Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
„Rück‘ das Handy raus.“
„Mach‘ schon, Jade“, redet nun auch meine Mutter auf mich ein.
„Ihr seid doch alle bescheuert“, schnauze ich und bleibe stocksteif sitzen. „Ich glaube den beiden kein Wort. Das ist doch bloß eine Hinhaltetaktik, ein leeres Versprechen. Wann genau kann ich Clé eine SMS schicken? Und von welchem Gerät aus? Ich lasse mich nicht verarschen!“
„Wenn du von Mathis‘ Handy aus telefonierst, geht dein Freund zur Polizei und man könnte uns ausfindig machen“, erklärt Antoine seelenruhig. „Du kannst dir sicher denken, dass das höchstens dein Wunsch ist. Und auch das nur, weil du keine Ahnung hast, was hier gespielt wird.“
„Ach? Was wird denn hier gespielt?“, keife ich.
„Du wirst es erfahren, das verspreche ich dir. Und ich verspreche dir auch, dass du nachher, wenn wir wieder im Schloss sind, von deinem eigenen Handy aus eine SMS an deinen Freund senden darfst. Natürlich wirst du auch da nicht reinschreiben, was du möchtest, aber du kannst ihm etwas schreiben, das ihn beruhigt. Das wäre sogar mir lieb.“
„Woher soll ich wissen , dass du die Wahrheit sagst?“ Meine Stimme überschlägt sich.
„Ganovenehre“, grinst Antoine. „Du hast mein Wort, Jade.“
Oh. Mann. Womit habe ich das nur verdient? Wie in Zeitlumpe hebe ich meine rechte Arschbacke an, verziehe den Mund zu einem breiten Grinsen und zische in Mathis‘ Gesicht: „Hol’s dir doch, Einbrecher.“
Woher ich den Mut nehme, ist mir selbst schleierhaft. Im nächsten Moment bin ich mir allerdings nicht mehr sicher, ob das so eine gute Idee war, denn da liegen Mathis‘ Lippen auf meinen und er beißt mir in die Unterlippe, dass ich vor Schmerz aufschreie.
„Du Idiot!“, schnauze ich ihn an und ziehe unter meinem Hintern meine Hand mit dem Mobiltelefon raus, das in hohem Bogen in den Schnee fliegt.
Mit einem Satz springt Mathis aus dem Schlitten.
Jetzt bemerke ich erst, dass wir anscheinend unser Ausflugsziel erreicht haben. Nur wenige Meter von der Stelle, an der das Pferdegespann hält, steht eine Holzhütte. Und die wiederum befindet sich ganz oben auf einem Hügel, der eine grandiose Aussicht über die umliegende Gegend eröffnet. Ich sehe zu Mama, die mir unauffällig zuzwinkert und zwinkere zurück. Immerhin wissen wir nun, dass sich am Fuße dieses Hügels ein Dorf befindet.
Inzwischen hat auch Antoine den Schlitten verlassen . Bewaffnet mit einer Taschenlampe hilft er Mathis, der in dem knöchelhoch liegenden Schnee nach dem iPhone sucht.
„ Er hat mir von dieser Hütte vorgeschwärmt, die auf einem Hügel liegt. Von da bis zu unserem kleinen Ausflug bedurfte es nur weniger Worte“, zischt Mama mir zu. „Das mit dem Handy, beziehungsweise dass du nachher eine SMS versenden kannst, das hast du übrigens gut gemacht, Jade. Hut ab.“
Ich drücke meiner Mutter einen schnellen Kuss auf die Wange. Wenn das so weitergeht, sind wir bald zu Hause.
Kapitel 1 9
Während ich aus der Kutsche heraus zusehe, wie Mathis und Antoine nach dem Handy suchen, kommt mir eine Idee. Ich beuge mich zu meiner Mutter vor. „Mama? Kannst du eigentlich reiten?“, frage ich flüsternd.
Ihre Augen nehmen die Form von Spiegeleiern an. „ Jade, du willst doch nicht etwa …?“
„Kannst du oder kannst du nicht? Mathis und Antoine sind noch beschäftigt. Wenn wir uns beeilen ...“
„Als Kind habe ich mal auf eine m Pony gesessen. Auf dem Rummel“, vertraut Mama mir an und zuckt entschuldigend mit den Schultern.
„Antoine hat einfach nur die Zügel gehalten“, zische ich meiner Mutter zu. „So schwer kann das nicht sein. Man zieht nach rechts und die Viecher laufen rechts rum, man schlägt die Zügel auf und ab und dann geben sie Gas.“
Mutter sieht mich zweifelnd an, als unser kleines Gespräch auch schon beendet ist.
„Ich habe es“, triumphierend hält Antoine das Handy in die Luft, „man muss einfach mal die Augen aufsperren“, sagt er zu Mathis, „es lag direkt vor deinen Füßen.“ Im nächsten Augenblick taucht sein Kopf rechts neben mir am Schlitten auf und er verkündet drohend: „Das solltest du besser nicht häufiger versuchen.“
„Wenn man mich nicht gefangen hielte, könnte ich mir solche Scherze ersparen“, schnappe ich. Antoine reagiert nicht auf meine Zickerei, sondern hilft meiner Mutter aus dem Schlitten.
„ Ich zeige dir, wo ich mich als Kind häufig versteckt habe“, sagt er zu meiner Mutter, als würde er ihr ein Geschenk machen.
Ich überlege, ob ich
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