Gefaehrliche Begierde
sein, denn er machte sich die Mühe, mit den Pferden zu arbeiten. Sie ritt auf den Mann zu, und als sie sah, dass es keine Einbildung war, begann sie zu schwanken.
»Alex!« Nick fing sie auf und hielt sie sicher in seinen starken Armen. »Geht es dir gut?«
»Ja«, antwortete sie atemlos. Lieber Gott, nein, es geht mir nicht gut! »Ich hatte nicht erwartet, dich hier zu sehen.« Ich habe mich danach gesehnt, dich wiederzusehen! »Kit hat mir erzählt, dass du sicher aus Frankreich zurückgekehrt bist.« Ich habe dich mit eigenen Augen bei Champagner Charlie gesehen! Lieber Gott, ich habe geglaubt, über dich hinweg zu sein, aber jetzt weiß ich, dass ich das niemals schaffen werde!
Nick stellte sie vorsichtig auf den Boden und schalt sich dafür, dass sie seinetwegen beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. »Kannst du stehen, Alexandra?«
»Natürlich kann ich das.« Sie sah, dass er der Stute Schlamm von den Beinen gewaschen hatte. Wenn die Heide von Hounslow in Flammen steht, sind die Straßen von Hounslow nichts als Schlamm. Die Worte des alten Gedichtes kamen ihr wieder in den Sinn. Mein Gott, Nicholas, bist du etwa der Straßenräuber? Sie wusste, dass er Geld brauchte. Sein Vater hatte ihn ohne jegliche Mittel zurückgelassen, und die Armee zahlte nur einen erbärmlichen Hungerlohn. Sie wusste auch, dass er leichtsinnig genug war, um seinen Kopf zu riskieren. Wenn ihm etwas zustieß, würde sie sterben. »Ich... ich bin gekommen, um Christopher zu besuchen.«
Nick runzelte die Stirn. »Hast du denn seine Nachricht nicht bekommen?«
»Doch... er hat mir geschrieben, dass er gegen eine Tür gelaufen ist... ich muss mich selbst davon überzeugen, dass es ihm gut geht.« Sie zögerte. »Wir sind verlobt.«
»Ich weiß.« Er nahm ihre Hand und blickte auf den Ring. »Alex, mehr als alles in der Welt wünsche ich mir, dass du Lady Hatton wirst.«
»Danke.« Sie senkte den Blick, damit er den Schmerz in ihren Augen nicht sehen konnte. »Ich gehe jetzt besser.« Sie riss die Augen auf, als er einen Schritt näher trat. »Nein, nein, bitte hebe mich nicht in den Sattel. Ich werde neben Zephyr hergehen.« Sie fühlte sich so zerbrechlich, dass sie fürchtete, in eine Million Stücke zu zerspringen, wenn er sie noch einmal berührte.
Als sie dann langsam nach Hatton Hall ging, waren ihre Gedanken in einem Chaos, und sie zögerte, Christopher zu besuchen. Sie verspürte den plötzlichen Wunsch, wegzureiten, doch wenn sie diesem Drang jetzt nachgeben würde, würde sie vielleicht nie wieder zurückkehren. Alex schalt sich, weil sie ein solcher Feigling war. Sie hatte Christopher und auch ihrer Familie gegenüber eine Verpflichtung, und durfte ihre Versprechungen nicht einfach brechen. Sie band Zephyr an und klopfte an die Tür.
»Guten Morgen, Mistress Alexandra. Lord Hatton ist im Frühstückszimmer. Ich werde Ihnen eine Tasse Schokolade bringen.«
Mr. Burkes freundliche Begrüßung beruhigte sie ein wenig, und in dem Augenblick, in dem sie Kits verletztes Gesicht sah, schwand all ihr Zögern. »Du wolltest mich ein paar Tage lang nicht sehen, aber ich wollte sichergehen, dass es dir gut geht. Tut es sehr weh?«
»Nur, wenn ich atme.« Seine Worte, die auch als Scherz gemeint sein konnten, klangen jämmerlich und voller Selbstmitleid.
Mr. Burke brachte ihr eine Tasse Schokolade, und sie bemerkte, dass Kit erst wieder sprach, nachdem Mr. Burke das Zimmer verlassen hatte. Sie nahm einen kleinen Schluck und schnitt dann das Thema Hochzeit an. »In deiner Nachricht hast du erwähnt, dass wir zur Kirche gehen sollen, um das Datum für die Hochzeit festzulegen. Soweit ich weiß, wird die Hochzeit an drei Sonntagen nacheinander in der Kirche verlesen, es wäre also möglich, in einem Monat schon zu heiraten, wenn du das möchtest.«
»Nein, das ist nicht früh genug. Ich werde eine Lizenz besorgen, damit wir die Verlesung in der Kirche umgehen können, Alex. Sicher sind zwei Wochen lange genug, um zu warten?«
Sie war verzweifelt, weil er sich heute so ganz anders benahm. Dennoch hatte sie schon immer gewusst, dass Christopher mürrisch und empfindlich sein konnte, wenn er das Gefühl hatte, abgelehnt zu werden. Sie stritt also nicht mit ihm. »Dann besorge die Lizenz. Du hast Recht, zwei oder drei Wochen sind lange genug.« Wenigstens hätte sie nicht genug Zeit, eine teure Hochzeit zu planen, zu der sie das halbe Land einladen musste. Sie stellte ihre Tasse ab und lächelte ihn strahlend an. »Kit, warum reitest du
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