Gefaehrliche Begierde
zuckten. Er konnte es nicht verhindern. Rikars Frau war stark und so direkt wie ein Vorschlaghammer auf den Schädel.
»Vielleicht«, räumte er ein. »Es ist nichts Persönliches. Dies ist mein Clan. Schon seit über sechzig Jahren. Rikar und die anderen sind meine Familie... und es ist meine Aufgabe, sie zu beschützen und für ihre Sicherheit zu sorgen. Ich nehme diesen Eid sehr ernst. Ein schwacher Mann in unserem Haufen heißt, dass unter Umständen einer von uns draufgeht. Das kann ich nicht zulassen.«
»Du hast ihm nie eine Chance gegeben, Venom.« Sie rückte ihre Waffe zurecht und lehnte sich gegen die Tischkante. »Wie lange hast du gebraucht, bis du nach deiner Verwandlung alles auf die Reihe bekommen hast?«
Venom zuckte zusammen, erinnerte sich nicht gern daran. Oder an die Rolle seines Erzeugers dabei. »Eine Weile.«
»Mac ist erst seit gut einem Monat ein Angehöriger des
Drachenbluts. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass sein Übergang alles andere als normal war, und ...«
»Wir sind im Krieg, Angela. Ich habe keine Zeit, einen Mann zu hätscheln«, erwiderte er. »Er ist entweder eine Bereicherung für unsere Truppe oder nicht. Es gibt keine Spielräume.«
»Dann hör auf, ein Schwarzseher zu sein und...« sie funkelte ihn böse an und zeigte mit ihrem Kuli auf ihn »... hilf Forge, ihn auf Trab zu bringen.«
Venom studierte seine geprellten Fingerknöchel und fing an zu schwanken, überlegte, ob er nachgeben und den Rückzug antreten sollte. Kapitulieren war nicht gerade das, was er am liebsten tat. Wenn er mal eine Entscheidung getroffen hatte, dann hatte er sich ... entschieden. Aber als Angela keinen Zentimeter zurückwich und sich weigerte nachzugeben, knickte er ein. Bittende haselnussbraune Augen schafften das bei einem Mann. Und Angela - man musste sie einfach lieben -, war sich nicht zu schade, schmutzige Tricks anzuwenden.
»In Ordnung«, sagte er, und es kam ihn sauer an. Venom schluckte schwer. Nachzugeben war das Richtige, egal wie sehr es seinen Stolz verletzte. »Du hast gewonnen, Detective. Ich lass ihn in Ruhe.«
»Und hilfst ihm. Bringst ihm ein paar Tricks bei.«
Okay. Jetzt übertrieb sie aber. »Vielleicht.«
Weit davon entfernt, sich angesichts ihres Sieges bescheiden zu geben, grinste sie ihn an. »Also Waffenstillstand?«
Gott sei Dank. Wurde auch wirklich Zeit.
Er musste unbedingt seine Beine entlasten. Und hier herumzustehen und mit ihr zu streiten, war keine Hilfe. Er stieß sich vom Türrahmen ab und humpelte ins Zimmer. Spähte hinüber zu Sloans hässlichem, rotem Sessel. Würg. Was für ein Hohn. Das Ding gehörte auf den Müll, aber es sah solide genug aus, um ...
Stahl ächzte, als er die Armlehne packte und sich auf den Sessel sinken ließ.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Ging mir noch nie besser«, log er sie nach Strich und Faden an, während sich seine Muskeln vor Schmerz verzerrten. Venom verbiss sich ein Knurren. Er rutschte hin und her, suchte eine behaglichere Sitzposition. Aber Behaglichkeit war wohl nicht angesagt. Jedenfalls nicht heute Abend.
Stiefel scharrten auf dem Boden. »Ich hole Myst.«
»Bemüh dich nicht.« Der schlimmste Schmerz war vorbei, dafür pochte es jetzt heftig in seinem Unterleib. Venom stieß den zurückgehaltenen Atem aus und schüttelte den Kopf. »Es ist nichts, was die Zeit nicht heilen würde. Und Schmerztabletten wirken nicht bei mir, also ... sinnlos.«
»Und letzte Nacht?«
»Keine Anästhesie.« Nur die Operation ohne Erleichterung durch Betäubungsmittel. Die reine Hölle auf Erden.
»Autsch.« Angela verzog das Gesicht. »Wieso funktioniert es nicht bei dir?«
»Ich bin ein Giftatmer. Randvoll mit Toxinen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Drachengestalt. Sobald irgendetwas Fremdes in meinen Blutkreislauf dringt, wird es abgetötet. Sofort.«
»Ich schätze, das macht die Grippesaison zu einem Kinderspiel für dich, hm?«
Venom prustete vor Lachen, dann fluchte er leise. Er presste sich die Hand auf seine Seite. Verdammte Hölle. Zu lachen mit einer Bauchwunde... keine gute Idee.
»So ziemlich. Aber vergessen wir mich mal.« Er rutschte etwas tiefer, bis sein Nacken auf der Rücklehne des Sessels lag. Dann wies er auf die weiße Tafel, die an die Wand geschraubt war - und die verschiedenen Fotos, die an sie gepinnt waren. »Woran arbeitest du?«
»Es geht um die vermissten Frauen.« Sie fuhr fort mit dem, was sie vorhin gemacht hatte. Mit einem roten Marker hatte sie an der einen Tafelseite
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