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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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brauchte sie ihre Hilfe. Sebastians Verhalten blieb ihr ein Rätsel. Obwohl er auf der Hochzeit aufgetaucht war, hatte er ganz andere Dinge im Kopf gehabt. Wieso ließ er sie schon wieder im Regen stehen? Die Geschichte über die Prophezeiung jagte ihm offensichtlich auch eine mordsmäßige Angst ein. Ob er sich wirklich nur ihretwegen sorgte? Er verschwieg etwas, ganz sicher.
    Anna blickte aus dem Fenster, als der Bus die Türen schloss. Sie fuhren pünktlich ab.
    »Stopp!«
    Eine junge Frau klopfte gegen die Scheibe, der Fahrer hatte Nachsicht. Schnell schlüpfte sie hinein. Sie stand vor dem Fahrer und sprach leise auf ihn ein. Es kostete sie eine weitere Minute an der Haltestelle.
    »Danke«, hörte sie die Frau schließlich sagen. »Darf ich?« Mit einer Kopfbewegung deutete die Fremde auf den Platz neben ihr.
    Ihr fiel auf, dass sie wunderschön aussah.
    Das seidige Haar, die weiblichen Rundungen, die Designerkleidung. Kein Wunder, dass der griesgrämige Fahrer für solch ein Exemplar gern Zeit vertrödelte.
    Der Kokosnussduft ihres pechschwarzen Haars umwehte Anna, als sie sich setzte.
    »Puh, das war knapp«, sagte die Fremde und schenkte ihr ein Lächeln.
    Sie hatte nicht das leiseste Interesse an einem Small Talk und wandte sich ab. Aber der Blick der Frau ruhte auf ihr. Ihr Desinteresse ließ sie völlig kalt, denn sie plapperte mit nerviger Stimme weiter.
    »Ich hasse Busfahren. Mir wird immer ganz anders, besonders auf der Autobahn.«
    Anna sah sie mit einer Mimik an, die besagte, dass sie die Klappe halten sollte. Mit den neurotischen Ängsten von dunkelhaarigen Sallyverschnitten konnte und wollte sie sich nicht herumschlagen.
    »Kennst du den Film, in dem der Tod ein Konzept hat? Da gibt es auch diese schreckliche Szene in einem Bus …«
    »Wenn ich heute sterbe, dann sicher nicht, weil ein Bus verunglückt«, antwortete sie, eigentlich mehr an sich gerichtet.
    Die Fremde nahm das Gespräch auf. »So was sollte man nie allzu laut sagen. Das Schicksal herauszufordern, kann sehr unangenehme Konsequenzen haben. Ich bin übrigens Kira.« Die hübsche Latina streckte ihr die Hand entgegen, aber sie ignorierte sie.
    Wer wollte schon seinen Sitznachbarn kennenlernen? Im Augenwinkel sah sie, dass Kira ihr aufgesetztes Lächeln zu einer beleidigten Miene verzog.
    »Irgendwie hab ich mir dich ganz anders vorgestellt.«
    Was quatschte die Zicke da? Sie kannte sie doch nicht … Sie sparte sich die Antwort, sollte sie sich doch einen Therapeuten suchen.
    »Ich weiß nicht, was Sebastian«, Kira betonte seinen Namen, »an dir findet. Du scheinst unfreundlich zu sein und bei aller Liebe … besonders hübsch bist du auch nicht gerade.«
    Ihre Worte ließen Anna aufblicken. »Du kennst Sebastian?« Na logisch, Halbgötter kannten bestimmt solche Frauen.
    Kiras perfektes Gesicht musterte sie herausfordernd. Irgendetwas daran ließ Anna erschaudern. Sie las Hass in ihren Augen.
    »Oh, ich sehe. Er hat mich nicht erwähnt, wie typisch. Ich bin seine Verlobte.« Ihr falsches Lächeln umspielte erneut ihre Lippen, ließ sie aber keineswegs freundlicher aussehen.
    Annas Herz zog sich zusammen. Das letzte Fünkchen Hoffnung, eines Tages vielleicht doch noch mal so etwas wie Glück zu verspüren, wich aus ihren Gliedern. Eine eisige Kälte durchbohrte ihr Herz. Aber der Gedanke, dass er tatsächlich ihr gehörte, hatte sich bisher sowieso nicht verfestigt. Es war absurd, das war es von Anfang an. Der Eintritt in die Welt der schönsten Momente kostete nichts, aber Anna hätte es wissen müssen … sie zahlte beim Rausgehen.
    Kira nickte enthusiastisch.
    Tränen stiegen in Anna auf. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Sein ganzes Verhalten ließ sich daraus erklären. Ob Marla davon wusste? Bestimmt. Wie konnte sie ihr das nur verschweigen? Sie vertraute ihr doch.
    Hoffentlich stieg die Ziege vor ihr aus, sie ertrug es schon jetzt kaum noch, neben ihr zu sitzen. Krampfhaft versuchte sie, die Tränen wegzublinzeln.
    »Weißt du, ich bin nicht sonderlich eifersüchtig, er war noch nie der Treuste. Trotzdem wird es mir ein Vergnügen sein, dich zu töten.«
    Sie sprach in kindlicher Tonlage, dennoch hörte Anna, dass sie die Wahrheit sprach. Sie sagte es nicht nur, sie meinte es ernst. Die Härchen auf ihren Armen richteten sich auf und eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus. Ihr Instinkt schrie laut nach Flucht. Etwas stimmte nicht, aber Annas Verstand erkannte nicht, was.
    Sie wandte den Kopf ab und sah aus dem

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