Gefaehrliche Begierde
Ärger zu machen. Und wenn die Naht wieder aufplatzte, würde Myst ihn ausschimpfen, und Bastian würde ihn böse anblicken. Was so gar nicht auf der Liste der Dinge stand, die er heute noch tun wollte. Genauso wenig, wie etwas zu essen zu finden. Das würde ihm schon nicht davonfliegen. Trotz seiner Bauchschmerzen musste er natürlich auftanken. Essen bedeutete Energie. Und Energie bedeutete schnelle Heilung, sodass es so aussah, dass er essen würde, was auch immer Sloan ihm brachte.
Der Bewegungsmelder über der Schiebetür aktivierte sich. Als das Ding sich öffnete, hinkte Venom hinaus auf den Korridor. Der Hauptdurchgang in das Untergeschoss des Hauptquartiers war meistens sehr belebt. Gut, dass es jetzt ruhig war. Sonst würde er sofort gestellt und wieder zurück in den Aufwachraum verfrachtet werden, während Myst die Tür verriegelte.
Venom drückte den linken Ellbogen an seine Körperseite und spreizte die Hand über seinen Bauch, streckte den anderen Arm aus und benutzte die Wand als Stütze. Der feste Halt half ihm über die leichte Schräge hin zu Sloans Computer-Labor.
Coole, sinnliche Saxofontöne erreichten ihn.
Venom zog die Brauen zusammen. Das war absolut nicht Sloans Stil. Der Mann hörte sich nie solche Musik an. Hardcore Rap. Heavy Metal. Nicht...
Was war das? Ein bisschen R & B am Abend, Sade vielleicht?
Als er im Türrahmen stand, spähte er ins Computerzentrum. Aha. Jetzt machte es Sinn. Rikars Gefährtin hatte sich hier niedergelassen. Rotes Haar leuchtete auf unter den Oberlichtern, Aktenordner lagen ausgebreitet auf dem Konferenztisch hinter ihr, während Angela auf die gegenüberliegende Wand starrte. Sein Blick wanderte hinüber, und er nahm die Fotos von fünf vermissten Frauen wahr... die, wie sie befürchtete, von den Razorback gefangen gehalten wurden. Bei dem Anblick wurde ihm gleich wieder übel.
Diese abtrünnigen Arschlöcher. Diese herzlosen Mistkerle. Man müsste Ivar den Kopf abreißen.
Er lehnte sich an den Türpfosten und räusperte sich, um sie nicht zu erschrecken. Sie blickte über ihre Schulter, und intelligente haselnussbraune Augen fixierten ihn. »Was machst du denn hier unten, Detective? Hat Daimler dich aus dem Esszimmer vertrieben?«
»Ich habe schon wieder meine Pistole auf dem Esstisch liegen lassen.« Sie befingerte die Glock, die an ihrem
Oberschenkel festgeschnallt war. »Er war nicht glücklich darüber.«
»Die M25?« Ein Geschenk ihres Gefährten, war das Scharfschützengewehr ein sehr schönes Stück. Erst recht wegen der Art, wie Angela damit umgehen konnte. Als erstklassige Schützin, die sie war, traf sie bewegliche Ziele aus achthundert bis tausend Meter Entfernung. In jeder Hinsicht erstaunlich. Und unglaublich nützlich. »Hast du den Tisch zerkratzt?«
Angela verzog das Gesicht, dann zeigte sie es mit Daumen und Zeigefinger an. »Nur ein ganz kleines bisschen.«
»Aha«, sagte er und unterdrückte ein Grinsen. Das ergab Sinn. Ihr hiesiger Ansprechpartner für alle Fälle war eigen in dieser Hinsicht. Als echter Ordnungsfreak liebte Daimler Regeln, und wehe dem, der sie übertrat. Er schätzte, dass Angela das gerade auf die harte Tour gelernt hatte.
Venoms Blick wandte sich wieder der Wand hinter ihr zu. Acht-mal-zehn-Hochglanzfotos glänzten in dem schwachen Licht. Er tippte sich ans Kinn. »Wie läuft’s? Hast du schon was rausgefunden?«
Die Fragen alarmierten Angela auf der Stelle. Sie musterte ihn mit schmalen Augen, und Venom sah förmlich, wie sich ihre Gedanken überschlugen. Sie versuchte zu entscheiden, ob sie die Information mit ihm teilen oder an ihrem Groll gegen ihn festhalten sollte.
Venom konnte ihr das nicht verdenken.
Er hatte es ihr nicht leicht gemacht, ihn zu mögen. Sie liebte Mac, gab ihm Rückendeckung bei allem, was er machte. Und soweit es das neueste Mitglied der Nightfury betraf? Für ihn war Venom der Antichrist, sodass ... keine
Frage. Es war nur natürlich, dass Angela ihn ablehnte. Er und Mac hatten Probleme; sich gegenseitig zu beleidigen, war noch das kleinste. Sie waren wie Öl und Wasser... ständig uneins. Obgleich Venom wusste, dass er nach der Nummer von letzter Nacht - der, in der Mac seine Nudel gerettet hatte... verdammt dass er etwas nachsichtiger mit dem Grünschnabel sein sollte.
Venom hielt ihren Blick fest und gab dem Bedürfnis nach, es zu erklären. »Also, diese Sache zwischen Mac und mir...«
»Welche meinst du? Dass du dich wie ein Arschloch verhältst?«
Seine Mundwinkel
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