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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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John so etwas getan hätte.
    »Es ist gut, dass Sie da nicht hineingezogen wurden«, sagte Chase. »Sie hätten getötet werden können.«
    »In meinem Alter, Chase, gehört das Getötetwerden nicht zu den Hauptproblemen.« Sie benutzte ihren Wanderstock, ein knubbeliges Ding mit einem Entenkopfgriff, um zwischen den Papieren auf dem Boden herumzustochern.
    »Irgendeine Idee, was sie hier suchten?«
    »Keinen Schimmer.«
    »Keine Wertsachen, offensichtlich. Das ist Limoge Geschirr da hinten auf dem Regal, oder?«
    Chase blickte verlegen auf eine handbemalte Vase.
    »Wenn Sie das sagen.«
    Miss St. John wandte sich an Miranda. »Haben Sie eine Meinung zu diesem Fall?«
    Miranda sah sich dem Blick eines sehr intensiv grauen Augenpaares ausgesetzt. Miss St. John mochte von vielen für mehr als eine charmante Exzentrikerin gehalten werden, doch Miranda erkannte die Intelligenz in ihren Augen. Selbst während ihrer früheren Unterhaltungen, die sich eher um Rittersporn und Osterglocken gedreht hatten, selbst da hatte Miss St. John ihr schon das Gefühl vermittelt, sie, Miranda, wie eine unbekannte Pflanze unter die Lupe zu nehmen. »Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll, Miss St. John«, erklärte sie.
    »Sehen Sie sich diese Unordnung an. Was sagt Ihnen das?«
    Miranda schaute auf die verstreuten Papiere und Bücher. Dann lenkte sie ihren Blick auf den Bücherschrank, wo nur eines der oberen Regale ausgeräumt worden war.
    »Der Täter, wer auch immer es war, muss gestört worden sein. Vielleicht von Ihnen.«
    »Oder er fand, was er suchte«, meinte Chase.
    Miss St. John drehte sich nach ihm um. »Und was mag das gewesen sein?«
    »Wollen wir raten?« Chase und Miranda sahen sich an.
    »Die Stone Coast Trust Unterlage«, wagte sich Chase vor.
    »Ach.« In Miss St. Johns Augen blitzte Interesse auf.
    »Die kleine Kampagne Ihres Bruders gegen Tony Graffam. Ja, Richard schien hier draußen manchmal zu schreiben. An diesem Tisch, um genau zu sein. Auf meinen Abendspaziergängen konnte ich ihn durch das Fenster sehen.«
    »Sind Sie jemals stehen geblieben, um mit ihm zu sprechen? Ihn zu fragen, an was er gerade arbeitete?«
    »Oh, nein. Deshalb ist er ja auf das Cottage gekommen, um diesen neugierigen Städtern zu entkommen.« Sie blickte auf Miranda. »Ich habe Sie nie hier gesehen.«
    »Ich bin auch nie hier gewesen«, sagte sie, unter dem aufmerksamen Blick nervös geworden. Dieser sachliche Hinweis auf ihre Verbindung zu Richard hatte sie überrascht. Trotzdem war Miss St. Johns Unverblümtheit dem subtilen Totschweigen, mit der so viele andere dieses Thema behandelten, vorzuziehen.
    Miss St. John beugte sich hinunter, um einen genaueren Blick auf die Papiere zu werfen.
    »Nach diesem Durcheinander zu urteilen, muss Richard hier ziemlich viel gearbeitet haben. Was ist das denn alles?« Chase beugte sich ebenfalls nach unten und nahm die Papiere unter die Lupe. »Sieht aus wie ein Haufen alter Rechercheunterlagen … Etatkalkulationen von Herald … Und hier haben wir eine Sammlung lokaler Persönlichkeitsprofile. Unter anderem eines von Ihnen, Miss St. John.«
    »Von mir? Aber ich wurde niemals interviewt, wie ist denn das möglich?«
    Chase grinste. »Dann muss es sich um eine unautorisierte Version handeln.«
    »Werden da meine ganzen sexy Geheimnisse erwähnt?«
    »Tja, sehen wir doch einfach mal nach …«
    »Oh, geben Sie mir das verdammte Ding.« Miss St. John schnappte ihm die Seite aus den Händen und überflog die getippten Zeilen. »Alter vierundsiebzig«, las sie laut, »… ihr gehört Grundstück Nr. zwei, St. John’s Wood, und das darauf befindliche Cottage … fanatisches Mitglied des örtlichen Gartenvereins.« Hier blickte sie beleidigt auf. »Fanatisch?« Dann fuhr sie mit dem Lesen fort. »Exzentrische Einsiedlerin, nie verheiratet. Einmal mit einem Artur Simoneau verlobt, der im Krieg gefallen ist … Normandie …« Sie verstummte und setzte sich langsam hin, wobei sie das Papier mit beiden Händen umklammerte.
    »Oh, Miss St. John«, sagte Miranda, »Es tut mir Leid.« Die alte Dame sah, immer noch erschüttert, auf. »Es … ist schon ziemlich lange her.«
    »Ich kann nicht glauben, dass er in Ihrem Leben herumgeschnüffelt hat, ohne dass Sie auch nur davon wussten. Warum hätte er das tun sollen?«
    »Sie sagen, es war Richard?« fragte Miss St. John.
    »Na ja, es sind seine Papiere.«
    Miss St. John betrachtete die Seite stirnrunzelnd.
    »Nein«, sagte sie langsam. »Ich glaube nicht,

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