Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
die zum Gehalt dieses Jobs passt. Aber das kriegen wir schon hin“, meint sie. „Der Auftraggeber muss ...“ Sie hebt eine Hand. „Ja, hallo, Monsieur Chabrol“, sagt sie. „Hier ist Juliette Al Hammad vom Arbeitsamt in Meaux. Die Pariser Kollegen haben unter anderem uns um Amtshilfe gebeten. Wegen der Stelle einer Schreibkraft für Ihr Hotel. Wie ich sehe ist die Stelle seit Monaten unbesetzt. Ich hätte hier jemanden, der perfekt auf das Profil passt. Die junge Dame kann perfekt schreiben. 10-Finger-System. Blind. Mindestens 400 Anschläge. – Englisch?“ Wieder sieht sie mich forschend an.
Ich nicke heftig.
„Englisch kann sie selbstverständlich auch, ja“, fährt die Sachbearbeiterin fort. „Die junge Frau ist hochqualifiziert. Sie kommt allerdings aus der Gegend um Meaux, müsste täglich annähernd zwei Stunden Fahrweg in Kauf nehmen. Nur für die Hinfahrt. Sie ist bereit dazu. Sie müssten aber Fahrgeld zahlen, wenn Sie die Stelle endlich mal besetzt haben wollen. – Wie?“ Madame Al Hammad nickt mir aufgeregt zu. „Großartig, Monsieur Chabrol. Das wird Mademoiselle überzeugen. – Ja, jetzt ist es gleich Mittag. Mademoiselle Dechamps fährt sofort nach Hause, packt ein paar Sachen, alles, was sie bis zum Wochenende braucht, und dann setzt sie sich in den Zug nach Paris. Und um 17 Uhr steht sie dann bei Ihnen in Büro. – Perfekt. Und Sie informieren mich, ob alles zur Zufriedenheit läuft. Au revoir.“
Madame reicht Monsieur Placibon den Hörer, der ihn auf die altmodische Telefongabel legt. Dann wendet sie sich mir zu: „Sie haben einen Job. Erst einmal zur Probe. Sie arbeiten bis einschließlich Freitag für die Hälfte des regulären Lohnes. Sie bekommen Kost und Logis im Hotel. Sie melden sich an der Rezeption, nennen Ihren Namen und sagen, dass sie einen Termin mit Monsieur Chabrol haben. Monsieur Placibon gibt Ihnen die Adresse. Ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen, Mademoiselle.“
Sie reicht mir die Hand , die ich im Eifer des Gefechts ein wenig zu fest drücke und Monsieur Placibon drückt mir den gräulichen Zettel in die Hand.
„Ich danke Ihnen vielmals“, verabschiede ich mich überschwänglich.
Ich schwebe beinahe aus dem Arbeitsamt hinaus , direkt auf den Parkplatz, wo der Kommissar auf mich wartet.
Das Wohnungsamt in Meaux kann ich mir schenken. Juchu!
„Zurück zu mir“, brülle ich in den BMW hinein.
José ist so verdutzt, dass er sofort auf den Starter-Knopf drückt und losfährt, fast noch bevor ich mich angeschnallt habe.
Ich kann mein Glück kaum fassen. Ich habe einen Job, inklusive Kost und Logis. Und das auch noch in Paris. Und ich muss noch nicht einmal Klos putzen oder kellnern. Einen schönen, sauberen Bürojob. Zwar erstmal nur zur Probe, aber ich werde alles daransetzen, auf Dauer eingestellt zu werden. Und dann finde ich ein Appartement in Paris. Irgendwo auf dem Montmartre, wo ich abends und in den frühen Morgenstunden an meinem Drehbuch feile. Und immer wenn ich Anregung brauche, schlendere ich durch die Gassen von Paris und über die Champs-Elysées und so weiter und so fort. Ich werde Freundinnen und Freunde haben, ausgehen und ein richtiges Leben führen. Clément habe ich bereits vergessen. Und den Kommissar vergesse ich, sobald er mich in Paris abgeliefert hat.
„Alles bestens“, beruhige ich José Carreras, denn er versucht noch immer, mir ein Gespräch über den gestrigen Nachmittag ins Knie zu schrauben. „Wenn wir bei mir sind, packe ich ein paar Sachen und dann komme ich mit nach Paris.“
„ Und dann beginnen wir noch einmal von vorn?“, fragt José begeistert.
„Ich beginne noch einmal ganz von vorn“, antworte ich nicht minder begeistert.
Kapitel 5
Meine Mutter ist gelinde gesagt ziemlich überrascht darüber, wie rasant sich die Dinge bei mir entwickeln. Da ist sie von mir anderes gewohnt. Irgendwas in der Nähe des Schneckentempos. Doch dann steckt sie mir fünfhundert Euro zu. Es soll heimlich geschehen, aber ich erwische sie dabei, wie sie das Geld in die Tasche des rosa Mäntelchens steckt, das ich als geeignet für ein Vorstellungsgespräch für die Stelle einer Schreibkraft erachte.
„Für den Notfall“, murmelt sie und umarmt mich herzlich, wobei ich froh bin , dass sowohl das Mäntelchen, als auch das zugehörige rosa Etuikleid, das ich darunter trage, tatsächlich aus einem knitterfreien Stoff sind. „Und ich sage niemandem etwas, nicht wahr? Du meldest dich, wenn du bereit bist, nicht wahr?“
„Es
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