Gefaehrliche Begierde
überflüssig.
Dum-Dum Daisy konnte gar nicht denken ... und deshalb ging es auch nicht in ihren Schädel, warum J.J. einfach nicht nach ihrem Köder schnappte. Schließlich hätte das etwas Gehirnschmalz erfordert. Etwas, dessen war sich J.J. ziemlich sicher, das ihre Nemesis nicht besaß. Möglicherweise zu viele Drogen vor ihrem Gefängnisaufenthalt. Oder vielleicht hatte sie sich einmal zu oft den Kopf gestoßen bei ihrem Krafttraining im Gefängnishof.
Ding-dong. Licht aus. Hirnschaden gesichert.
Der mentale Schnappschuss brachte J.J. zum Lächeln. Sie schluckte ihr Lachen hinunter, blieb vor dem Schreibtisch der Büchereileiterin stehen und läutete die Glocke. Sekunden später rührte sich etwas hinter der Theke, und Mrs. Smithers tauchte vor ihr auf, das rundliche Gesicht rot vor Anstrengung, ihre mollige Figur umhüllt von einem knallgrünen T-Shirt.
Bereits an die merkwürdige T-Shirt-Sammlung der Bibliothekarin gewöhnt, kniff J.J. die Augen zusammen, um sie vor einer Farbüberlastung zu schützen, und sagte: »Guten Tag, Mrs. Smithers.«
»Oh, hallo meine Liebe«, antwortete die Bibliothekarin, deren Oberlippe schweißbedeckt war. Pustend nahm sie das Vanity-Fair -Magazin von der Theke und fächelte sich
damit Luft zu. »Menopause, meine Liebe. Vermeide das, so lange du kannst.«
»Guter Ratschlag.«
»Glaube ich auch. Also ...« Mrs. Smithers hielt inne, als eine Fliege ihr ins Auge fiel. Sie schlug mit der Zeitschrift nach ihr, verpasste sie aber kilometerweit. Abgelenkt durch den ungeladenen Gast in ihrer Bücherei, blickte sie sich um und brummelte »Dieser teuflische kleine Lümmel«, bevor sie sich wieder auf J.J. konzentrierte. »Also, was kann ich für dich tun, meine Liebe?«
J.J. fragte verwundert: »Aber Sie haben mich doch gebeten zu kommen, oder?«
»Oh, richtig! Natürlich habe ich das. Ich Dummerchen.« Die Fliege flog wieder vorbei. Mrs. Smithers sah ihr verärgert hinterher. Ganz auf Jagd eingestellt, ließ sie die Zeitschrift liegen, schnappte sich die Seattle Times und rollte die Zeitung zusammen. »Wir haben eine neue Sendung Bücher bekommen heute Morgen, J.J. Ich brauche dich, um sie zu sortieren und jedes einzelne zu katalogisieren und dann in die Regale zu ordnen.«
Freude erfasste J.J.s interne Skala und beförderte ihre Stimmung von einer hervorragenden Acht zu einer überschwänglichen Neun. Einen ganzen Tag zwischen Bibliotheksbüchern zu verbringen, war ein glücklicher Tag. Konnte es etwas Besseres geben? Nun ja, etwas anderes als einen Stutzflügel?
Nein. Nicht viel besser.
Unfähig, sich zurückzuhalten, grinste J.J. »Danke, dass Sie an mich gedacht haben, Mrs. Smithers.«
»Ab an die Arbeit mit dir, Liebes«, sagte diese, ein Lä-cheln in ihren dunklen Augen, als sie sie wegscheuchte. »Du kennst dich ja aus.«
Ja, das tat sie. Hin und wieder forderte Mrs. Smithers sie an. Manchmal ging es nur um Abstauben und Saubermachen. Manchmal mussten Regale umsortiert oder neue Schilder angefertigt werden. Aber ihre absolute Lieblingsaufgabe war es, die Neubestellungen zu sortieren, die im Gefängnis ankamen. Die Bibliothekarin erlaubte ihr jedes Mal, sich aus dem Abfall etwas auszusuchen und das Buch mit in ihre Zelle zu nehmen, bevor irgendjemand anders es las, den Buchrücken zerriss oder die Seiten mit Fingerabdrücken beschmutzte. In Ordnung. Auch wenn es nicht viel war, ein Privileg war ein Privileg, egal wie klein auch immer.
Und wenn sie ehrlich war? Wenn du drinnen bist, nimmst du alles, was du kriegen kannst und dankst deinem Glücksstern.
J.J. zog sich nach hinten zurück zwischen zwei hohe Regale. Noch herrschte hier Stille, aber das würde nicht lange andauern. Die anderen Insassen würden bald eintreffen und im Erholungszentrum abwechselnd Musik hören oder lesen in der geheiligten Ecke des Gefängnisses. J.J. machte eine scharfe Drehung nach links und trat zwei Türen weiter in Mrs. Smithers Sortierraum ein. Zwei große Edelstahltische mit zerschrammter Oberfläche standen in der Mitte, warteten geduldig darauf, benutzt zu werden. J.J. verlor keine Zeit. Sie schnappte sich den ersten Karton und klappte ihn auf.
Neuausgaben kamen hervor zusammen mit einigen guten Klassikern.
Vertieft in ihre Aktivität, las sie Titel für Titel, liebte die glatten und rauen Oberflächen der Einbände an ihren Handflächen, sortierte die Bücher nach Autoren und Gattungen. Als sich die Tische füllten, überflog sie ihr Werk.
Das scharfe Klicken einer sich
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