Gefaehrliche Begierde
bei diesem herrlichen Sonnenschein nicht mit mir aus. Ich bin sicher, du wirst dich danach besser fühlen.«
»Alex, ich habe solche Kopfschmerzen. Ich dachte, ich gehe hinaus an den See und male ein wenig. Du verstehst doch sicher mein Bedürfnis, allein zu sein?«
»Natürlich verstehe ich das! Wenn ich zeichne, verschafft mir das Freude und Ruhe. Die Einsamkeit ist jetzt genau das, was du brauchst. Wir sehen uns in ein paar Tagen, wenn du dich besser fühlst.«
Als Alex am Fluss entlanggaloppierte, dachte sie darüber nach, wie zurückgezogen Kit ihr vorgekommen war. Dennoch hatte er darauf bestanden, dass sie keine Zeit verschwenden sollten bis zu ihrer Hochzeit. Alex seufzte. Sie hätte ihn niemals besuchen sollen. In seiner Nachricht hatte er gesagt, dass er nicht wollte, dass sie ihn so sah. Jetzt wünschte sie von ganzem Herzen, sie hätte seinen Wunsch nicht ignoriert. Wäre sie heute Morgen nicht nach Hatton geritten, dann hätte sie auch nicht herausgefunden, dass sie noch immer wahnsinnig, hoffnungslos in Nicholas verliebt war.
Nick Hatton hatte es nicht eilig, John Eaton aufzusuchen, und wartete bis nach dem Essen, ehe er nach Slough ritt. Er nahm an, dass Eaton gleich am Morgen die Behörden darüber informiert hatte, dass seine Kutsche auf der Heide von Hounslow überfallen worden war, und man hatte wohl einen Beamten losgeschickt, um den Fall zu untersuchen. Wenn man Eatons Gepäck und seine Akten in Dogs Hollow gefunden hatte, hatte man sie ihm sicher zurückgebracht, und Nick wollte erst bei ihm ankommen, nachdem er die Sachen zurückbekommen hatte.
Als er in den Hof von Eaton Place ritt, verbarg er seine Belustigung und nickte höflich dem Kutscher zu, dem er erst in der letzten Nacht begegnet war und der jetzt den Schlamm von der schwarzen Kutsche wusch. Im Stall übergab Nick seinen grauen Jährling einem Stallknecht und ging dann zur Haustür, die ihm von Eatons livriertem Majordomus geöffnet wurde.
»Es tut mir Leid, Sir, Mr. Eaton ist im Augenblick beschäftigt.«
»Ich werde warten«, erklärte Nick ungerührt und setzte sich in die luxuriös eingerichtete Empfangshalle. Als sich der Diener zurückgezogen hatte, hörte Nick Stimmen, die aus Eatons Büro kamen, und er lächelte zufrieden, weil er wusste, dass er genau den richtigen Zeitpunkt gewählt hatte.
»Ich habe herausgefunden, dass Ihre unerfreuliche Begegnung mit dem Straßenräuber nicht mehr war als ein Scherz, Mr. Eaton. Ich glaube, es war ein Spaß, den sich ein paar junge Männer erlaubt haben, die sich in dem Gasthaus in Hounslow zu einem Hahnenkampf getroffen hatten. Ein solches Benehmen ist verwerflich, doch es ist nicht ungewöhnlich.«
»Mit anderen Worten, Thorpe, es ist Ihnen nicht gelungen, einen Verdächtigen zu finden?«
»Sie haben keine Zeugen, Sir, und ich habe Ihr Gepäck an genau dem Ort gefunden, an dem Ihre Kutsche aufgehalten wurde. Das macht es sehr wahrscheinlich, dass es nur ein Scherz von betrunkenen Burschen war.«
»Sie haben vielleicht meinen Koffer und meine Akten gefunden, Thorpe, aber in diesem Lederbeutel befand sich ein großer Geldbetrag! Ich bin beraubt worden - ausgeraubt - und dennoch scheinen Sie zu zögern, die Sache zu verfolgen!«
»Sir, haben Sie Beweise dafür, wie viel Geld in dem Lederbeutel war?«
»Beweise? Ist Ihnen nicht klar, dass ich unter anderem der Finanzberater des Herzogs von Devonshire bin? Mein Wort sollte Beweis genug sein!«
»Ich stelle Ihr Wort ja gar nicht in Frage, Sir. Dennoch bleibt die Tatsache, dass der Lederbeutel die ganze Nacht auf der Heide von Hounslow gelegen hat, und jeder, der vorüberkam, hatte die Möglichkeit, sich zu bedienen.«
»Ihre Inkompetenz ist umwerfend! Ich werde Ihrem Vorgesetzten davon berichten, Thorpe. Ich hätte mich gleich an die Behörden in London wenden sollen.«
»Ich habe gute Gründe anzunehmen, dass die Behörden von London ihre kostbare Zeit nicht damit verschwenden werden, angebliche Straßenräuber in der Heide von Hounslow zu verfolgen. Meiner Meinung nach könnte eine solche Geschichte dazu führen, dass man Sie auslacht und Ihre Fähigkeit, mit dem Geld anderer Leute umzugehen, in Zweifel zieht. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Sir.«
Der Beamte ging, und Nicholas wurde in das Büro geführt. Eaton kochte vor Wut. »Guten Tag, ich komme im Auftrag meines Zwillingsbruders, Lord Hatton.« Nick sprach mit der gleichen Autorität, die er auch als Hauptmann Hatton angewandt hatte, als tausend Männer unter
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