Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
die Küche.
„Du weißt, wie man Kaffee kocht. Ich brauche noch ein paar Minuten, um mich frisch zu machen“, sage ich und mache mich auf, um zu duschen und auch alles andere Notwendige zu erledigen, damit ich salonfähig erscheine. Natürlich dauert das länger als ein paar Minuten. Auch hätte ich die Zeit gern noch weiter ausgedehnt, aber ich habe wichtige Dinge zu erledigen. Und so stehe ich bereits nach einer knappen halben Stunde an der Küchentür und winke José, mich zu begleiten.
Schnurstracks begebe ich mich zu dem schwarzen BMW, setze mich auf den Rücksitz und erläutere ihm den Plan: „Zuerst zur Post, dann nach Meaux.“
Dass ich vorhabe, in Meaux das Arbeitsamt und anschließend das Wohnungsamt aufzusuchen, anstatt, wie Josés Gesichtsausdruck zu entnehmen, dort mit ihm in irgendeinem gemütlichen Café etwas zu trinken, behalte ich für mich. Denn so gesehen ist es doch eine gute Idee von José, mich zu besuchen. So brauche ich Mama jedenfalls nicht um den Jeep zu bitten. Und der ungalante Kommissar hat Gelegenheit, ein wenig Buße zu tun.
Da das Postamt, beziehungsweise der Schalter im Tabakswarenladen Nummer 1 nicht weit von meinem Noch-Zuhause liegt, kommt José gerade bis zur ersten Frage, die ich allerdings nicht beantworte. Er will wissen, wie es nach dem Postamt weitergeht.
Ich verlasse erstmal den BMW und gebe das Vaterschaftspäckchen bei Monsieur Picard ab, der mir mitleidig die Hand tätschelt, bevor er das Paket in eine Postkiste steckt.
„Das geht noch heute raus“, versichert er und drückt meine Hand gleich noch einmal.
„Ich bin über Clément hinweg, Monsieur Picard“, versichere ich dem Postangestellten und Tabakswarenverkäufer im Gegenzug und verlasse den Laden quasi im Flug.
Als ich wieder im Wagen sitze, auf der Rückbank, damit ich freien Zugang zu dem Bordcomputer habe, suche ich im Internet die Adresse des Arbeitsamtes raus und diktiere sie José, der sie ins Navi eingibt. Und dann muss ich mich wohl oder übel mit Monsieur Carreras, diesem Teufelchen-Kondom-Nutzer, unterhalten.
Und da will er tatsächlich von mir wissen, was er denn bitteschön gestern verkehrt gemacht habe.
„Dir haben sie doch wohl“, beginne ich mit einem Fluch, den ich allerdings sofort abbreche, um mich etwas damenhafter auszudrücken.
„So ziemlich alles“, sage ich stattdessen. „Sonst wärst du wohl kaum mit diesem protzigen Blumenstrauß bei mir aufgetaucht.“ Dann versenke ich mich sofort wieder in den Bordcomputer. Das Arbeitsamt hat eine Internetseite, auf der es einen Punkt gibt, der JOBANGEBOTE lautet. Das ist doch genau das, was ich im Moment am meisten brauche. Kahlköpfige Kommissare, die aussehen wie Pep Guardiola und mit ihrer frisch eroberten Geliebten über eine Freisprechanlage telefonieren, während die Kollegin daneben sitzt, können mir höchstens als Chauffeur dienen.
Währenddessen erklärt mir José mehrmals hintereinander mit immer denselben Worten, dass er sich unsterblich in mich verliebt habe und er darum vielleicht nicht ganz zurechnungsfähig sei.
„Tja, ganz zurechnungsfähig bist du wirklich nicht“, stimme ich ihm zu und da schluckt er und gesteht, dass Nadine seine Ex ist und Louis-Stefan ihr gemeinsamer Sohn. Dieses Geständnis vermag dann doch meine Aufmerksamkeit von der Internetseite des Arbeitsamtes abzulenken. Das schlägt doch wohl dem Fass den Boden aus. Ich bin sprachlos. Und endgültig davon überzeugt, dass José Carreras und ich nicht miteinander alt werden.
„Nadine weiß alles über mich. Seit wir privat getrennt sind, ist sie eine gute Freundin, vor der ich alles besprechen kann.“
Das verstehe, wer will. Ich nicht.
„Dann lass’ dir diese Freundschaft von mir nicht zerstören“, empfehle ich. Glücklicherweise verkündet die Dame im Navi, dass wir unser Ziel erreicht haben.
„Du gehst zum Arbeitsamt“, stellt José richtigerweise fest.
„Du kannst auf dem Parkplatz auf mich warten“, stelle ich klar. „Es wird hoffentlich nicht allzu lange dauern.“
„Ich hole mir in der Zwischenzeit da drüben im Café was“, meint José, was mir aber ehrlich gesagt vollkommen schnuppe ist. Von mir aus kann er auch abzischen in sein Anteuil. Zur Not fahre ich mit dem Bus nach Monthomé zurück.
Ich knalle die Tür des BMW zu und betrete das Arbeitsamt, um mein Leben in meine eigenen Hände zu nehmen.
„Sie müssen auf die zweite Etage, Zimmer 201 bis 212. Da müssen alle Hilfskräfte hin. Dort ziehen sie eine Nummer und
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