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Gefaehrlich sexy

Gefaehrlich sexy

Titel: Gefaehrlich sexy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Karr
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durch den Kopf gegangen sind.

    Gerade als ich River eine Antwort schicken und ihm sagen will, dass ich ihm gern im Kampf gegen die Langeweile zur Verfügung stehe, spüre ich, wie jemand meinen Arm berührt. »Dahlia, Schätzchen.« Grace steht direkt neben mir, und ich lasse mein Handy in der Handtasche verschwinden und erhebe mich von meinem Stuhl.
    Grace sieht älter aus und abgrundtief erschöpft. Ihre Haut ist stumpf, ihr für gewöhnlich sorgfältig frisiertes blondes Haar zerzaust. Sie hat dunkle Ringe unter ihren trüben blauen Augen und zittert wie Espenlaub.
    Das Gefühl der Ruhe, das mich für gewöhnlich überkommt, wenn ich sie sehe, stellt sich diesmal nicht ein, doch in der Hoffnung, dass ihr Zittern sich auf diese Weise legt, nehme ich sie erst mal in den Arm.
    »Oh, Grace«, ist alles, was ich sagen kann, bevor sie einen Schritt zurücktritt.
    »Setzen wir uns erst mal hin und reden.« Ihre Stimme zittert, und ich kann ihr deutlich ansehen – die Geschehnisse haben einen hohen Tribut von ihr verlangt.
    Wir setzen uns an den mit einem weißen Leinentuch hübsch gedeckten Tisch und breiten unsere Servietten über den Beinen aus. Ich habe keine Ahnung, wie ich das Gespräch beginnen soll. Weshalb ich dankbar bin, als Grace wie stets die Führung übernimmt.
    »Dahlia, wie geht es dir?«
    Ich zucke mit den Achseln. »Gut. Ich bin okay.«
    »Ich bin froh, dass du mich angerufen hast.«
    »Tut mir leid, dass ich mich nicht schon eher bei dir gemeldet habe. Aber irgendwie brauchte ich erst mal etwas Zeit.«
    Grace sieht mich einen Moment lang an und fragt dann rundheraus: »Bist du nicht froh, dass Ben am Leben ist?«
    Diese eine Frage habe ich mir selbst bisher noch nicht gestellt. Sie bringt mich aus dem Gleichgewicht, und deshalb stammle ich: »Gott, natürlich bin ich froh. Selbstverständlich freue ich mich, dass er nicht tot ist. Wer würde sich darüber wohl nicht freuen?«
    Sofort feuert Grace die nächste Frage auf mich ab, und ich versuche, ruhig zu bleiben, auch wenn das nicht gerade einfach ist. »Dann liegt es also daran, wie wir es dir mitgeteilt haben? Das tut mir leid. Ich hätte nicht gewollt, dass du es auf diese Art erfährst.«
    »Grace, ich habe kein Problem damit, wie ich erfahren habe, dass Ben noch am Leben ist. Denn schließlich gab es keinen leichten Weg, mir so was mitzuteilen.«
    »Liegt es dann vielleicht an dem Überfall auf dich? Ich bin endlos dankbar, dass dir nicht noch mehr geschehen ist, aber du musst wissen, dass Ben keine Ahnung davon hatte, dass dir dieser Typ gefährlich werden könnte.«
    »Nein. Das Einzige, was mich an dieser Sache aufgeregt hat, war, dass ihr mir kollektiv verschwiegen habt, von wem ich überfallen wurde.«
    »Dahlia, das haben wir für dich getan. Ich wollte in deiner Nähe sein, wenn du es erfährst, denn die Nachricht hätte sicher schreckliche Erinnerungen an den Tod von Ben in dir geweckt. Es hätte dich wahrscheinlich bereits aufgeregt zu hören, dass sein Mörder aus der Haft entlassen wurde, aber zu erfahren, dass es dieser Kerl war, der dich überfallen hat, hätte dich bestimmt vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht. Deshalb wollte ich es dir persönlich sagen und dabei in deiner Nähe sein.«
    »Ich bin nicht mehr so schwach wie früher, Grace. Ich bin nicht mehr das junge Mädchen, das sich krampfhaft an seine Vergangenheit geklammert hat. Ich kann es nicht leiden, wenn man mir was vorenthält. Du hattest nicht das Recht, mir diese Dinge zu verschweigen. Aber das hat nichts mit Ben zu tun.«
    »Ich dachte, ich tue, was das Beste für dich ist.«
    »Das ist mir klar. Und Grace, ich bin dir deshalb nicht mehr böse.«
    »Dann verstehe ich nicht, warum du nicht auch ihm verzeihen kannst, Dahlia. Warum du nicht einmal mehr mit ihm sprechen willst.«
    Ehe ich etwas erwidern kann, nähert sich der Ober unserem Tisch, und ich bestelle einen extra trockenen Martini, während Grace ein Mineralwasser verlangt. Doch kaum, als er den Tisch wieder verlassen hat, greife ich den Faden erneut auf. »Das Wort verzeihen bedeutet für jeden von uns etwas anderes, und jeder muss für sich allein entscheiden, ob er jemandem etwas verzeihen kann. Ich habe mir seine Geschichte angehört, aber was er mir erzählt hat, hat mich nur noch wütender gemacht. Ich glaube einfach nicht, dass sich, wenn ich noch einmal mit ihm rede, etwas daran ändern wird. Es wird mich nicht dazu bewegen, jemals zu vergessen, was ich seinetwegen durchgemacht habe – oder

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