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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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schob.
    »Sebastian?«, fragte Jenny. Sie lag genauso schnell in seinen Armen, wie Anna es vorhin getan hatte. Ein paar dicke Tränen schlichen sich in ihre Augenwinkel und auch Sebastian kämpfte schon wieder dagegen an.
    »Glaubst du, ich lass euch das allein machen, kleine Fast-Schwester?«
    »Nein, ich hab gebetet, dass du kommst. Alles, was sie sagen, sind Lügen, ich wusste es.«
    Sebastian wollte sie eines Besseren belehren, ihr erklären, dass er ein Monster war. Anna erkannte das an seinem Gesichtsausdruck. Deshalb schüttelte sie energisch den Kopf. Nur weil er sich für ein Monster hielt, musste er nicht versuchen, jeden davon zu überzeugen, der ihn liebte.
    Marla stand ausdruckslos im Zimmer. Ihre Augen blickten dunkel und leer. Sebastian löste sich aus Jennys inniger Umarmung, was fast unmöglich erschien. Sie krallte sich förmlich an ihm fest.
    »Ich zieh mich um«, sagte Anna und schnappte sich die Klamotten, die sie sich vor dem Duschen zurechtgelegt hatte.
    Sie öffnete die Tür und lief fast in ihren Vater hinein, der die Hand bereits zum Anklopfen gehoben hatte. Erschrocken sprang sie aus dem Zimmer und knallte die Tür ins Schloss.
    »Was willst du denn hier?«, keuchte sie. Wenn er Sebastian sah, flog alles auf …
    »Guten Morgen erst mal. Ich wollte nach dir sehen.«
    Seine Stirn trug diese Sorgenfalten, die ihr früher das Herz gebrochen hatten. Aber sie hatte keine Zeit, darauf einzugehen.
    »Und ich wollte mich schnell anziehen.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, das hoffentlich entschuldigend wirkte.
    »Sehen wir uns beim Frühstück?«, fragte er.
    »Ja klar, bis gleich.« Sie schob ihn über den Flur und atmete auf, als er im Schlafzimmer verschwand. Gut, dass er sich so einfach abspeisen ließ. Einen Atemzug lang beobachtete sie seine Zimmertür, bevor sie mit einem Flattern in der Magengrube ins Bad schlüpfte. Das musste jetzt einfach die Kehrtwendung sein. Es musste!

34. Kapitel
    Schnell wie ein Pferd
    E isiges Blau brannte sich in Marlas Gedächtnis. Sie kannte diese Farbe, aber woher? Es erinnerte sie an vergangene Zeiten. An Zeiten, die nichts Gutes verhießen. Oder doch? Seltsame Wellen pulsierten durch ihren Körper und ihr Verstand erwachte mit jedem Herzschlag ein bisschen mehr. Das, was ihr Gehirn ihr versuchte mitzuteilen, war alles andere als erfreulich. Sie versuchte, den Schleier des Vergessens wieder über ihren Verstand zu ziehen, aber ihr Blick klärte sich sekündlich weiter.
    Erschrocken sog sie Luft ein, ihr Puls erhöhte sich ums Dreifache. Vor ihr saß Sebastian und murmelte einen Gegenfluch. Ihre Gedanken fügten sich zusammen, alles ergab wieder einen Sinn. Sie hob die Hand und gab Sebastian eine schallende Ohrfeige.
    Er schimpfte nicht, wehrte sich nicht. Er sah traurig aus und versuchte, trotzdem ein Grinsen aufzusetzen.
    »Weiter, ich habe es mehr als verdient«, sagte er.
    Marla wollte ein zweites Mal ausholen, doch Jenny stoppte ihre Hand. »Genug, Mama. Wir können uns später streiten. Sebastian ist hier, weil …«
    »Ich kann mir denken, warum er hier ist. Ich erinnere mich an alles. Vor und während des Fluches«, antwortete sie bitter.
    »Es tut mir leid«, flüsterte Sebastian.
    »Ich hoffe, dir bleibt genug Zeit, das alles wiedergutzumachen, bevor dich dein Leichtsinn zur Strecke bringt.« Marla besah ihn mit strengem Blick.
    »Mein Leichtsinn?«
    »Was glaubst du, passiert, wenn dich hier jemand findet?«
    »Du machst dir Sorgen um mich?« Sebastian zog die Augenbrauen hoch.
    »Nein. Ich mache mir Sorgen, was wohl passiert, wenn du und dein bescheuerter Plan scheitern. Es ist doch dein Plan, die Geiseln zu befreien, oder?«
    »Ich werde nicht scheitern.«
    »Streng dich noch mehr an.« Ihr Blick fiel auf Jenny. Ihre Gefühle schäumten über und sie zog sie ganz nah an sich heran. Ihre Hände zitterten, kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie küsste ihr Gesicht. »Du dummes Kind. Du dummes, dummes Kind. Wie konntest du sie nur hierher begleiten?«
    »Sie haben Opa, und ganz ehrlich? Ohne mich wäre Anna dermaßen am Arsch.«
    »Solche Ausdrücke will ich nicht hören«, sagte sie, aber ihr Unterton verriet, wie wenig erbost sie darüber war, denn Jenny schmunzelte, als sie ihre Tochter sanft schüttelte. »Wie ist der Plan?«
    »Anna und ich gehen die Geiseln befreien. Du und Jenny versucht, hier alles im Auge zu behalten. Vielleicht wäre es besser, du tust zunächst so, als wärst du, na ja …«, stotterte Sebastian.
    »Noch

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