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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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Kleid mit der Schleppe abgesehen hat, denn es gibt nicht den allergeringsten Anlass, bei dem sie es tragen könnte. Es sei denn, sie erhält demnächst den Pulitzer-Preis, wofür es ebenfalls keinen Anlass gibt.
    „ Der kleine Mann“, fährt sie fort und wendet sich endlich von dem Kleid mit der Schleppe ab, „ist genauso verschwunden wie der Typ davor. Den kriegst du nicht mehr. Wir melden dein Handy nachher als gestohlen. Aber auch den Aufwand können wir uns sparen. Ich bin mir sicher, dass irgendjemand nur wissen will, was da für Bilder drauf sind. Ich spreche von den Fotos, die ich von dem Einbruch aufgenommen habe.“ Sie zeigt auf einen Kleiderständer, der in dem gigantischen Schaufenster steht, an dem exakt drei dunkelblaue Kleider hängen. Anscheinend ist Dunkelblau in diesem Winter in und anscheinend hat Mama die Auslage bereits von der Straße aus erspäht.
    „Mama, du kannst doch jetzt nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen.“
    Meine Mutter verdreht die Augen und macht sich auf zu den drei Kleidern. „Dann renn‘ halt zur Polizei, Jade“, schnauzt sie, während ich hinter ihr herhechte, „ich kaufe mir jetzt ein schönes, nachtblaues Outfit. Das solltest du auch tun. Später rufen wir von meinem Handy aus dein Handy an. Bis dahin hat der Dieb festgestellt, dass auf deinem Handy nichts Interessantes drauf ist. Dann wird er wissen wollen, wo die Fotos sind. Wie erfährt er das? Indem er Kontakt zu uns aufnimmt.“ Vor den drei Kleidern bleibt Mutter stehen, betrachtet sie forschend und fühlt den Stoff.
    „Du hast Nerven“, stöhne ich , während Mutter mit den Augen die junge Verkäuferin anlockt, die ein bisschen so aussieht wie die Schaufensterpuppe mit dem Schleppenkleid und die plötzlich wie aus dem Nichts im Hintergrund erscheint. „Warum rufen wir mein Handy nicht sofort an?“
    „Weil wir jetzt Kleider anprobieren und weil wir dem Dieb Gelegenheit geben müssen, dein Handy zu durchforsten und sich mit seinem Komplizen abzustimmen.“
    Die Verkäuferin, die nur auf Zuruf tätig wird und sich uns mit Babette vorstellt, ist da, und Mama erklärt ihr, wonach wir suchen. Zur Veranschaulichung kramt sie eine unserer nachtblauen Stiefeletten hervor, der Babette einen anerkennenden Blick entlockt.
    Babette führt uns in eine abseits gelegene Ecke, wo es eine Umkleidekabine gibt. Davor stehen zwei bequeme Sessel, in die wir uns setzen. Sofort taucht eine sehr junge Frau auf, die uns Getränke anbietet, während Babette sich, wie sie sagt, für einen Moment entschuldigt. Sie ist aber so schnell wieder zurück, dass nur Mama dazu kommt, ihren Prosecco und mein Wasser zu trinken. Ich werde umgehend mit zwei nachtblauen Kleidern in eine Kabine geschickt, die ungefähr halb so groß ist wie unser Hotelzimmer.
    Gleich das erste Kleid , das ich anprobiere, ist der absolute Hit. Es ist ultrakurz, komplett aus seidenweicher Spitze, hat einen weiten, runden Ausschnitt und lange Ärmel. Es wärmt, ohne zu kratzen, ist sexy, ohne billig zu wirken, und bequem ist es obendrein. Mehr Auswahl brauche ich nicht.
    „Nicht auf den Preis sehen“, befiehlt Mama und trägt Babette auf, das Kleid zur Kasse zu bringen. Babette gibt den Auftrag an die junge Frau weiter, die auch für die Getränke zuständig ist.
    Meine Mutter kann sich mal wieder nicht entscheiden. Das eine Kleid ist zu kurz, das andere zu lang, jenes zu verspielt, das nächste zu schlicht. Dabei sind alle Kleider wunderschön, abgesehen von dem Kleid mit der Schleppe, das einfach nur vollkommen übertrieben ist. Ich könnte die Krätze kriegen. Nach dem zweiten Glas Wasser und einer Tasse Café mit einem winzigen, mit Kakaopulver bestreuten Sahnehäubchen, schlafe ich fast in meinem Sessel vor den Umkleidekabinen ein.
    „Du siehst müde aus“, bemerkt Mama richtigerweise, als sie in einem knapp knielangen Wickelkleid mit Geisha-Kragen aus der Kabine tritt, in dem sie aussieht wie eine Göttin. „Geh‘ doch schon ins Hotel. Ich brauche noch ein Weilchen. Du kennst mich ja.“
    „Bist du sicher?“, gähne ich.
    Meine Mutter überhört den Spott in meiner Stimme geflissentlich. Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange und nickt Babette zu, damit die mich zum Ausgang bringt, den ich auch allein gefunden hätte. Natürlich geleitet nicht Babette persönlich mich nach unten, sondern ihre Assistentin.
    „Ein Bote liefert die Kleider zu Ihnen ins Hotel, Madame“, informiert mich Babettes Handlangerin über Dinge, die Mama anscheinend

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