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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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senken.
    „Das ist keine Behauptung.“
    „Der Typ findet dich bestimmt einfach nur nett und überlegt, wie er dich anspricht“, grinse ich.
    „ Blödsinn“, zischt sie in einer Art und Weise, die keinen Widerspruch zulässt. „Er ist mir zuerst aufgefallen, als wir über den Zebrastreifen zu Paul gegangen sind. Als wir den Kosmetikladen betraten, war er plötzlich wieder da. Eine Weile hat er draußen gewartet. Warum wohl, hmh? Nachdem ich mich habe schminken lassen, ist er reingekommen. Seitdem schleicht er hier herum. Er hat dich im Auge.“
    „Mich?“ Mein Kopf dreht sich automatisch in die Richtung, in der ich meinen angeblichen Verfolger entdeckt habe.
    „Nicht gucken“, schnauzt Mama mich an.
    Ich zucke zusammen und wende mich wieder den Kajalstiften zu. Die sind mir sowieso lieber, als noch ein gut aussehender Mann.
    Mama nimmt mir den jadegrünen Stift aus der Hand. „Wir kommen später noch mal her.“
    „Hey“, versuche ich gegen die Enteignung zu protestieren, doch sie schiebt mich bereits durch die mit Frauen dicht gefüllten Gänge zum Ausgang. Meine Joggingschuhe bremsen auf den glatten, glänzenden Fliesen, was es noch schwerer macht, so schnell zu gehen, wie Mama das gern hätte.
    „Die Buntstifte werden heute sicher nicht mehr ausverkauft“, knurrt sie. Bevor ich ihr erklären kann, dass das keine Buntstifte sind, sondern dass ich einen Kajalstift in einer äußerst seltenen Farbe aufgetrieben habe, erklärt sie mir, was wir als nächstes vorhaben: „Wir gehen zu H&M. Das ist ganz in der Nähe und da ist es genauso voll wie hier. Wenn der Schlaks mit der Sonnenbrille auch dort auftaucht, wissen wir Bescheid.“
    Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, ausgerechnet zu H&M zu gehen, obwohl das natürlich so gut wie der einzige Laden in Paris ist, in dem ich mir einen kleinen Shoppingexzess leisten kann. Aber das Kaufhaus gibt es auch in Meaux. „Lass uns doch lieber ...“, beginne ich, werde aber sogleich unterbrochen.
    „Später. Solange er sich unter Menschen mischen kann, wähnt sich dein Verfolger in Sicherheit. Wenn er bei H&M immer noch an dir dran ist, wovon ich ausgehe, da es dort bestimmt richtig voll ist, wechseln wir zu Louis Vuitton. Und wenn er bis dahin nicht verschwunden ist, wissen wir endgültig, dass du einen Schatten hast.“
    „Ich hasse Louis …“
    „Willst du jetzt wissen, ob du verfolgt wirst oder nicht?“
    Lieber nicht. Aber wir rennen bereits wieder über den breiten Gehweg.
    „Mama, glaubst du nicht, dass du zu viele Krimis geschrieben hast und nun Phantasie und Wirklichkeit durcheinander bringst?“
    „ Du hast doch nicht etwa Angst?“, grinst meine Mutter.
    Bevor ich ihr dazu ein paar Takte sagen kann, zieht sie mich in eine Galerie. Ein paar Schritte hinter dem Eingang bleiben wir vor einem winzigen Schuhladen stehen. Ein Paar hochhackige, nachtblaue Wildlederstiefeletten mit gleichfarbigem Fellrand lachen mich an. Für einen Moment vergesse ich Mamas Gefasel von einem Verfolger, Clé und sogar den Kommissar.
    „Guck dir diese Schuhe an !“ Ich höre mich nach Luft schnappen. Wenn ich jetzt in einen Spiegel sehen würde, stünden bestimmt Herzchen in meinen Pupillen. Die nachtblauen, knöchelhohen Schuhe mit dem kleinen Schlitz über dem Spann sind totschick, ohne aufdringlich zu sein. Sie würden zu Jeans passen und zu einem blauen Kleid, das ich mir ebenfalls noch zulegen müsste.
    Meiner Mutter steht nicht der Sinn nach Schuhen, für die ich sterben würde. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtet sie den Eingang der Galerie. Nebenbei bemerkt sie, dass es vollkommen idiotisch ist, sich Schuhe zu kaufen, wenn einem an jedem Fuß mehr als zehn Pflaster kleben.
    „Du könntest sie für mich anprobieren, Mama. Du hast dieselbe Schuhgröße wie ich“, bettele ich. Jede an meiner Stelle würde betteln. Die Stiefeletten sind der absolute Traum. Das Wildleder schimmert wie Samt und der Fellrand ist so fein und weich wie die Härchen von einem neugeborenen Angorakaninchen.
    „Du machst mich wahnsinnig , Jade“, stöhnt Mutter und auch ich selbst komme mir ein wenig albern vor. Doch dann betreten wir gemeinsam den exklusiven Schuhladen.
    „Siehst du“, flöte ich, als wir drin sind. „Von hier aus hast du die Champs-Elysées sogar noch besser im Auge.“ Das stimmt tatsächlich. Der Laden besitzt ein kleines Schaufenster zur Straße hinaus, das wir natürlich nicht gesehen haben, weil mich Mama in ihrem Verfolgungswahn ja gleich in die Galerie

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