Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
ohnmächtig werden. Doch der Herr da oben erhört mich nicht. Stattdessen prustet Blacky und sein Sabber fliegt mir ins Gesicht. Dann spüre ich, wie Mathis meine rechte Hand zusammendrückt, als wollte er mir jeden einzelnen Knochen brechen, und zwischen Blackys Augen legt.
Ich mache mich stocksteif, was aber nichts nutzt, weil ich gegen Mathis‘ Kraft keine Chance habe. Scheinbar mühelos bewegt er meine verkrampfte Hand über die Nase des Tieres, das den Kopf ein klein wenig hebt und kurz mit den Ohren zappelt. Die Bewegung wiederholt Mathis mehrmals. Am Körper bin ich immer noch stocksteif, doch nach einer Weile lockert sich mein Arm und das Höllenvieh hört endlich auf, mit den Ohren zu zucken.
„So, und jetzt gibst du ihm eine Karotte“, bestimmt Mathis mit sanfter Stimme.
„Wo soll ich denn eine …?“, beginne ich, als er mich vor Blacky abstellt und davongeht. Entgeistert starre ich dem Tier in die Augen. Ich wage nicht, mich zu rühren. Wenn das Biest losgaloppiert, bin ich platt. Zum Glück steht es genauso steif auf der Stelle wie ich. Doch dann wackeln seine dünnen Wimpern. Nur ein wenig, was mir aber immer noch bedrohlich genug erscheint und mich zu Tode erstarren lässt.
Aus dem Augenwinkel heraus beobachte ich, wie Mathis, der wieder neben mich tritt, eine Möhre in Blackys grauenvoll riesiges Maul schiebt. Das Biest kaut kurz, schluckt, dann starrt es mir wieder in die Augen.
Noch eine Karotte oder ich fresse dich , scheint es stumm zu drohen.
Mathis drückt mir eine Karotte in die Hand. „Jetzt du.“
Mir schlägt das Herz bis zum Hals, doch ehe ich mich versehe, hat das Vieh den Kopf gesenkt und nimmt mir die Möhre aus der Hand, ganz vorsichtig. Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf.
„Ich habe es gefüttert“, keuche ich. „Es frisst mir aus der Hand.“
„ Es ist ein Hengst“, grinst Mathis. „Er mag dich.“
„Woran erkennst du, dass er mich mag? Auf mich wirkt sein Gesichtsausdruck vielmehr bedrohlich.“ Ich halte meine Hände ganz nah am Körper. Nicht, dass das Biest noch glaubt, da wäre noch eine Möhre und dann ist meine Hand ab.
„ Wenn er dich nicht mögen würde, hätte er dich längst aus seiner Box getrieben.“
„Das ist ja beruhigend“, murmele ich und hebe vorsichtig meine Hand, doch als sie ungefähr auf Bauchhöhe ist, ziehe ich sie schnell wieder zurück. Ich habe die Zähne von dem Vieh gesehen und halte es für besser, wenn die sich nicht in mein Fleisch graben.
Mathis macht ein ähnlich schnaubendes Geräusch wie vorhin Blacky und verkündet munter, dass ich das Pferd nun striegeln könne. Die Bürste, die ich vorhin weggeworfen hatte, befindet sich plötzlich wieder in meiner Hand.
„Nein“, ich schüttele den Kopf. „Das kann ich nicht.“
„Das war keine Bitte“, brummt Mathis und schiebt mich seitlich vorbei an Blacky in die Box. „Pferde mögen das. Wenn du Blacky nur lange genug striegelst, wird er dich nicht nur mögen, sondern lieben.“
Ich glaube nicht, dass dieser Gaul mich lieben wird. Es besteht außerdem keinerlei Veranlassung, dass ein Pferd und ich eine engere Bindung eingehen, da ich bei der nächsten Gelegenheit von hier verschwinden werde.
Mathis interessiert mein verzweifeltes Kopfschütteln nicht. Inzwischen stehe ich neben diesem beeindruckend großen Pferd. Zwischen mir und der Boxenwand befindet sich Mathis, der keinerlei Anstalten macht, mich loszulassen. Wie vorhin, als er meine Hand über Blackys Nase geführt hat, führt er nun meine Hand mit der Bürste über das für meine Begriffe bereits sehr sauber glänzende Fell.
„Du kannst dich mit einer Hand gegen ihn stemmen, während du ihn striegelst“, sagt er. „Lang‘ ruhig ordentlich zu.“
„Und wenn er mich gegen die Wand quetscht?“, jammere ich, während Mathis meine Hand kräftig über Blackys Fell treibt.
„Das Striegeln ist für ihn wie eine Massage , Jade.“
Ich schlucke. Dieser Entführer hat mich noch nie mit meinem Namen angesprochen. Aus seinem Mund klingt das ganz komisch. Ich finde, er hat nicht das Recht, mich so zu nennen. Jemanden beim Vornahmen zu nennen, hat etwas Vertrautes. Einem Verbrecher steht das jedenfalls nicht zu.
„Du kannst mich loslassen“, murmele ich. „Ich glaube, ich schaffe das allein.“
Ich bin überrascht, dass Mathis die Hände von mir nimmt und die Box verlässt. Einige Minuten lang beobachtet er noch, wie ich das Tier striegele. Obwohl ich vor Angst zittere, gebe ich mir alle Mühe, mir das nicht
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