Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Stück von dem schwarzen Zeug aus der Form. „Willst du es probieren?“
Ich springe einen Schritt nach hinten. „Nein, danke. Ich kenne das Essen meiner Mutter. Überraschenderweise ist es ihr gelungen, mich damit aufwachsen zu lassen. Ihr habt bestimmt noch ein paar andere Leckereien im Haus. Zur Not täte es der Lachs von heute Morgen.“
„ Sorry. Der ist nichts für mich. Spaghetti?“ Mathis holt bereits einen großen Topf aus einem der Schränke und füllt ihn mit Wasser.
„Und dazu?“
„Sauce.“
„Ach was. Tomatensauce, Sahnesauce?“
„Gorgonzola.“
„Sag mal, kannst du auch in ganzen Sätzen sprechen?“
Mathis drückt mir einen Topf mit Salz in die Hand. „Einen Esslöffel davon ins Wasser. Die Löffel sind …“
„Ich weiß, wo die Löffel sind“, maule ich und sehe Mathis nach, der in der Speisekammer verschwindet. Hoffentlich holt er nicht die Heringe. Und hoffentlich stinkt es gleich nicht in der ganzen Küche nach dem Fisch. Ich hasse Fischgeruch. Aber meine Sorgen sind überflüssig. Nur ein leichter Duft von Geräuchertem dringt zu mir. Ich gebe das Salz ins Wasser und lege den Deckel auf den Topf, als Mathis neben mich tritt und mir ein Stück Käse in den Mund schiebt. Im letzten Moment kann ich es mir verkneifen, in seine Finger zu beißen und lasse den Käse auf der Zunge zergehen. Ich nicke. Der ist köstlich.
Zufrieden legt Mathis den Käse auf ein Schneidbrett und sagt grinsend: „Du weißt sicher, wo die Messer sind.“ Dann verschwindet er erneut in der Speisekammer. Dieses Mal kehrt er mit Feigen, Schalotten und einer kleinen, roten Chilischote zurück. „Willst du mal probieren?“, grinst er schon wieder unverschämt.
„Hau ab“, schnauze ich. Clément hat mir einmal eine kleine, rote Chilischote untergejubelt. Darauf falle ich nie wieder herein. Noch Tage später brannte meine Zunge wie Feuer. Sofort beginne ich, die Schote in winzige Streifen zu schneiden.
„Die Schalotten achteln. Zwei Feigen wäschst du nur. Die übrigen Feigen schälst du“, weist mich Mathis an.
„Du führst dich auf wie ein Feldwe bel. Ich hasse dominante Männer“, knurre ich, während ich die letzte Schalotte zweimal der Länge nach teile.
„Dominanz kann sehr erregend sein , und zwar für beide Parteien“, meint Mathis breit grinsend. Er lässt Butter in einem flachen Topf aus und streut ein wenig Zucker hinzu, bevor er von mir die Schalottenachtel fordert. Ich muss mich ganz schön dranhalten. Leider sind meine Kochkünste denen meiner Mutter nur allzu ähnlich. Und auch bei den Handlangerarbeiten versage ich auf der ganzen Linie.
„Achtel, keine Sechstel“, brummelt Mathis kopfschüttelnd und wirft die Schalottenstücke in die gezuckerte Butter. Sofort macht sich in der Küche der wunderbare Duft ausgelassener Butter breit, der gleich darauf von dem herzhaften Duft karamellisierter Schalotten vertrieben wird. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen.
„Brauchst du nicht mal langsam die Chili?“ Mit dem Brett in der Hand, auf dem die kleinen roten Kringel liegen, stehe ich neben Mathis und sehe zu, wie geduldig er mit dem Kochlöffel in der Pfanne rührt.
„Wasser“, bellt er plötzlich. „Schnell. Nimm die Tasse, die auf der Spüle steht.“
Ich tue, w as der Chefkoch von mir verlangt, rase kreuz und quer durch die riesige Schlossküche. Mathis löscht die brutzelnden Zwiebeln ab, legt einen Deckel auf die Pfanne und saust in die Vorratskammer. Sehr ökonomisch arbeitet er nicht gerade, aber dann würde das Theater, das er aufführt, um ein paar Spaghetti mit Gorgonzola-Sauce zu kochen, auch nicht so eindrucksvoll wirken. Während ich das Gefühl nicht loswerde, dass Mathis das Spektakel nicht ohne tieferen Sinn, beziehungsweise Hintersinn aufführt, frage ich mich, ob ich sein offensichtliches Bemühen, sich an mich ranzumachen, nicht für meine Zwecke nutzen kann.
„Diese Spaghetti habe ich übrigens selbst gemacht“, verkündet er und hält eine Tüte mit sehr unregelmäßig geformten, größtenteils länglichen Nudeln in die Höhe.
Ich nicke anerkennend und entscheide mich endgültig dafür, mich auf sein Spielchen einzulassen. Das heißt, ich werde mich schön zieren, damit er umso schärfer wird, und in einem geeigneten Moment werde ich ihn überwältigen. Mir wird schon noch einfallen, wie ich das anstelle. Vielleicht gelingt es mir ja, ihn in eines der vielen Zimmer einzusperren. Ich weiß ja inzwischen, wo die Schlüssel liegen.
Das Wasser in dem
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