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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Jahre. Ich habe die ganze Zeit gearbeitet und …« Er zuckte mit den Achseln und eine Pause füllte den Raum zwischen ihnen.
    »Richard hat mir nie erzählt, womit Sie sich beschäftigen.« Er lehnte sich zurück, während die Spannung aus seinem Gesicht wich. Dann brach er in ein unerwartetes Lachen aus. »Vielleicht, weil ihm das, was ich mache, so verdammt langweilig erschien. Meine Partner und ich, wir entwerfen Gebäude.«
    »Sind Sie Architekt?«
    »Hochbauingenieur. Den kreativen Part übernehmen meine Partner, und ich stelle sicher, dass die Mauern nicht zusammenbrechen.«
    Ein Ingenieur. Nicht unbedingt eine steile Karriere
, dachte sie,
aber eine echte und ehrliche Arbeit. So wie die ihres Vaters.
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist merkwürdig. Wenn ich Sie ansehe, dann kann ich nicht ganz glauben, dass Sie sein Bruder sind. Ich nahm immer an …«
    »Das wir gut zueinander gepasst hätten? Nein, wir waren definitiv verschieden. In vielerlei Hinsicht. Mehr als Sie jemals wissen werden.«
    Ja, je mehr sie über Chase erfuhr, um so weniger erschien er wie ein Tremain. Und um so mehr dachte sie, dass sie ihn mögen könnte.
    »Was sahen Sie in meinem Bruder?« fragte er.
    Seine Frage, obwohl mit sanfter Stimme geäußert, ging ihr auf die Nerven und erinnerte sie an die Gespenster, die noch immer über diesem Haus schwebten.
    Sie seufzte. »Ich sah, was ich sehen wollte.«
    »Und was war das?«
    »Einen Mann, der mich brauchte. Einen Mann, bei dem ich Retterin spielen konnte.«
    »Richard?«
    »Oh, es schien, als ob er alles im Griff hatte. Doch er hatte auch diese … diese verletzliche Schwäche. Den Bedarf gerettet zu werden. Vor was, das weiß ich nicht. Vielleicht vor sich selbst.«
    Sie stieß ein bitteres Lachen aus. »Ich weiß nicht. Man denkt nicht viel über diese Dinge nach. Man fühlt einfach. Und dann ergibt man sich …«
    »Sie meinen, Sie folgten Ihrem Herzen.« Sie schaute zu ihm hoch. »Ja«, flüsterte sie.
    »Es kam Ihnen nicht falsch vor?«
    »Doch natürlich!«
    »Aber?«
    Ihr Körper sank unter dem Gewicht ihres Unglücks zusammen. »Ich konnte … meinen Ausweg nicht erkennen. Ich mochte ihn. Ich wollte für ihn da sein. Und er hat mich an der Nase herumgeführt. Er hat gesagt, dass alles gut ausgehen würde, solange wir beide daran glaubten.« Sie sah auf ihre Hände hinunter, die ineinander verschlungen auf ihrem Schoß lagen. »Ich vermute, ich verlor meinen Glauben als Erste.«
    »An ihn? Oder an die Situation?«
    »An ihn. Ich begann die Fehler zu sehen. Nach einer Weile kam heraus, wie er Menschen manipulierte und benutzte. Wenn er einen nicht brauchte, dann ignorierte er ihn einfach. Er benutzte Menschen, wie es ihm passte und war ein Experte darin, andere für ihn machen zu lassen, was er wollte.«
    »Und dann haben Sie Schluss gemacht. Wie reagierte er darauf?«
    »Er konnte es nicht fassen. Ich vermute, dass noch niemand ihn verlassen hat. Er rief mich ständig an, ließ mich nicht in Ruhe, und ich begegnete ihm jeden Tag bei der Arbeit und musste so tun, als wäre nichts zwischen uns.«
    »Trotzdem wusste es jeder.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich. Ich bin nicht sehr gut im Verstellen. Annie wusste es, weil ich es ihr erzählte und alle anderen müssen es erraten haben.« Sie seufzte. In Wahrheit war es ihr zu der Zeit egal gewesen. Erst Liebe und später dann der Schmerz hatten sie gegenüber der Meinung anderer gleichgültig werden lassen.
    Einen Augenblick lang sprach keiner von beiden. Sie fragte sich, was er jetzt von ihr dachte und ob es irgendeinen Unterschied machte. Auf einmal zählte es, was er von ihr hielt. Er war zwar kaum mehr als ein Fremder für sie, noch dazu ein ihr eher feindlich gesonnener, aber es war ihr wichtig.
    »Wissen Sie, Sie waren nicht die erste«, sagte er, »es gab auch andere Frauen.«
    Chase wusste, dass diese Enthüllung brutal für Miranda sein musste, und doch hatte er das Bedürfnis, ihr die Wahrheit zu sagen. Er wollte sie erschüttern, um die rosaroten Illusionen über Richard, die sie vielleicht immer noch in einer Ecke ihres Herzens mit sich herumtrug, zu zerstören. Sie mochte zwar behaupten, dass sie nichts mehr für Richard fühle, doch wer wusste, ob sie ihn tief in ihrem Inneren nicht doch noch liebte?
    Als er ihr in die Augen sah, erkannte er, dass seine Worte den beabsichtigten Effekt erzielt hatten. Sofort bedauerte er, die Wunden aufgerissen zu haben. Doch sollte sie es mittlerweile nicht längst wissen?

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