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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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ein. Er setzte sich auf seinen Stuhl. »Jenny schläft.« Er griff hinter sich zum Lichtschalter.
    Die Teelichter tauchten die Küche in gespenstisches Licht und warfen flackernde Schatten auf die Gesichter.
    Anna legte als Erste ihren Finger auf den Rundstein. Marla zögerte eine Sekunde. Anna nickte ihr zu. Sie tat das Richtige.
    »Sebastian?«
    »Tut mir leid. Ich kann das nicht«, flüsterte er. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, seine Augen glänzten. Er sprang auf und stürmte aus der Küche. Die Tür krachte laut ins Schloss.
    Anna und Marla tauschten einen Blick. Wieso verhielt er sich so seltsam?
    »Du musst das nicht tun, Anna. Wir finden einen anderen Weg«, beschwichtigte Marla.
    Ihr e Finger ruhten nach wie vor auf dem schwarzen Stein. »Für Eva. Und für Frank, oder?« , fragte Anna. Sie ließ nicht zu, dass die Zweifel sie übermannten.
    »Für Eva und Frank«, antwortete Marla leise.
    Anna bemühte sich, die Gedanken an Sebastian abzuschütteln, und konzentrierte sich auf das Brett. »Finde meine Tante, Eva Ringer«, sprach sie dem Onyx zu. Sie kam sich tierisch albern vor. Wer sprach schon mit Steinen?
    Marlas Hand zitterte, der Stein vibrierte mit, bis er zitterte.
    »Muss ich wirklich nichts tun?« Der Stein rührte sich keinen Millimeter. Der leise Verdacht beschlich sie, dass Marla es durch falsche Informationen absichtlich verhinderte.
    »Denk an Eva, sonst nichts.«
    Anna beobachtete den Stein. Besaß sie vielleicht nicht genug Kraft? Sie wollte etwas Ähnliches fragen, da befielen sie feinste Stiche, als ob jemand mit einer Nadel auf ihren Körper einstäche. Langsam arbeiteten sich die Pikser über ihre Beine zum Oberkörper herauf, um über den Hals in die Hände zu gleiten. Zuerst dachte sie, die Gliedmaßen schliefen ein, aber dann sah sie es. Winzige, bunte Fünkchen tanzten über ihren Körper und rieselten den Arm hinab durch den Finger in den pechschwarzen Edelstein. Sie hörte Marla keuchen, schaffte es aber nicht, den Blick abzuwenden. Magie, mit dem bloßen Auge sichtbar … So wunderschön.
    Der Onyx begann, innerlich zu glühen, ein sattes Farbenmeer verwandelte den Stein in etwas Außergewöhnliches. Das Licht, das von ihm ausging, erhellte die Küche stärker als die Kerzen.
    Plötzlich fühlte sie sich ungeheuer kraftlos. Mit dem Talent schwand die Energie. Sie schaffte es kaum, den Arm weiter aufrecht zu halten und legte ihn vorsichtshalber auf dem Tisch ab. Es half niemandem, wenn sie losließ.
    Endlich hörten die Funken auf zu stieben, der Edelstein lag in seinem natürlichen Schwarz vor ihnen. Er fühlte sich sehr warm an. Marla nickte ihr zu und sie atmete tief durch.
    »Eva Ringer?« Sie klang erschöpft.
    Der Stein funkelte, verharrte aber reglos auf seinem Platz. »Du musst sie etwas fragen. Aber konzentriere dich auf das Wichtigste. Sehr lange wird der Stein dein Talent nicht beherrschen können.«
    Annas Kehle fühlte sich trocken und staubig an, ein dicker Kloß in ihrem Hals ließ sie schwer schlucken. Sie war nicht halb so tough , wie sie vorgab. »Eva, ich bin’s, Anna. Was ist mit dir geschehen?«
    Der Onyx glühte heiß auf, fast gab sie sich dem Impuls hin, den Finger von ihm zu ziehen. Marla sah sie streng an.
    Der Stein begann, sich langsam vorwärts zu bewegen. Zunächst fuhr er orientierungslos über das Holzbrett. Es wirkte, als müsste er überlegen. Als er sich entschlossen hatte, sauste er mit enormer Geschwindigkeit auf den Buchstaben T zu. Von da an ging alles ganz schnell, sie hatte Schwierigkeiten ihm zu folgen. Er flog zum O, zum E, über das D zum L und verharrte eine Weile auf dem I. Etwas langsamer ruckelte der Onyx zum C und H, um dann zu den Buchstaben E und S zu gleiten. Kurz leuchtete der Stein auf und begab sich weiter auf die Reise. Er schoss plötzlich los zum W, von dort zum I, zockelte zurück zum S. Die letzten Buchstaben, die der Edelstein ansteuerte, schienen das E und das N zu sein. Sie mussten halb raten, er besaß ein ungeheures Tempo.
    »Tödliches Wissen«, sagte Marla.
    Anna versuchte noch, das Chaos in ihrem Schädel zu lichten. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus. Sie musste sich schwer zusammenreißen, um die nächste Frage zu stellen. Ihre Schläfen pochten. »Was willst du uns damit sagen, Eva? Was ist das tödliche Wissen?«, hauchte Anna. Sie fühlte sich inzwischen so kraftlos, dass sie zu anderer Lautstärke nicht fähig war.
    Wieder orientierte sich der Stein zuerst, bevor er erneut

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