Gefaehrliche Begegnungen
Wie du vielleicht schon weißt, genießen sie es auch, beim Sex Blut zu trinken. Deshalb halten sie uns gefangen, eingeschlossen in High–Tech Käfigen und benutzen uns, wann immer sie möchten.«
Mia fühlte, wie ihr die Galle hoch kam. »Du lügst. Warum sollten sie das tun. Wir sind intelligente Wesen.«
»Sie denken aber nicht unbedingt so über uns. Die Meisten von ihnen sehen uns als Haustiere, die extra zu diesem Zweck gezüchtet worden sind – ein wenig besser als die Primaten, die sie auf Krina so lange gejagt haben, bis sie ausgestorben sind.«
»Was willst du mir eigentlich sagen? Dass Korum mich als Sklavin halten möchte?« frage Mia ungläubig. »Das ist doch völliger Quatsch. Wenn er mich einsperren wollen würde, wäre ich doch jetzt nicht hier, oder?«
Er seufzte. »Mia, ich weiß nicht genau, was für ein Spiel er mit dir spielt. Vielleicht findet er es amüsant, dir im Moment die Illusion von Freiheit zu lassen. Das ist aber nicht die Realität – das verstehst du, richtig? Wenn du versuchen würdest, New York zu verlassen anstatt hier zu bleiben und zu ihm zu kommen, wann immer er das möchte, dann weiß ich nicht, was er machen würde, und ob deine Familie dich jemals wieder sehen würde. Du bist ein cleveres Mädchen. Du hast das gespürt, oder? Deshalb hast du ihn ja auch nicht gerade gemieden. Und das genau ist der Grund dafür, dass deine Mitbewohnerin so viel Angst um dich hat und sich an Jason gewandt hat, obwohl die beiden seit drei Jahren nicht miteinander gesprochen haben – weil sie gesagt hat, das sei dir alles über den Kopf gewachsen.«
Mia wollte sich übergeben. Wenn John die Wahrheit sagte, war ihre Lage noch weitaus schlimmer als angenommen. Er hatte Recht; ihr Unterbewusstsein musste die Gefahr, die davon ausging, vor Korum wegzulaufen, gespürt haben. Sie hatte niemals ernsthaft in Erwägung gezogen, die Stadt zu verlassen. In ihrem Kopf schwirrten tausend Fragen, obgleich sich hoffnungslose Verzweiflung in ihrem Magen ausbreitete.
»Also, was willst du von mir?« fragte sie bitter. »Hast du dir die ganze Mühe gemacht, nur um mir zu sagen, dass ich gefickt bin? Dass ich als Haustier eines Außerirdischen enden werde? Irgendwo eingeschlossen, wenn ich nicht gerade für Sex benutzt werde? Ist es das, was du mir hier sagen möchtest?«
»Ja, Mia«, antwortete John ruhig mit einem seltsam ausdruckslosen Gesicht. »Es gibt keine guten Alternativen für dich. Wenn er deiner überdrüssig wird, dann könntest du vielleicht dein altes Leben weder aufnehmen – gerade dann, wenn du immer noch in New York sein solltest. Natürlich könntest du auch die Aufmerksamkeit eines anderen Krinar auf dich ziehen und man würde dich nie wieder sehen. Das ist meiner Schwester passiert – das ist der Grund dafür, dass ich das tue, was ich tue, damit andere unschuldige junge Frauen ein normales Leben führen können.«
Mia sah ihn entsetzt an. »Deine Schwester? Was ist mit ihr passiert?«
Sein Mund zuckte bitter. »Was ihr passiert ist, ist dass ich ihr zum Uniabschluss eine Reise nach Mexiko geschenkt habe. Sie fuhr mit ihren Freundinnen und traf am Strand einen gut aussehenden Fremden. Es stellte sich heraus, dass dieser nicht wirklich menschlich war... In der Nacht vor ihrer Heimfahrt verschwand Dana aus ihrem Zimmer. Eine ganze Zeit lang wussten wir nicht, was passiert war – nur Vermutungen, dass es irgendwie mit dem Krinar zu tun hatte. Deshalb fing ich an, die Krinar zu bekämpfen, um meine Schwester zu rächen. Vor einem Jahr dann erfuhr ich, dass sie noch am Leben ist und als Charl in einer Siedlung in Costa Rica gehalten wird.«
Tränen stiegen in Mias Augen, als sie sich das Leiden seiner Familie vorstellte. »Oh mein Gott, das tut mir so leid«, sagte sie. »Gibt es irgendeine Möglichkeit für euch, sie zurückzubekommen?«
»Nein.« Er schüttelte seinen Kopf voller Wut und Bedauern. »Selbst wenn es uns gelingen würde, sie da raus zu holen – was ja an sich schon unmöglich ist – ist sie wie alle Charl bestrahlt worden. Sie werden immer genau wissen, wo sie sich aufhält – man kann die Prozedur nicht rückgängig machen.«
»Bestrahlt«, sagte Mia. »Wie alle Charl – wie ich.«
»Wie du«, stimmte John zu.
Sie wollte schreien und weinen und mit Sachen werfen. Sie entschied sich, zu fragen, »Warum bist du also heute hierhergekommen?«
»Weil, Mia, auch wenn wir dir nicht helfen können, bist du gegenwärtig in einer Position, in der du uns helfen
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