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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Gefahr, die von ihm ausging, wirbelte die Luft auf, durchfuhr sie bis in den kleinsten Winkel ihres Körpers.
    »Was ist?«, fragte sie leise, als er sie durch die Kellertür schob und sie endlich ihre Stimme wiederfand.
    Er antwortete nicht. Die Kälte, die sein Innerstes nach außen beförderte, ließ sie zittern. Sie war so unnatürlich wie das eisige Gefühl der Geisterbeschwörung. Fast schien es, als hätte sie sogar seine Seele verdrängt. Ob es ein Fehler gewesen war, ihn mit herzunehmen? Aber ohne ihn wäre sie aufgeschmissen gewesen …
    Sebastian zog sie hinter sich her, er wollte anscheinend als Erster die Treppe hinuntergehen. Er tastete sich langsam vorwärts. Obwohl genügend Lampen brannten, wählte er jeden Schritt mit Bedacht.
    In der nächsten Bewegung hielt er inne. Ein überlegenes Grinsen huschte über sein Gesicht, aber es war nicht sein Grinsen. Es sah abstoßend aus.
    Sebastian flüsterte etwas und Anna sah, wie ein roter Schleier kurz vor ihrer Nase zu Boden glitt. Ihre Angst hatte sich in ein Stadium begeben, das es ihr nicht möglich machte, zu reagieren. Sie vertraute auf das Gefühl, das sie im Jagdschloss verspürt hatte. Das Gefühl, das ihr unwiderruflich zuflüsterte, dass sie ihm vertrauen konnte.
    »Was war das?«
    »Ein Lähmungsfluch«, antwortete er knapp.
    Er zog sie weiter hinter sich her, etwas schneller als zuvor. Vor der letzten Stufe blieb er erneut stehen. Er sprach eine Formel oder einen Fluch, wie es wohl bei Magiern hieß, jedenfalls krachte eine Armbrust laut von der Decke.
    »Man wollte auf uns schießen?«, entfuhr es ihr. Sie riss die Augen weit auf und starrte auf die Waffe, ihre Lippen vibrierten unter dem schadenfrohen Mantel der Furcht. Ein Wunder, dass es ihr Gehirn noch schaffte, die gesehenen Bilder zu verarbeiten.
    »Anna, nur Feinde wissen nichts von diesen Fallen. Natürlich versuchen sie, uns zu töten. Wir sind Feinde.«
    Seine Worte jagten ihr einen Schauder über den Rücken. Wenn er nicht gekommen wäre, wäre sie hier allein reinspaziert. Sie revidierte ihre Meinung. Es war eine gute Idee gewesen, ihn mit hergenommen zu haben.
    Sebastian hob die Waffe auf. Er steuerte auf einen Korb zu, nahm Pfeile in die Hand und sprach ein paar mächtige Worte. Die Kraft, die seine Stimme mit sich brachte, ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Etwas von ihm wanderte mit dem Fluch in die eisernen Spitzen der Mini-Speere.
    »Was tust du?«
    Er machte ihr immer mehr Angst, auch wenn sie versuchte, die Tatsache zu verdrängen. Seine Augen loderten wie schwarze Seide. Das liebliche Blau war umgeschlagen in die Farbe, die sie auch angenommen hatten, als er den Dämon besiegt hatte.
    »Hör auf damit«, flüsterte sie und berührte instinktiv seine Schulter.
    Sebastian fuhr zusammen und schüttelte sich, fast, als wollte er einen Teil von sich abschütteln. Aber es wirkte, die eisblaue Schönheit kämpfte sich zurück in seinen Blick.
    »Anna, ich habe die Pfeile mit einem Todesfluch besprochen. Wenn du ins Herz triffst, erledigst du jeden Halbengel.«
    »Wenn ich ins Herz treffe?« Er musste völlig den Verstand verloren haben, wenn er glaubte, sie würde dieses Teil auch nur anfassen. Als Antwort reichte er ihr jedoch die Armbrust.
    »Ich kann damit nicht umgehen«, sagte sie mit brüchiger Stimme. Sie wollte niemanden töten, nicht mal einen Halbengel. Der Mut verließ sie, ganz gleich, wie groß sie die Klappe zuvor aufgerissen hatte.
    »Dann wirst du es binnen Sekunden lernen müssen. Ich will Gewissheit haben, dass du eine Chance hast, selbst wenn ich es hier nicht rausschaffe.«
    »Was redest du da?«
    Aber er sagte nichts weiter, sondern deutete ihr, weiterzugehen. Einige Gänge weiter sah sie, was er meinte. Zwei Männer bewachten eine schwere Tür. Die Feinde hatten sie noch nicht bemerkt.
    »Menschen. Ich weiß nicht, welche Talente sie besitzen, aber wir können keine Rücksicht nehmen, hörst du?«
    Anna verstand die Worte, aber sie wollte sie nicht begreifen. Sie beschlich eine schreckliche Vorahnung. Dass sie hier auf Menschen stoßen würden, hatte sie nicht erwartet.
    Sebastian murmelte ein paar Worte, als die Männer sie erspähten. Ohne den leisen Hauch einer Chance verlief sich der Angriff im Sande. Bevor sie versuchen konnten, sie anzugreifen, riss sie ein Fluch brutal in die Luft. Plötzlich baumelten die Männer von der Decke. Die Magie, die von Sebastian ausging, kribbelte auf ihrer Haut. Der ganze Keller lud sich elektrisch auf. Sie blickte ihn

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