Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
kommt meinem immer näher. Verdammte Scheiße. Ich fühle, wie das Blut in mein unter Garantie schon jetzt feuerrot glühendes Gesicht schießt. Vielleicht schließe ich einfach die Augen. Ja, genau das werde ich tun. Ich will es gar nicht mit ansehen, was nun geschieht. Doch da springt Mathis plötzlich auf seine Füße und zieht mich gleich mit sich hoch. Kräftig schlägt er den Schnee, der an meiner winterlichen Unterwäsche klebt ab, dann lädt er mich über seine Schulter und schleppt mich den ganzen Hügel nach oben. Mein Gesicht hängt wieder direkt über seinem kleinen, harten Hintern und Mathis‘ Schulter drückt sich wieder einmal schmerzhaft in meine Magengrube. Doch ich entspanne mich, lasse mich einfach hängen. Das ist immer noch besser, als auf Socken durch den Schnee zu stapfen.
„Was war das?“ Antoines dunkle Stimme durchschneidet den Schnee, der in dicken Flocken vom Himmel fällt. Anscheinend hat Mathis mit mir über der Schulter den Hügel erklommen und wir befinden uns wieder in der Nähe unseres unglaublich spannenden Ausflugziels, das ich aus meiner Position jedoch nicht sehe. Ich fürchte sowieso, dass sich mein Hintern direkt vor Antoines Gesicht befindet. Oder vor dem meiner Mutter, deren dicke Moonboots neben Antoines eleganten, halbhohen Männerstiefeletten stehen, in die er die Hosenbeine gesteckt hat, wie ich durch Mathis‘ Beine hindurch erkenne. Beinahe bin ich froh, dass Mathis mich nicht absetzt. Ich fürchte nämlich, dass ich unfähig wäre, mich gerade aufzurichten. Meine Unterwäsche und meine Socken fühlen sich an, als wären sie gefroren.
„Bring das Mädchen sofort in den Schlitten und wickele sie in Decken ein, bevor es sich den Tod holt.“ Die schwarzen und die weißen Schuhe zwischen Mathis‘ Beinen setzen sich in Bewegung.
Auch Mathis ‘ Füße stapfen endlich wieder durch den Schnee. Kurz darauf lande ich unsanft auf der Rückbank des Schlittens.
„Am besten ziehst du das nasse Zeug aus“ , knurrt Mathis. In seinen Augen lese ich nicht die Spur von Reue.
Meine Augenlider flattern und ich sehe meine frostigen Wimpern. Ich bin steif vor Kälte und unfähig, mich zu rühren. Nur meine Zähne schlagen klappernd wie der Deckel auf einem Topf kochender Kartoffeln und ich fühle mich wie ein Hähnchen, dass jemand vor kurzem aus dem Gefrierfach geholt hat, um es langsam aufzutauen.
„Okay, dann ziehe ich dich aus“ , verkündet Mathis. Er sieht mir forschend in die Augen. „Du kannst es ja offensichtlich nicht. Ich sehe auch nicht hin. Versprochen.“
Ich blinzele erneut.
„Es tut mir leid. Ich dachte nicht, dass du derart schnell einfrierst“, brummt er, während er mir die Socken von den Füßen zieht. Gleich darauf schält er mich aus der nassen Hose. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, dass ich inzwischen halbnackt vor ihm liege. Vorsichtig richtet er meinen Oberkörper auf und zieht mir das Shirt über den Kopf. Danach wickelt er mich in sämtliche verfügbaren Heizdecken und dreht sie auf die höchste Stufe.
„Was für ein Blödmann“, höre ich meine Mutter schimpfen.
„Das kannst du wohl laut sagen“, gibt Antoine ihr recht und klettert wieder auf den Schlitten. „Wie die Kinder.“
„Wenn meine Tochter sich eine Lungenentzündung holt, dann …“
„… setze ich meinen Neffen höchstpersönlich nackt in der Wildnis aus“, setzt Antoine den Satz fort.
„Dann sollen ihn die Wölfe fressen“ , grunzt meine Mutter, wickelt sich in ihre Decken und dann lachen sie und Antoine sich halb tot.
„Ho ho ho“, lacht Antoine schallend. Sofort setzt sich der Schlitten wieder in Bewegung und er und meine Mutter unterhalten sich über Antoines Kindheit.
So langsam glaube ich wirklich, ich bilde mir all das nur ein. Diese Entführung ist vielleicht tatsächlich nur ein total verrückter Traum.
Statt der Rundfahrt über Antoines gesamte Scholle, geht es im Galopp zurück zum Schloss. Als das alte Gebäude in Sichtweise kommt, bin ich halbwegs aufgetaut und klettere umständlich in den rosa Schneeoverall und die Moonboots, denn ich habe keine Lust, Mathis auch noch eine Art umgekehrten Striptease zu bieten. Aber darüber hätte ich mir keine Gedanken machen müssen. Mathis starrt sowieso von mir weg in diese elendig langweilige Landschaft. Dabei schweigt er, so wie er die ganze bisherige Rückfahrt geschwiegen und auch sein Handy nicht eines Blickes gewürdigt hat.
„Nennst du das Romantik?“, knurre ich in seine
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