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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Anna.
    »Genug jetzt!« Jonathans Stimme duldete keinen Widerspruch. »Ein Deal ist ein Deal und wir werden uns an ihn halten.«
    Der Blick der Hexe veränderte sich. Sie schüttelte sachte den Kopf und steckte den Zeigefinger in das Tongefäß. Sebastian schloss die Augen. Er hatte sich im Streit von Anna getrennt, sie wusste nicht über ihn Bescheid. Eigentlich hatte er ihr alles schon auf dem Dach erzählen wollen, aber dann kam Marla dazwischen. Himmel, sie wusste nicht, dass sie ihm nicht trauen konnte. Was, wenn er sie tötete?
    Mel verteilte die Kräutermischung auf seiner Stirn und griff nach seinen Handgelenken. Die Worte, die sie sprach, besaßen Macht. Sie erfüllten seinen Körper. Mel salbte ihm die Hand- und Fußgelenke ein. Die Hexenkraft rauschte in seinen Kopf, floss brennend durch seine Venen. Sein Puls beschleunigte und er vergaß die Welt um sich herum. Als Mel unter sein T-Shirt griff und seine linke Brust berührte, zuckte er zusammen. Die Tinktur zog ihm die Seele aus dem Körper. Mit ihr verschwand jedes Fünkchen Hoffnung. Schmerz flammte durch sein Blut, Emotionen verblassten und machten einer gähnenden Leere Platz. Eine schwache Erinnerung blieb zurück. Die Angst verabschiedete sich, sie gab nüchtern betrachtet keinen Sinn mehr.
    »Sebastian?«
    Kiras Stimme zerrte ihn aus seinem Schneckenhaus, vorsichtig öffnete er die Augen. Das schöne Gesicht der hübschen Latina strahlte ihn an.
    »Welcome back, Honey.«
    Er grinste zurück, fühlte sich unsagbar frei.
    Wie schwer hatte die Gabe auf ihm gelastet. Er dachte wieder klar, der Seelenschmerz löste sich in Luft auf. Wieso hatte er sich nicht schon viel eher befreit? Er hatte sich so danach gesehnt. Sebastian richtete sich auf.
    Josh nickte seinem Vater zu, er las seine Gedanken. Er nahm Kira bei der Hand und zog sie mit zur Tür. Bevor sie das Zimmer verließen, vernahm er ein kehliges Gurren. Er blickte über die Schulter, das Geräusch schien vertraut. Thea Fingerless hatte der Hexe die Halsschlagader aufgerissen, leblos glitt Mel zu Boden.
    Mit einem Schulterzucken tat er es ab. Es ließ ihn kalt und es tat gut, wieder er selbst zu sein.

22. Kapitel
    Gefährliche Schönheit
    S ebastian schob Kira durch die Schlafzimmertür, er verzehrte sich nach ihr. Endlich wusste er wieder, wer er war und welches Ziel er im Leben verfolgte. Sein Verlangen nach ihr ließ das Machtgefühl mit jedem Herzschlag durch seinen Körper pulsieren.
    Er war wieder er selbst, der Magier, der er seit einem Jahrhundert zu sein pflegte.
    »Ich habe noch eine Aufgabe zu erledigen, nicht jetzt«, blockte Kira ab, als er sie aufs Bett drücken wollte.
    Er kniff die Stirn zusammen. Sie lehnte ihn nie ab.
    »Ich habe deinem Vater versprochen, es gleich zu tun. Er wird sich um Marla kümmern und ich schnappe mir das Medium«, erklärte sie. Im Spiegel des Kleiderschranks zog sie ihren Lippenstift nach.
    Der Anflug eines Schauders durchlief ihn, aber die gewohnte Verzweiflung blieb aus. Sie würden sie also töten. Schön. Die längst überfällige Tat würde ihn vergessen lassen. Er verschwendete seine Zeit nicht länger mit falschen Gefühlsduseleien, er war frei, folgte seiner Natur, endlich.
    »Wir sind gegen Abend zurück. Jonathan möchte, dass du hier wartest.«
    Er nickte. »Okay, aber beeil dich. Wir haben viel nachzuholen.«
    Mit einem eiligen Kuss verabschiedete sich Kira und er blieb allein zurück. Er legte sich lang aufs Bett, fest entschlossen, nichts zu tun. Leise klangen Kiras Worte nach und ganz plötzlich zog sich sein Herz unerwartet zusammen.

    *
    Anna plünderte ihr Konto. Die Scheine zählend trat sie aus dem Foyer der Bank und hoffte, dass das Geld reichte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihren Führerschein damit zu bezahlen. Der Bus zum Flughafen ging in ein paar Minuten. Sie setzte darauf, einen Flug zu erwischen. Sie löste das Busticket bei einem grimmigen Fahrer und ließ sich auf einen der letzten freien Plätze fallen.
    Paps und Sally traf bestimmt der Schlag, wenn sie von ihrem großen Tag nach Hause kamen und sie nicht vorfanden. Falls es ihnen überhaupt auffiel bei den anderen Dingen, die ihnen wohl im Kopf rumspukten. Sie baute darauf, dass Sally schaltete, wenn sie ihren rasch gekritzelten Zettel fand, und ihren Vater daran hinderte, die Polizei zu rufen. Sie hatte sich nur kurz umgezogen und war sofort aufgebrochen.
    Anna senkte den Kopf und dachte nach. Sie stand allein da. Bisher hatte sie sich auf Marla verlassen, aber jetzt

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