Gefährliche Begierde
Ihre Hilfe.« Dann wandte er sich ab und ging hinaus.
Draußen brauchte er ein paar Minuten, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Als er am Ende des Vorgartens angekommen war, konnte er endlich den Weg unter seinen Füßen erkennen und er erkannte auch die Silhouette eines Mannes, der mit gebeugten Schultern vor ihm auf dem Bürgersteig stand.
Chase blieb angespannt stehen.
»Is Sie in Ordnung?« fragte der Mann.
»Wer sind Sie?« wollte Chase von ihm wissen.
»Ich könnt Sie dasselbe fragen«, erhielt er griesgrämig als Antwort.
»Ich … ich war zu Besuch«, erklärte Chase.
»Also, wird Mo wieder auf die Beine kommen, oder was?«
»Mo? Oh, Sie meinen Miranda. Ja, es wird ihr wieder gut gehen, Mr….«
»Eddie Lanzo. Ich wohn nebenan. Würd gern ein Auge auf sie behalten, wissen Sie? Is nicht gut für eine nette, junge Frau so ganz allein zu leben. Und all die Verrückten, die hier rumrennen und in die Fenster gucken. Nicht sicher für Frauen, dieser Tage.«
»Es ist heute Nacht jemand bei ihr. Sie brauchen sich also nicht um sie zu sorgen.«
»Gut. In Ordnung. Ich werd sie dann heut nicht stören.« Eddie Lanzo wandte sich ab, um in sein Haus zurückzukehren. »Die ganze Insel geht zum Deibel, sag ich Ihnen«, murmelte er. »Zu viele Verrückte. War das letzte Mal, dass ich die Schlüssel im Wagen gelassen habe.«
»Mr. Lanzo?« rief Chase hinter ihm her.
»Ja?«
»Nur eine Frage. Waren Sie zufällig in der Nacht, in der Richard Tremain ermordet wurde, zu Hause?«
»Ich?« Eddie schnaubte. »Ich bin immer zu Hause.«
»Haben Sie vielleicht irgendetwas gesehen oder gehört?«
»Ich hab Lorne Tibbetts schon gesagt, dass ich um Punkt neun ins Bett geh, bis zum nächsten Morgen auch nicht wieder aufsteh.«
»Dann haben Sie einen festen Schlaf? Sie haben nichts gehört?«
»Wie könnt ich, wenn mein Hörgerät abgeschaltet is?«
»Oh.« Chase beobachtete, wie der Mann in sein Haus zurückschlurfte, während er immer noch leise über Spanner und Autodiebe vor sich her schimpfte. Es überraschte Chase irgendwie, dass ein griesgrämiger alter Kerl wie Lanzo sich dermaßen um Miranda Wood sorgte. Eine nette, junge Frau, hatte er sie genannt.
Was zum Teufel weiß er?
überlegte Chase.
Was wissen wir schon jemals über die anderen? Menschen haben ihre Geheimnisse. Ich habe meine und Miranda Wood hat ihre.
Er wandte sich um und ging in Richtung Chestnut Street.
Für den Weg nach Hause brauchte er zwanzig Minuten. Der kühle Nachtwind belebte ihn. Als er schließlich das Foyer betrat, stellte er fest, dass außer in der Eingangshalle alle Lichter gelöscht waren. War denn sonst niemand nach Hause gekommen?
Doch da hörte er Evelyn seinen Namen rufen.
Er entdeckte sie alleine im Schaukelstuhl im dunklen Wohnzimmer sitzend, obwohl er sie in der Dunkelheit kaum ausmachen konnte. Das schwache Licht einer Straßenlaterne fiel durchs Fenster und umrahmte ihre Silhouette.
»Endlich bist du zu Hause.«, sagte sie.
Er steuerte auf einen der Lichtschalter zu, doch Evelyn hielt ihn zurück.
»Nein, Chase. Nicht. Ich mag die Dunkelheit. Ich habe sie immer gemocht.«
Er schwieg, unsicher darüber, was er jetzt sagen oder tun sollte.
»Ich habe auf dich gewartet«, murmelte sie. »Wo bist du gewesen, Chase?«
Er zögerte. »Ich war bei Miranda Wood.«
»Sie hat dich verzaubert, nicht wahr?« flüsterte Evelyn nach einem Moment eisigen Schweigens.
»Es hat nichts mit Zauberei zu tun. Ich wollte ihr einfach nur ein paar Fragen über Richard stellen.« Er seufzte.
»Sieh mal, Evelyn, es war ein langer Tag für dich. Warum gehst du nicht nach oben und versuchst zu schlafen?«
Die Figur im Dunkeln bewegte sich immer noch nicht. Sie saß wie eine Statue vor dem Fenster. »In dieser Nacht, als ich dich anrief«, sagte sie, »in der Nacht, als er starb … da hoffte ich …«
»Ja?«
Es folgte eine längere Stille. Doch dann fuhr sie fort.
»Ich habe dich immer gemocht, Chase. Schon als wir Kinder waren. Ich hatte immer gehofft, dass du derjenige sein würdest, der mir einen Heiratsantrag macht. Nicht Richard, sondern du.« Der Schaukelstuhl knarrte leise. »Aber das hast du nie getan.«
»Ich war in Christine verliebt, erinnerst du dich?«
»Oh, Christine.« Der missbilligende Ton in ihrer Stimme war nicht zu überhören. »Sie war nicht gut genug für dich. Aber das hast du ja schließlich selbst gemerkt.«
»Wir passten nicht zusammen, das ist alles.«
»So wie Richard und ich.«
Er wusste
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