Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Platzwahl, bevor er mir den Mantel abnimmt und sich mir gegenüber auf den Boden hockt.
Mir ist es vollkommen egal, wo ich sitze. Hauptsache, José ist bei mir. Ich bin außerdem heilfroh, dass es hier so verdammt dämmrig ist, denn über der Jeans trage ich nur ein Langarmshirt, ohne was darunter, und meine Nippel drücken sich vorwitzig durch den dünnen, blauen Baumwollstoff. Nur zu gern würde ich die Arme vor der Brust verschränken, aber ich habe viel zu große Mühe, mich in meiner knallengen Hose einigermaßen bequem niederzulassen. Und ohne dass ich mich auf die Pobacken hocken muss, die sich gerade mit einem fürchterlichen Pochen bemerkbar machen. Ich knie mich hin und spreize meine Waden nach rechts und links ab. Sehr bequem ist das nicht.
„Interessante Sitzposition“, bemerkt auch der Kommissar.
„Aus dem Yoga“, behaupte ich.
„ Ich könnte gar nicht so sitzen“, sagt José mit einer hochgezogenen Augenbraue. Er streckt seine Beine bequem unter dem niedrigen Tisch aus.
So würde ich auch gern sitzen. Dann lägen meine Beine jetzt genau neben seinen. Allein bei dem Gedanken jagt mir ein erneuter Schauder über den Rücken und ich überlege, ob ich es nicht doch wage, mich auf den Hintern zu setzen. Zumal die angebliche Sitzposition aus dem Yoga alles andere als gemütlich ist.
„Was trinken?“, fragt Ilhami mit einer angedeuteten Verbeugung. „Mittag haben kein Rotwein. Erfrischungsgetränke, Wasser und Tee reichlich vorhanden. Enthalten in Preis. Bitte wählen.“
Ich wähle bitte stilles Wasser, José schließt sich mir an und Ilhami macht sich in seinem wallenden Gewand davon.
„Du hast Glück, dass du mich um die se Zeit angetroffen hast“, lächele ich José an, dessen Augen im Kerzenschein glitzern. „Mutter und ich hatten den kompletten Tag für Shopping vorgesehen, aber dann haben wir zufällig traumhafte Schuhe gefunden und dann ging alles ganz schnell. Abgesehen davon, dass Mama noch bei Louis Vuitton Kleider anprobiert.“
José nickt. „Es freut mich, dass ihr euch amüsiert.“
Na ja, von Amüsement kann nicht wirklich die Rede sein. Nicht bei zwei Verfolgern und einem gestohlenen Handy. Aber diese Kleinigkeiten kann ich dem Kommissar wohl kaum auf die Nase binden. Darum nicke ich einfach nur freudig und versuche es dann doch mit derselben Sitzposition wie José. Leider ist das nicht ganz so einfach, da wegen der knackig engen Jeans bereits meine Beine eingeschlafen sind.
„Oh Gott“, jammere ich, als ich meine kribbelnden Füße unter den flachen Tisch schiebe. „Oh Gott.“
„ Tut dir was weh?“ José beugt sich besorgt vor. Seine dunklen, getrimmten Augenbrauen ziehen sich in der Mitte hoch, so dass sie wie zwei schiefe Ebenen über seinen Augen stehen. Himmel, sieht der Typ gut aus!
Ich schüttele den Kopf. „Eingeschlafene Füße.“ Dass meine zusammengepresste n Zähne eher von den Schmerzen rühren, die die geschundenen Nervenenden unter der zarten Haut meines Pos aussenden, muss José nicht wissen. Im nächsten Moment zuppelt irgendwas an meinen Schuhen. Hilfe! Ich weiß gar nicht, wie ich mich rühren oder still bleiben soll. Es pocht und ziept und kribbelt überall, als hätte ich mit der Hand an einen elektrischen Weidenzaun gefasst. Und dann bemerke ich, was an meinen Füßen geschieht. José zieht mir die Joggingschuhe aus.
„Du hast unglaublich schöne Augen“, bemerkt er, als meine Augen sich wie Karrenräder weiten. Auf seinen Wangen erscheinen die zwei tiefen Grübchen, die ich bereits im Morgengrauen entdeckt habe, als sich sein Mund zu einem Grinsen verzieht.
Erst jetzt fällt mir auf, dass der 3-Tage-Bart verschwunden ist. Wie konnte ich das übersehen? Und all die dünnen Fältchen um seine Augen. Auch die waren mir entgangen. Oder hat José Carreras gestern nicht gelacht? Ich bin vollkommen durcheinander. Körperlich gebeutelt von Schmerzen und von Hormonen, die mich angesichts des sexy Kommissars überschwemmen. Und dann nimmt er auch noch meine Füße in seine Hände, in jede Hand einen, und drückt sie vorsichtig. Immerhin scheinen sie nicht unangenehm zu riechen, was mich dann doch beruhigt.
„Es ist vor allem der rechte Fuß, der wie verrückt kribbelt“, mache ich mich bemerkbar. Meine Stimme klingt belegt und ein wenig erinnert mich meine Bemerkung an die stets notwendigen Regieanweisungen, wenn Clément und ich Sex haben, wobei der Kommissar ja nun wirklich nicht wissen kann, wo es bei mir am schönsten kribbelt.
Sanft
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