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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Dämon ohne Vorwarnung. Er blieb chancenlos, wehrte sich nicht. Die Rauchschwaden stoben auseinander und zogen durch das Zimmer, lösten sich auf. Ein Kinderspiel.
    Berauscht von der Macht, die einen Magier durchfuhr, wenn er ein Leben nahm, versuchte Sebastian krampfhaft, die Kontrolle zurückzuerlangen. Vergebens. Die Magie tobte durch den Körper, ließ sein Herz kraftvoll schneller schlagen. Seine Natur drängte sich in den Vordergrund, schob die Menschlichkeit zur Seite. Er verlor den Zweikampf, den er mit sich ausgefochten hatte, und eilte auf leichten Füßen aus dem Zimmer. Das Hochgefühl ließ ihn auf Wolken schweben.
    Er sah die Frauen auf der Straße stehen, doch seine Beine trugen ihn weiter.
    Anna rief panisch seinen Namen, doch es gab nichts, was ihn aufhalten konnte. Erfüllt von dem, was einen Magier ausmachte, rannte Sebastian davon, das Ziel ganz klar vor Augen. Denn er wollte nur noch eins, dem Drang nachgeben, zu töten.

17. Kapitel
    Vermenschlicht
    I m Schein der einzigen Straßenlaterne wirkte die Umgebung unecht. Das blasse Licht ließ Anna nur schemenhafte Umrisse erkennen, tauchte die Welt in eine matte Glaskugel. Sie schrie und wünschte, aus dem entsetzlichen Albtraum aufzuwachen. Aber es gab kein Erwachen, denn sie stand mit beiden Beinen in der Realität.
    Marla sprach mit beruhigender Stimme auf sie ein, Jenny stand wie gelähmt neben ihnen.
    »Sebastian?«, brüllte Anna.
    Marla krallte sich an ihr fest und verhinderte, dass sie ihm hinterherlief. Bildete sie es sich bloß ein oder hatten seine Augen kohlrabenschwarz ausgesehen? Mit atemberaubender Schnelligkeit war er an ihnen vorbeigestürmt. Anna versuchte, sich loszureißen.
    »Wo will er denn hin?«, schluchzte sie.
    »Anna, lass ihn!«
    Durch einen Tränenschleier blickte sie ihm nach und gab es auf, sich zu wehren. Hatte der Dämon Besitz von ihm ergriffen? War das möglich? Eine eiskalte Hand griff nach ihrem Herzen und drückte es fest zusammen. Sie ließ sich auf den Asphalt sinken. »Bitte, lieber Gott, lass ihn nicht besessen sein«, wimmerte sie.
    »Ihr wartet hier, ich sehe im Haus nach«, sagte Marla, als Sebastian außer Reichweite lag. Sie verschwand im dunklen Hof.
    Annas Haut spannte am Arm. Sie erkannte Marlas roten Handabdruck auf ihrem Gelenk. Jenny saß verstört auf der Bordsteinkante, ihre glasigen Augen fixierten ihr Zuhause.
    Anna öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber sie brachte kein Wort über die Lippen. Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Der Dämon ist tot.« Marla blieb vor dem Hof stehen und bedeutete ihnen, ins Haus zu kommen.
    Anna berührte Jennys Schulter und ging mit ihr ins Haus. »Wie hat er das …?« Sie suchte vergebens nach einer Rauchwolke. Der Dämon hatte sich buchstäblich in Luft aufgelöst.
    »Ich fahre dich nach Hause und Jenny zu ihren Großeltern. Sofort.«
    »Was? Wir müssen Sebastian helfen!« Das konnte Marla doch nicht ernst meinen? Sie mussten ihn finden.
    »Sofort«, wiederholte sie mit autoritärer Stimme. Lediglich die letzte Silbe ließ darauf schließen, dass sie kurz davorstand, die Nerven zu verlieren. »Jenny! Pack ein paar Sachen zusammen.«
    Jenny nickte und verschwand schnell die Treppe hinauf. Sie traute sich nicht, zu widersprechen.
    »Marla, klär mich auf. Was ist los?« Anna hegte die Hoffnung, dass sie sich erklären würde, wenn Jenny nicht zuhörte.
    »Du wirst bei euch niemandem die Tür öffnen. Hörst du, Anna? Niemandem …« Unterschwellige Panik sprach aus Marla. Wirklich Mut machte das nicht.
    »Hat es was mit Evas Antwort zu tun?«, fragte sie.
    Der Dämon konnte nicht Schuld an ihrer Angst tragen. Er war tot, die Hexe hatte es selbst gesagt.
    Marla blickte ihr ins Gesicht. Sie schien abzuwägen, wie viel sie erzählen durfte. »Eva hatte recht, das Wissen ist tödlich. Ich fahre Jenny jetzt zu Franks Mutter und lasse dich bei deinem Vater raus. Und versuche erst gar nicht …«, Anna wollte ihr schon wieder ins Wort fallen, aber Marla erhob die Stimme, » … mich vom Gegenteil zu überzeugen.«

    *
    Sebastian lief schnell, seine Beine trugen ihn unbeschwert über das Pflaster. Die Kraft seiner Natur beflügelte ihn. Selbstständig wählte die Magie den Weg, sein Bewusstsein steuerte ihn nicht. Das Ziel sah er dennoch klar vor Augen. Einem Menschen wäre dieser rasche Marsch nicht möglich gewesen. Wie hatte er glauben können, ihm läge tatsächlich etwas an ihr? Wieso hatte er sich eingeredet, er hegte Gefühle? Sie blieb ein Mensch und damit

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