Gefaehrliche Begierde
trinken, sind sie ziemlich angespannt.
Es ist besser, ihnen beim Frühstück aus dem Weg zu gehen. Übrigens, was willst du heute zum Abendessen anziehen?«
»Mein jadegrünes Seidenkleid, denke ich.«
»Nein, nein, Liebling, zieh lieber das rosa Kleid an, es ist viel mädchenhafter. Und mach nicht so ein rebellisches Gesicht, Alexandra. Ich werde kommen und dir beim Ankleiden helfen, dann können wir uns darüber unterhalten. Es hat keinen Zweck, uns den Tag mit Streiten zu verderben, das können wir auch bis zum Abend aufschieben.«
Alexandra lachte. »Vielleicht hast du Recht.« Erst als sie in der unteren Etage von Hatton Hall angekommen war, realisierte sie, dass ihre Großmutter ihr beim Ankleiden helfen wollte.
Die Teilnehmer der Jagdgesellschaft, die sich auf dem Hof versammelt hatten, trugen bunte Jacken und modische Reitkleidung. Diesmal wollten sie nicht Füchse, sondern Rotwild jagen. Die Hunde zerrten an ihren Leinen und bellten laut genug, um jegliches Wild innerhalb der nächsten fünf Meilen zu vertreiben. Die Jagdpferde waren gesattelt und mit Patronengurten und Gewehren versehen. Die Damen trugen keine Waffen und nahmen an der Veranstaltung nur als Zuschauer teil.
Alexandra zerrte den Sattelgurt ihres Jagdpferdes fester und bedankte sich bei Rupert dafür, dass er ihre Stute gesattelt hatte. Sie entdeckte die Zwillinge auf der anderen Seite des Hofes und nahm an, dass Kit rote und Nick grüne Kleidung trug. Eine zornige Röte stieg in ihr Gesicht, als sie wieder an die intimen Einzelheiten ihrer Begegnung mit Nick dachte. Die Erniedrigung durch Nicks Zurückweisung nagte noch immer an ihr. Auch schienen ihr die Zwillinge aus dem Weg zu gehen, also ignorierte sie die beiden und ging hinüber zu den Damen. Sie betrachtete Annabelles wohl gerundete Gestalt und stellte sie sich ohne die einengenden Mieder vor. Stimmte es, dass Lord Harding mit ihr schlief? Sie stellte sich vor, wie sie Annabeile zeichnete, wie sie sich am Bettpfosten festklammerte, während Henry mit den Bändern ihres Korsetts kämpfte und vergeblich versuchte, ihre üppige Figur zurück in das Korsett zu stecken.
Die Hatton-Zwillinge hielten ihre Pferde an kurzen Zügeln, während sie sich unterhielten. Nicholas hatte seine neuen Pistolen seinem Bruder gegeben, um ihn aufzumuntern, doch Kit hatte die Augenbrauen zusammengezogen, während er versuchte, einen Ausweg aus seinem Dilemma zu finden. »Wenn ich dem alten Mann sage, dass ich Alexandra den Hof machen will, glaubst du, er wird dann endlich Ruhe geben? Ich könnte ja andeuten, dass ich mit einer Art Einverständnis zufrieden bin, ich würde alles tun, um zu verhindern, dass er heute Abend die Verlobung ankündigt!«
»Alexandra ist noch sehr jung. Sie ist noch gar nicht bereit für eine Ehe. Ich finde, es ist eine sehr gute Idee, die Dinge noch ein wenig hinauszuschieben.«
Warum schien ihm nur der Gedanke, dass Alexandra und Christopher zusammen sein würden, so abstoßend, wo doch ihre Familien sich darüber einig gewesen waren, dass die beiden einmal heiraten würden? Er liebte seinen Bruder und wollte, dass er glücklich war. Das Problem war, dass auch er Alexandra liebte, wie eine Schwester, versuchte er sich einzureden, und er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie unglücklich war. Das ist die größte Lüge, die du dir je eingeredet hast. Du liebst sie ganz und gar nicht wie eine Schwester! Auch wenn Nicholas wusste, dass es eine Lüge war, so wusste er ebenfalls, dass er sich daran klammern und den Rest seines Lebens damit leben musste.
Ein Jagdhorn ertönte, und die Hunde wurden von der Leine gelassen. »Ich werde gehen und mit ihm reden. Die Jagd versetzt ihn normalerweise in gute Laune«, erklärte Kit seinem Bruder und ritt hinter seinem Vater her.
Im Verlauf der Jagd entdeckte Nick ein Reh mit einem Kitz. Er verzichtete darauf, die anderen Jäger herbeizurufen und beobachtete, wie die Tiere in dem dichten Wald verschwanden. Er hörte die Hunde in einiger Entfernung bellen und war froh, dass sie zu weit weg waren, die Witterung der Tiere aufzunehmen.
Alexandra, die mit den Damen ritt, hatte aufgehört, dem endlosen Geplapper der Ladys zuzuhören, was sie zum Jagddinner anziehen würden. Ihre Gedanken wanderten zu der eigenartigen Unterhaltung zurück, die sie an diesem Morgen mit Dottie geführt hatte, und die gespürt hatte, dass ein Streit in der Luft lag. Sie hatte das Gefühl, dass es dabei um viel mehr ginge als um die Auswahl ihres
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