Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
wird keinen Notfall geben , aber ich wäre dir dankbar, wenn du wirklich NIEMANDEM verrätst, wo ich mich aufhalte und was ich so treibe“, entgegne ich reichlich kühl, denn so weit, dass wir uns schon wieder liebevoll umarmen, sind wir noch nicht. Ich bin noch immer höllisch sauer auf sie. Mit gutem Grund, wie ich finde.
„Du kannst dich allerdings auch bei mir melden, Mama“, füge ich dann doch noch hinzu. „Unter der Voraussetzung, dass du bereit bist, mir die Wahrheit über diese Aktion im Hotel Sérène zu verraten. Du weißt schon: Mona Lisa, Zeitungsartikel, dein guter Bekannter, meine Entführung.“
„ Ach, und die Sache mit deinem Vater hast du mir verziehen?“
Ich puste einen riesigen Schwall Luft aus. „ Wir werden sehen, ob er wirklich mein Vater ist.“
„ Ist er“, seufzt sie und guckt wie ein Kind, dass etwas ausgefressen hat. Dann pustet sie genau wie ich ordentlich Luft aus den Lungen und fährt fort: „Wenn du das Geld nicht brauchst, gibst du es mir einfach zurück, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Wann, glaubst du, wird es soweit sein?“, meine hartnäckige Mutter sieht mir traurig in die Augen. Über meine Forderung, mir die Wahrheit über diese Einbruchsgeschichte zu erzählen, geht sie natürlich hinweg.
„Ach, Mama“, stöhne ich und fast kommen mir die Tränen, denn wer hätte gedacht, dass ich unter solchen Umständen aus meinem Elternhaus ausziehen würde. „Die Blumen im Waschbecken schenke ich dir. Wenn sie dir nicht gefallen, wirf sie einfach auf den Kompost.“
„Melde dich bald“, ruft sie mir nach, als ich schon auf den Rücksitz des BMW klettere. „Ich drücke dir die Daumen. Und vergiss niemals: Ich hab’ dich lieb.“
So schnell bin ich noch nie in ein Auto gestiegen. Mit tief gesenktem Kopf. Damit meine Mutter nicht sieht, dass mir nun doch noch die Tränen kommen. Schnell tue ich so, als würde ich in meiner Tasche kramen und sage zu José, dass er schleunigst losfahren soll, bevor ich es mir noch anders überlege.
***
Die Fahrt nach Paris ist noch einmal eine Herausforderung, da José davon ausgeht, dass ich wegen ihm mitkomme. Wie soll er auch ahnen, dass ich ihn bloß als Chauffeur brauche? Erzählen werde ich es ihm sicher vorerst nicht. Am Ende wirft er mich noch aus dem Auto und ich habe ein Problem, rechtzeitig nach Paris zu kommen.
Damit er aufhört, mich mit Fragen zu löchern, drehe ich den Spieß um und bombardiere ihn meinerseits mit Fragen. „Wo hast du Nadine kennengelernt?“
„Auf der Polizeischule.“
Ich hatte mir zwar eine etwas längere Erzählung erhofft, aber gut. Dann frage ich halt weiter. „Seid ihr verheiratet?“
„Nein.“
Also ehrlich. Gesprächiger geht’s wohl nicht mehr. Der Typ redet doch sonst wie ein Wasserfall. „War euer Kind ein Wunschkind?“
Er kratzt sich am hinteren Teil der Glatze.
„Also nein? Hat sie dich reingelegt?“
„Verhütungspanne.“
Ich muss kichern. Da ist wohl ein Teufelchen-Kondom geplatzt. Egal. Noch eine Frage zu dem Thema. „Wie alt ist euer Kind?“
„ Louis-Stefan ist fünf.“
Ach, egal. Noch eine. Auch wenn ich nicht vorhabe, mich noch einmal mit José einzulassen. José ... was ist das überhaupt für ein altmodischer Name? „Wann habt ihr euch eigentlich getrennt, du und Nadine, ich meine, als Paar.“
José stöhnt laut auf. „Meine Güte, du stellst Fragen. Lass’ uns endlich über uns reden. Wenn ich dich so im Rückspiegel betrachte, wird mir schon wieder ganz heiß unten herum.“
Wie konnte ich nur jemals auf diesen Idioten abfahren? Vermutlich war das in der Tat ein Anflug von Notgeilheit. In Verbindung mit einer tief liegenden Sehnsucht nach einem Mann, der mehr Erfahrung und Klasse hat als Clément. Wie man sich doch täuschen kann. Nur das unfassbar gute Aussehen muss ich dem Kommissar nach wie vor attestieren. Aber eine schöne Hülle allein reicht halt nicht. Ein gewisses Niveau im Umgang mit mir muss schon sein. Nein, über eine Freisprechanlage über mein Sexleben zu diskutieren, das geht gar nicht. Aber ich will die Schuld nicht bei anderen suchen. Letzten Endes kann ich mich nur damit herausreden, dass ich unter allen Umständen aus diesem Schloss verschwinden wollte. Ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen. Mit der Begründung kann ich den Fall José Carreras zu den Akten legen. Damit und dass ich nun um eine Erfahrung reicher bin. Auch wenn ich auf diese Erfahrung sicher gut hätte verzichten können. Aber das konnte ich vorher nicht
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