Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
mich immer erreichen kannst, falls ich dich gleich nicht sehen sollte, wenn du dein Geschäft verrichtet hast.“ Er lacht herzhaft über seinen unglaublichen Witz.
Ich tue ebenfalls belustigt, schnappe meine Tasche, erzähle, dass ganz unten auf dem Boden meine Tampons liegen und springe aus dem im Schritttempo fahrenden Wagen.
„Ich bin dann mal weg , José. Nicht böse sein. Aber mit uns wird das definitiv nichts“, rufe ich dem Kommissar noch zu. Und dann bin ich wirklich weg. Nichts wie runter in die Metro. Bevor er realisiert, dass ich ihm soeben einen Korb gegeben habe und er mich wieder einfängt.
Ein paar Minuten später werfe ich mein rotes Handy in einen Wagon, der in den Tunnel Richtung Anteuil entschwindet. Das Ding weiß ja inzwischen, wie man selbständig durch Paris gondelt.
Ich selbst mache m ich auf den Weg zu meinem ersten ganz normalen Arbeitsplatz in meinem neuen, selbstbestimmten und von Eigenverantwortung getragenen Leben.
***
Voller Vorfreude klappere ich auf meinen Pumps die Treppe der überirdischen Metro-Station Bir-Hakeim hinunter und frage ich mich bis zum Hotel durch.
Fast befürchte ich, dass ich mir mal wieder bei einer meiner Wanderungen durch Paris Blutblasen an den Füßen einhandele, doch dann stehe ich vor dem Hotel. Und mir bleibt die Spucke weg. Wenn ich so gut bezahlt werde, wie das Hotel aussieht, brauche ich bloß einen Teilzeitjob, um über die Runden zu kommen. Das Hotel hat fünf Sterne und De Luxe steht auch noch auf dem vergoldeten Schild.
Ich kann es kaum fassen, dass ich durch den Haupteingang einmarschieren soll, den der Architekt vermutlich für Könige konzipiert hat, aber so hat es die Sachbearbeiterin vom Arbeitsamt in Meaux erklärt. Bei dem Versuch, mir nicht allzu sehr ansehen zu lassen, wie beeindruckt ich von dem Prunkbau bin, versage ich kläglich. Dieses Hotel hat sicher zehn Sterne verdient. Und es beeindruckt mich umso mehr, dass sogar das Personal den Haupteingang benutzt.
„Mein Name ist Jade Dechamps. Ich soll mich hier melden. Zwecks eines Termins bei Monsieur Chabrol. Das heißt, ich habe den Termin um 17 Uhr. Ich weiß, dass es noch nicht so spät ist. Pardon. Es geht um ein Vorstellungsgespräch“, stammele ich der äußerst gut aussehenden und perfekt kostümierten Rezeptionistin entgegen. Bin ich froh, dass ich das rosa Outfit aus dem Schloss habe mitgehen lassen. In meinen eigenen Klamotten wäre ich hier vollkommen deplatziert gewesen. Außer mit dem nachtblauen Kleid und den dazugehörigen Stiefeletten natürlich. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine simple Schreibkraft, noch dazu eine, die zur Probe arbeiten muss, in 400 Euro teuren Schuhen herumläuft.
„ Herzlich Willkommen, Madame Dechamps“, die Rezeptionistin scheint sich ehrlich über meine Ankunft zu freuen. Sie greift auch sofort nach dem Telefonhörer. „Sie werden bereits sehnsüchtig erwartet.“
„Oh“, entfährt es mir.
„Exakt hier, Madame Dechamps“, sagt die Rezeptionistin in beruhigendem Ton. Anscheinend hat sie aus meinem unbeholfenen Oh ein Wo gemacht. „Setzen Sie sich doch einen Augenblick in die Lobby. Madame Miller wird Sie in Kürze abholen.“
Die Rezeptionistin zeigt auf eine Ansammlung exquisiter Sessel und Sofas und benachrichtigt Madame Miller über meine Ankunft.
Ich habe meinen Hintern kaum auf dem Sessel platziert, der der Rezeption am nächsten steht, als eine sehr große, wunderbar schlanke, orangehaarige Frau mit dem entzückendsten Lächeln, das ich je gesehen habe, auf mich zustürmt. Ihr Herzchengesicht strahlt mich geradezu an, während sie mich gleichzeitig einer gründlichen Musterung zu unterziehen scheint.
„Madame Dechamps?“, fragt sie mit einem unüberhörbar amerikanischen Akzent. Und ich habe keine Ahnung, mit welcher Schauspielerin ich sie vergleichen könnte.
Als ich bestätigend nicke, reißt sie mich während ihrer angedeuteten Umarmung beinahe aus dem Sessel hoch. Sie ist fast einen Kopf größer als ich und duftet nach Miss Dior. Am ehesten ähnelt sie vielleicht noch Nicole Kidman, wobei die aalglatten, orangefarbenen Haare natürlich vollkommen aus dem Rahmen fallen.
„ Bonjour, Jade! Wir Angestellten duzen uns. Aber nur unter uns. Nicht vor den Gästen, denn in Frankreich ist das Duzen unüblich, was du garantiert besser weißt als ich. Aber der Chef ist mit einer Amerikanerin verheiratet. Und er hat gelernt. Mein Name ist Mel. Bin ich froh, dass du so pünktlich bist“, freut sie sich und
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