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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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vermutlich durch irgendein Computerprogramm gejagt. Leumund, Familiengeschichte, Bankauskunft …«
    »So etwas haben wir nicht getan.«
    »Privatleben. Alle heißen Details.«
    »Wo würde ich die finden?«
    »Versuchen Sie es mit meiner Polizeiakte.« Irritiert erhob sie sich von der Couch und ging hinüber zum Kamin. Da blieb sie stehen und konzentrierte sich auf die Uhr auf dem Kaminsims. »Es wird spät, Mr. Tremain. Annie müsste jeden Augenblick hier sein. Es steht Ihnen frei zu gehen, also, warum tun Sie es nicht?«
    »Warum setzen Sie sich nicht wieder hin? Es macht mich nervös, wenn Sie ständig aufspringen.«
    »Ich mache Sie nervös?« Sie wandte sich zu ihm um.
    »Sie haben die Karten in der Hand. Sie wissen alles über mich. Womit meine Eltern ihr Geld verdienten. Wo ich zur Schule ging. Mit wem ich geschlafen habe. Ich mag das nicht.«
    »Waren es denn so viele?«
    Seine Entgegnung traf sie wie ein Schlag. Da ihr keine Antwort auf so eine brutale Frage einfiel, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn wütend anzustarren.
    »Sagen Sie nichts!« bat er. »Ich möchte es nicht wissen. Ihr Liebesleben geht mich nichts an.«
    »Da haben Sie recht. Es geht Sie verdammt noch einmal nichts an.« Sie wandte sich von ihm ab und klammerte sich ärgerlich am Kaminsims fest. »Egal, was Sie über mich erfahren haben, es wird gut zu dem Bild passen, das Sie von einer Fabrikarbeitertochter haben, stimmt’s? Ich schäme mich nicht für meine Herkunft. Meine Eltern verdienten ihren Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit. Sie hatten kein Treuhandvermögen, um in Saus und Braus zu leben wie andere Familien, die ich kenne«, ergänzte sie, wobei ihr Tonfall keinen Zweifel daran ließ, auf welche Familie sie sich dabei bezog.
    Er begegnete dieser Beleidigung lediglich mit einem kurzen Schweigen.
    »Ich bin überrascht, dass Sie sich in Richard verliebten«, sagte er. »Vor allem, wenn man ihre Haltung gegenüber den Besitzern von Treuhandvermögen betrachtet.«
    »Bevor ich Richard kennen lernte, hatte ich keine Haltung zu diesem Thema.« Sie drehte sich um und sah ihn an. »Und dann lernte ich ihn kennen. Ich sah, was das Geld bei ihm anrichtete. Mit ihm. Er musste niemals kämpfen. Er hatte immer diesen Puffer, der ihn beschützte. Es machte ihn unbekümmert und immun gegen die Sorgen anderer Menschen.« Ihr Kinn schob sich in stolzer Verachtung nach vorne. »Genau wie Sie.«
    »Das ist nichts weiter als eine Unterstellung.«
    »Sie sind ein Tremain.«
    »Ich bin wie Sie. Ich habe einen Job, Miranda. Ich arbeite.«
    »Das hat Richard auch getan. Es hat ihn amüsiert.«
    »In Ordnung, vielleicht haben Sie Recht, was Richard anbelangt. Er brauchte nicht zu arbeiten. Der Herald war eher ein Hobby für ihn, ein Grund, morgens aufzustehen. Und es hat ihn begeistert, seinen Freunden in Boston zu erzählen, er sei Verleger. Aber so war Richard. Mir können Sie den Titel eines reichen Jungen nicht anhängen. Er wird nicht halten. Ich bin schon vor Jahren aus der Familie ausgeschlossen worden. Ich besitze weder ein Treuhandvermögen noch eine eigene Villa. Aber ich habe einen Job, um meine Rechnungen zu bezahlen. Und ja, es freut mich.«
    Er versuchte, sich zu beherrschen, und doch war ihm ein Ärger deutlich anzumerken. Ich habe seinen wunden Punkt getroffen, dachte sie. Einen ziemlich heiklen Punkt.
    Zurechtgewiesen, setzte sie sich in einen Sessel vor dem Kamin. »Ich vermute … ich vermute, ich habe ein paar Dinge zuviel angenommen.«
    Er nickte. »Das haben wir beide.«
    Sie sahen sich schweigend an. Wenigstens herrschte jetzt eine Art Waffenstillstand zwischen ihnen, wenn auch mit Unbehagen.
    »Sie sagten, Sie wurden aus der Familie ausgeschlossen? Warum?« fragte sie.
    »Ganz einfach. Ich habe geheiratet.«
    Sie sah ihn verblüfft an. Er hatte diese Worte ohne Emotionen ausgesprochen, in einem Ton, in dem man jemandem das Wetter beschrieben hätte. »Ich nehme an, sie war nicht die passende Braut.«
    »Nicht, wenn es nach meinem Vater ging.«
    »Die falsche Herkunft?«
    »Sozusagen. Mein Vater war an diese Dinge gewöhnt.«
    Natürlich
, dachte sie.
    »Und hat ihr Vater Recht behalten mit den Mädchen falscher Herkunft?«
    »Das war nicht der Grund, warum ich von ihr geschieden wurde.«
    »Warum wurden Sie geschieden?«
    »Christine war zu … ehrgeizig.«
    »Das ist kaum ein Makel.«
    »Doch, weil ich die Sprosse auf der sozialen Leiter sein sollte, die sie erklimmen wollte.«
    »Oh.«
    »Wir hatten ein paar magere

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