nach Scherzen zumute, aber möglicherweise erlebte sie gerade ihre letzten Stunden. Sie wollte sie nicht damit vergeuden, hilflos herumzuschluchzen und in Verzweiflung auszubrechen. Sie gehörte schon immer zu denjenigen, die ihre Angst mit ein paar lockeren Sprüchen überspielten.
    Sebastian schnaubte und scharrte mit dem Fuß, er ging ernsthaft auf das Spiel ein.
    »Sei nicht albern, wir sind jetzt Weltretter.« Sie versuchte, gespielt erwachsen zu klingen, aber es half tatsächlich, die Furcht hinunterzuschlucken.
    »Du hast mich Fury genannt.«
    »Stimmt, aber

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