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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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versuchte, eine Antwort zu liefern. Diesmal geschah es sehr, sehr langsam. Hatte sich der Onyx verausgabt? Er sah aus, als würde ihm die Puste ausgehen. Konnte ein Stein überhaupt so aussehen? Er kroch förmlich zum F und schob sich zum I. Den Buchstaben N erreichte er im Schneckentempo. Als er beim G ankam, fühlte er sich verdächtig kühl an.
    »Komm schon«, hörte sich Anna sagen. Gespannt starrten sie auf das Brett.
    Angespornt von ihren Worten gab der Stein noch einmal alles. Blitzschnell raste er zum E, hinüber zum R, streifte das L, um über einen Abstecher zum S zu gelangen.
    Anna versuchte, das Gesehene zu einem Wort zu verarbeiten, da hörte sie einen Schrei. Zuerst glaubte sie, der Stein hätte geschrien, aber Marla sprang auf. Ihr Stuhl kippte nach hinten. Lautstark fiel er zu Boden.
    Erschrocken riss Anna den Finger von dem Onyx.
    »Neeeiiin!«
    Marlas Kreischen ging ihr durch bis ins Mark. Zu spät. Die bunten Fünkchen wehten ihr entgegen, fanden ihren Weg zurück in den Körper. Das Licht flackerte und erlosch, als der Onyx seine natürliche Schwärze annahm. Die Kerzenflammen schossen in die Höhe, bevor sie spärlich zusammenschrumpften und das Zimmer in eine Grauzone verwandelten.
    Plötzlich bildete sich schwarzer Rauch im Zimmer. Fäden und Schwaden zogen sich bedrohlich durch die Küche, Annas Alarmglocken läuteten auf Hochtouren. Die Gefahr erkannte sogar ein Blinder, jedes einzelne Haar an ihrem Körper richtete sich auf. Der Rauch ummantelte sie und betäubte den Verstand. Sie versuchte krampfhaft, ihn nicht einzuatmen.
    »Ein Dämon«, flüsterte Marla.
    Die schwarze Wolke bildete eine Wand und verdichtete sich. Annas Herz raste. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete sie das dunkle Gebilde. Nach und nach formte der Rauch eine Gestalt, etwas Rotes stach aus dem Dunkel hervor.
    Anna schüttelte die Panik ab. Wenn sie überleben wollten, mussten sie fliehen! Sie wollte nach Marla greifen, um sie mit aus der Küche zu ziehen, aber Marla packte sie und zog sie hinter sich.
    »Bleib hinter mir!«
    Das Wesen besaß nichts Menschliches. Die Augen glühten rot und die Umrisse verzogen sich unscharf. Es anzusehen trieb Tränen in die Augen, es gehörte nicht in diese Welt. Die Bewegungen des Dämons wirkten verzerrt. Marla holte ein Leinensäckchen aus ihrer Tasche.
    »Was ist das?«, fragte Anna, darauf bedacht, hinter ihr zu bleiben. Sie wusste nicht, ob sie das Monster oder das Beutelchen meinte.
    Marla sprach eine Formel. Es klang nach Latein oder Italienisch, sie verstand kein Wort. Sie warf dem Dämon ein grünliches Pulver entgegen. »Dare me fortitudo!« Sie wiederholte die Worte immer wieder. Das Rauchwesen stand mittlerweile komplett von Staub umhüllt vor ihnen.
    »Ich schaffe es nicht. Er ist zu stark!« Marlas Stimme bebte vor Angst.
    Das Untier schlug mit Nebelarmen nach ihnen. Fast berührte er Marla. Anna las Endgültigkeit in seinem Blick. Sie würden sterben.
    Marla gab auf. Sie verstummte, das leere Säckchen fiel zu Boden. Wieso hatte sie sich nicht auf ihren Instinkt verlassen und die Flucht ergriffen?
    Mit einem lauten Knall flog die Tür aus den Angeln. »Raus! Raus mit euch!«
    Der Dämon wirbelte herum, als Sebastian die Küche stürmte. Die abscheulichen Augen fixierten nun ihn. Völlig unbeeindruckt packte er Anna am Handgelenk und zog sie zur Tür. Marla blieb wie angewurzelt stehen, Anna riss sie mit.
    »Holt Jenny und verschwindet! Ich regle das hier!«
    »Aber …« Sie wollte ihn nicht allein zurücklassen, doch Marla ließ ihr keine Wahl und zog sie mit unerwarteter Kraft in den Flur.

    *
    Sebastian trat dem Dämon gegenüber.
    »Wie kannst du es wagen, Magier?« Das Wesen krächzte unnatürlich.
    Sebastian hielt dem Blick stand. »Ich werde dich töten.«
    Das Monster lachte auf. »Du magst aussehen wie ein Mensch, aber du bist es nicht. Ihr gehört auf unsere Seite, auch wenn ihr euch in der Welt der Menschen tummelt. Wieso solltest du mich töten?«
    »Weil ihr niemand zu nahe kommen wird, solange ich lebe.«
    »Eine Menschenfrau? Sie kann nicht wissen, wer du bist, sonst hätte sie dich nicht beschützen wollen. Das geht niemals gut aus, Magier. Verschone mich und wechsle auf die dir bestimmte Seite.«
    Sebastian kanalisierte seine Kräfte. Ein Stich durchfuhr dennoch sein Herz, denn er wusste, die Kreatur hatte recht. Magie rauschte durch seine Adern und er explodierte innerlich. Er genoss es, seine Stärke auszuleben.
    Die Kraft des Fluches traf den

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