Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
neben dem Aktenschrank hängt. Mein Äußeres ist tadellos. Es kann losgehen.
Als ich an der Lobby vorbeigehe , hält mich die überaus hübsche und gepflegte Rezeptionistin auf, die mich gestern begrüßt hat.
„ Bonjour, Jade“, spricht sie mich aufgeregt an. „Mathis Giraud kümmert sich sonst nie um seine Bilder. Das wollte ich nur gesagt haben. Vielleicht hilft dir das im Umgang mit ihm.“
„Danke, Babette“, sage ich nach einem Blick auf das Schildchen an ihrer weißen Bluse, wobei es mir sehr merkwürdig vorkommt, eine vollkommen Fremde, die zudem in einer Uniform steckt, zu duzen. „Mit dem werde ich schon fertig.“
„Wenn du etwas brauchst, Jade, wenn ich Monsieur einen Café bringen soll ...?“
Oha. Babette findet Gefallen an dem Herrn Künstler. Ich nicke ihr beruhigend zu, während ich die Lobby nach meinem Entführer absuche. „Dann bitte ich dich um Beistand.“
Babette strahlt.
Allerdings strahlt sie nicht mich an, sondern Mathis, der plötzlich neben mir auftaucht und der Rezeptionistin grüßend zunickt. Daraufhin färbt sich Babettes helle Gesichtshaut erdbeerrot.
„ Bonjour Jade“, wendet er sich dann umgehend an mich und haucht mir je ein Küsschen auf meine Wangen.
Aus den Augenwinkeln heraus sehe ich, wie Babette s Gesichtszüge entgleiten und ich bemerke kurz, dass wir uns von früher kennen.
„Was tust du hier?“, fauche ich Mathis an, nachdem ich ihn ein paar Schritte von der Rezeption weggelotst habe.
„Im Schloss wird aufgeräumt. Du kannst dir sicher vorstellen, wie es dort aussieht. Dabei will ich nicht stören.“
„Es wäre schön, wenn du auch hier nicht stören würdest. Woher weißt du überhaupt, dass ich in diesem Hotel arbeite?“
Mathis sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du glaubst nicht etwa, dass ich deinetwegen hier bin?“
„Ehrlich gesagt siehst du nicht gerade überrascht aus, mich hier anzutreffen.“
„Die Überraschung habe ich hinter mir. Jerôme hat mich informiert.“
„Welcher Jerôme?“, frage ich, bevor mir einfällt, dass Mathis von meinem Boss spricht. „Schon gut. Du meinst Jerôme Chabrol, den Besitzer des Hotels. Ich habe den Namen gestern zum ersten Mal in meinem Leben gehört. Weißt du, Mathis, jedes Mal, wenn wir uns über den Weg laufen, frage ich mich, wie das sein kann, dass wir uns begegnen. Findest du das nicht erstaunlich? All diese Zufälle ...“
„Vielleicht ist es ja Schicksal“, meint Mathis mit spöttisch verzogener Miene.
„ Du bist ein Blödmann!“
Mathis zuckt mit den Schultern. Er trägt eine schwarze Lederjacke, die seine ohnehin breiten Schultern betont. „Jerôme meinte, ich soll die Hausmeister in Ruhe die Bilder aufhängen lassen und mit dir im gelben Salon frühstücken gehen.“
„Ach, sagte er das? Mir hat er gesagt, ich soll dich am besten ins Lobby-Café locken und dich mit Café oder Cognac abfüllen. Aber weißt du was? Ich schlage vor, du machst dich jetzt vom Acker und lässt die Hausmeister und mich ihre Arbeit tun.“
Mathis legt einen Zeigefinger an das coole Stoppelbärtchen an seinem Kinn und sieht mich nachdenklich an.
„Was?“, frage ich, bereits im Gehen befindlich.
„ Schon gut“, sagt er leichthin. „Ich fragte mich nur gerade, was für eine Arbeit du hier tust. Neben deinem Modeljob und deiner Karriere als Drehbuchautorin. Du wirst eines Tages vor Überarbeitung umfallen. Aber lassen wir das. Du willst ja nicht, dass ich mich für dein Wohlergehen interessiere, Cousinchen.“
„Ob ich wirklich dein Cousinchen bin, steht noch in den Sternen. Und wenn ich das sein sollte, dann sind wir miteinander verwandt und du solltest aufhören, mir nachzustellen. Das ist dann nämlich Inzucht. Ich mag gar nicht dran denken, dass wir ...“
„ Cousine und Cousin ist kein Problem“, fällt Mathis mir breit grinsend ins Wort. „Außerdem hast du nicht gerade den Eindruck erweckt, als hätte ich dich mit meiner Zunge über die Maße gequält. Ich könnte mir sogar durchaus vorstellen, das noch einmal zu wiederholen. Vorausgesetzt, du wärst dieses mal auch ein wenig nett zu mir.“
Ich atme tief durch. Außerdem sehe ich mich unauffällig nach Babette um. Mathis und ich stehen schon viel zu lange mitten in der Lobby. Sie beobachtet uns, während sie so tut, als blättere sie in irgendwelchen Unterlagen.
„Du solltest jetzt wirklich von hier verschwinden“, zische ich Mathis zu und biete ihm eine Wange, damit er sich von mir verabschieden kann, ohne dass
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