Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Mathis leben darin. Jeder hat eine eigene kleine Wohnung. Na ja, nicht gerade klein. Die Wohnungen bestehen aus jeweils zwei Räumen, aber was für welchen! Ich war bei Antoine. Er hat ein sehr großes Wohnzimmer, an das sich ein Tanzsaal von einem Schlafzimmer anschließt. Und im Erdgeschoss, in der Nähe der Küche, befindet sich die Wohnung von Dominique und ihrem Mann.“
„Guy“, platze ich heraus , erfreut, etwas zu wissen, das meine Mutter nicht weiß, aber da habe ich mich geirrt.
„ Guillome“, korrigiert sie mich, „Guy nennt ihn nur Mathis. Guy und Domi. Die beiden sind der Großelternersatz. Seine leiblichen Großeltern hat Mathis nie kennengelernt.“
„Warum nicht?“
„Keine Ahnung, aber so interessant ist das vermutlich nicht.“
„Was ist mit seine n Eltern?“
„Der Vater hat sich im Knast erhängt.“
„Warum überrascht mich das nicht?“
„Jade!“, meint Mutter vorwurfsvoll.
„Und was ist mit der Mutter?“
„Bei der Geburt gestorben.“
„Ach du liebe Scheiße“, entfährt es mir und ich meine es ehrlich.
„Und Antoine? Hat er keine Familie? Eine Frau?“
„Er hat sich um Mathis gekümmert. Eine Frau gab es ebenfalls. Aber sie ist das größte Tabuthema überhaupt.“
„Vielleicht hat sie sich umgebracht“, überlege ich.
„Jade, du bist unmöglich.“
„Könnte doch sein.“
„Nein, das könnte gar nicht sein“, ertönt Antoines tiefe Stimme. „Bitte nicht erschrecken, badet ruhig weiter. Ich wollte euch nur kurz die Laptops bringen und Bescheid sagen, dass es um zwanzig Uhr Dinner gibt. Die Kleiderordnung kennt ihr inzwischen.“
Ich höre das Wasser in Mutters Bad plätschern. Vermutlich hat sie kein Schaumbad ins Wasser gekippt und nun hat sie ein Problem, sich abzudecken. Doch ihre Stimme klingt ungerührt, während mir beinahe das Herz aus dem Hals springt, so sehr erschreckt mich Antoines plötzliches Auftauchen. „Grillen wir wieder?“, ruft sie amüsiert.
Antoine lacht schallend. „Um zwanzig Uhr im Speisesaal. Du findest ihn doch, Aurore?“
„Ich habe eine Orientierung wie eine Brieftaube“, gibt Mutter zurück.
„Dann bis später.“ Die Türe fällt hinter Antoine ins Schloss. Das obligatorische Schlüsselumdrehen bleibt jedoch aus. Erst jetzt wird mir klar, dass die Tür die ganze Zeit über offen war.
So schnell bin ich aus noch keiner Wanne gesprungen. Ich wickele mich in ein Handtuch und stürme in mein Zimmer. Auf dem hübschen Sekretär vor dem Fenster liegt ein Laptop, ein schwarzer Vaio. Genau so einen wie ich ihn auch zu Hause habe. Das Stromkabel liegt fein aufgerollt darauf. Sogar eine Maus ist dabei.
Ich fege das Kabel vom Deckel und klappe den Laptop auf, als mich ein neuerlicher Schrecken durchfährt, denn dieser Laptop sieht nicht nur aus wie me in eigener, es ist mein eigener, denn bei einem fremden Gerät würde wohl kaum die Fünf auf der Nummerntastatur fehlen. Das einzige, was sich an meinem Computer geändert hat, ist das Passwort. Es ist nicht mehr vorhanden.
„Mama“, brülle ich, das ist mein eigener Laptop. „Sie waren bei uns im Haus, in Monthomé und haben unsere Computer geholt.“
Inzwischen ist auch meine Mutter bei ihrem Computer. Im Gegensatz zu mir wundert sie sich allerdings über gar nichts.
„Haben sie dein Passwort nicht zurückgesetzt?“
„Vorsichtshalber hatte ich gar keins eingerichtet“, gibt sie zurück und hängt ihren Laptop an die Steckdose, da er auch zu Hause ständig ans Stromnetz angeschlossen ist. „Passwörter vergesse ich ja doch immer. Außerdem ist es lästig, immer erst eine Buchstabenkombination eingeben zu müssen. Ich will den Computer aufklappen und sofort mit der Arbeit loslegen.“
Mir soll egal sein, was mit Mamas Computer los ist. Ich habe jedenfalls nur Augen für eins: Für die Internetanzeige.
Mit fliegenden Fingern rufe ich die Einstellungen auf. Es gibt hier oben Empfang , allerdings nur sehr schwachen. Und natürlich ist das Netz mit einem Passwort geschützt. Aber das war ja nicht anders zu erwarten gewesen. Daraufhin durchforste ich kurz meine Festplatte, aber es sieht alles aus wie immer. Anscheinend haben sie nur mein Passwort zurückgesetzt, um nachzusehen, ob sie etwas Interessantes auf meinem Computer entdecken, beispielsweise Fotos von einem gewissen Einbruch.
„Ist auf deinem Computer alles okay?“ , rufe ich meiner Mutter zu.
„Ja, alles okay“, murmelt sie abwesend.
Als ich in ihr Zimmer sehe, hockt sie splitterfasernackt an dem
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