Gefährliche Begierde
sich in ihm. Er hörte sie murmeln, »Bitte …«, doch er war zu erregt, um an etwas anderes als sein Verlangen zu denken. Erst als sie es wiederholte und dann »Chase, nein.«, sagte, ließ er sie schließlich los.
Sie starrten sich an. Die Verwirrung, die er fühlte, spiegelte sich in ihren Augen. Sie trat einen Schritt zurück und schob sich nervös das Haar aus dem Gesicht.
»Ich hätte dich das nicht tun lassen sollen«, sagte sie. »Es war ein Fehler.«
»Warum?«
»Weil … weil du behaupten wirst, ich hätte dich dazu verleitet. Das wirst du Evelyn doch erzählen, oder? Du denkst, dass ich Richard auch auf diese Weise an mich gefesselt habe; Versuchung. Verführung. Das glauben doch alle.«
»Und, stimmt es?«
»Du erlebst es doch gerade am eigenen Leib. Sei mit mir alleine in einem Raum und warte ab, was geschieht! Noch ein männlicher Tremain, der dran glauben muss.« Ihre Stimme klang kalt. »Was mich dabei allerdings interessieren würde ist, wer hier in Wirklichkeit eigentlich wen verführt?«
Sie ist bewegt und nervös
, dachte er.
Sie könnte jeden Moment in Stücke brechen.
»Keiner von uns verführte oder verlockte irgendwen. Es ist einfach geschehen, Miranda. So, wie es normalerweise passiert. Die Natur verlangt ihr Recht und wir können nicht immer widerstehen.«
»Diesmal werde ich. Diesmal weiß ich es besser. Dein Bruder hat mich ein paar Dinge gelehrt. Das wichtigste ist, nicht immer so verdammt leichtgläubig zu sein, wenn es um Männer geht.«
Das letzte Wort hing noch zwischen ihnen in der Luft, als sie Schritte unten auf der Veranda hörten.
Jemand klopfte an die Haustür.
Chase wandte sich ab und verließ den Raum.
Miranda, die sich plötzlich unendlich schwach fühlte, lehnte sich gegen das Fensterbrett. Sie klammerte sich daran fest, als könnte das Holz ihr die fehlende Stärke zurückgeben. Zu nah, dachte sie. Ich darf ihn nie wieder so nah an mich herankommen lassen.
Sie würde vorsichtiger sein müssen. Sie würde sich daran erinnern müssen, dass Chase und Richard Variationen desselben Themas waren, eines Themas, das bereits Verwüstungen in ihrem Leben hervorgerufen hatte. Sie atmete tief ein und langsam wieder aus, weil sie Aufruhr und Verwirrung aus ihrem Körper fließen lassen wollte. Als sie ihre Kontrolle zurückgewonnen hatte, ließ sie das Fensterbrett wieder los. Es ging. Sie stand. Dann folgte sie Chase äußerlich erneut ruhig und kontrolliert die Treppen hinunter.
Er stand mit dem Besucher im vorderen Zimmer. Miranda erkannte ihre alte Bekannte vom Gartenverein, Miss Lila St. John, die örtliche Expertin für ganzjährige Pflanzen. Miss St. John trug das für sie typische, schwarze Kleid. Ob im Sommer oder im Winter, sie trug immer Schwarz, hier und da mit einem Touch weißer Spitze aufgelockert. Heute war es ein schwarzes Wanderkleid aus zerknittertem Leinenstoff. Es passte nicht ganz zu ihren braunen Stiefeln oder dem Strohhut, aber an Miss Lila St. John wirkte es gerade richtig.
Sie drehte sich um, als sie Mirandas Schritte hörte. Falls es sie überraschte, Miranda hier zu sehen, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie nickte nur und lenkte dann ihren Blick auf den durchsuchten Schreibtisch. Auf der vorderen Veranda winselte ein Hund. Durch das Fliegengitter der Tür sah Miranda so etwas wie ein großes schwarzes Fellknäuel mit einer roten Zunge.
»Es ist alles meine Schuld, wissen Sie«, sagte Miss St. John. »Ich kann nicht glauben, dass ich so dumm war.«
»Wie kann das ihre Schuld sein?« fragte Chase.
»Ich ahnte, dass letzte Woche irgendetwas komisch lief. Sehen Sie, wir waren auf unserem Spaziergang, Ozzie und ich. Wir gehen jeden Abend kurz vorm Dunkel werden raus. Dann kommen auch die Rehe; sie zertrampeln einem alles, aber ich liebe es, sie zu beobachten. Egal, ich sah jedenfalls ein Licht durch die Bäume. Es kam von irgendwo aus dieser Richtung. Ich näherte mich dem Cottage und klopfte an die Tür. Niemand antwortete, also ging ich wieder.« Sie schüttelte den Kopf. »Das hätte ich nicht tun sollen, wissen Sie. Ich hätte hineingucken sollen. Ich wusste, dass da was nicht in Ordnung war.«
»Haben Sie einen Wagen gesehen?«
»Wenn Sie gekommen wären, um den Laden zu plündern, hätten Sie ihr Auto dann vor dem Haus geparkt? Natürlich nicht. Ich weiß, dass ich ein wenig weiter unten an der Straße zwischen den Bäumen geparkt hätte. Und dann wäre ich zu Fuß hier hoch geschlichen.«
Es war schwer zu glauben, dass Miss St.
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