Gefährliche Enthüllung (German Edition)
liefern sollen, die ich brauche. Anscheinend kauft Mr J. J. Steadman auf die eine oder andere Weise die meisten Stücke, die aus der English Gallery kommen. Er ist Anteilseigner von jeder der Firmen, die auf der Käuferliste stehen.“
Annie unterbrach ihre Arbeit. „Ein ganz schön eifriger Sammler.“
Pete lächelte, und Annie musste den Blick abwenden. „Oh ja. Und obendrein kein sonderlich geschickter, wie es scheint. Er behält selten mal ein Stück länger als ein paar Monate, und oft macht er beim Weiterverkauf einen geringen Verlust.“
„Na und?“, fragte Annie. „Kein Gesetz schreibt vor, dass reiche Leute nicht dumm sein dürfen.“
„Ja“, sagte Pete. Die Muskeln in seinem Rücken und seinen Armen zeichneten sich deutlich ab, als er mit demSchwamm den schmutzigen Fußboden bearbeitete. „Aber es kommt noch besser.“ Er lächelte sie an und spülte den Schwamm im Eimer aus. „Rate mal, wer noch Anteile an J. J. Steadmans Firmen hält? Ich gebe dir einen Tipp. Seltsame grüne Augen, Goldarmband, eine Art Klapperschlange im Smoking?“
Annie musste lächeln. „Hmm, lass mich überlegen … Könnte es Alistair Golden sein?“
Sie lächelten einander in die Augen. Dann schaute Annie weg, ihr Gesichtsausdruck war plötzlich verschlossen und distanziert.
Ein paar Minuten schrubbten sie beide schweigend den Boden. Dann hockte Annie sich auf ihre Fersen und richtete sich auf. „Weißt du, Agent Peterson, ich kenne nicht einmal deinen Vornamen.“
Pete blickte auf. „Kendall. Aber kein Mensch nennt mich so. Jeder ruft mich Pete.“
„Auch deine Mutter?“
„Die nennt mich Hastin Naat’aanni.“
Mann, der den Frieden herbeiredet, sein Diné-Name.
„Ist das wirklich passiert?“, fragte Annie. „Die Geschichte, die du mir erzählt hast? Von deinen Cousins und all dem, was nach dem Tod deiner Tante vorgefallen ist?“
Pete warf seinen Schwamm in den Eimer, setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und legte die Arme um seine Knie. „Bis auf meinen Namen, meinen Beruf und mein College habe ich dir nichts vorgelogen, sondern nur Dinge verschwiegen. Alles, was ich dir sonst so erzählt habe, entspricht der Wahrheit. Ich habe dir nur nicht genug erzählt.“
Eine Weile schwieg Annie. „Warum hast du mir vorgelogen, du seist in New York auf die Universität gegangen?Wo hast du wirklich studiert?“
„Gar nicht. Ich war in der Army. Ich wurde Soldat, als ich achtzehn war.“
„Darüber hat sich dein Großvater also so aufgeregt“, folgerte Annie in plötzlicher Erkenntnis.
Pete nickte und starrte in die Seifenlauge. „Er konnte nicht verstehen, warum ein Junge namens Mann, der den Frieden herbeiredet, in einen Krieg am anderen Ende der Welt ziehen sollte. Ich verstand es genauso wenig.“ Aber er lächelte, und Annie erschrak angesichts des harten Ausdrucks in seinen Augen. „Aber ich war gut darin, Krieg zu führen. Und am Leben zu bleiben. Und Such- und Rettungsaktionen durchzuführen. Die meiste Zeit hielt ich mich in Feindesland auf, immer auf der Suche nach verwundeten Soldaten, die ich in Sicherheit brachte. Als schließlich die letzten Truppen abgezogen wurden, bat man mich, zu bleiben.“
„Zu bleiben?“, fragte Annie entsetzt. „Warum um alles in der Welt solltest du das tun wollen?“
„Ich wollte nicht. Aber man bat mich, in eine CIA-Einheit einzutreten, deren Aufgabe es war, Kriegsgefangene und Vermisste aufzuspüren und zu befreien“, antwortete Pete leise.
„Also bist du geblieben.“
„Ich bin geblieben. Vier Jahre lang. Und während der Rest der Welt den Frieden feierte, habe ich getan, was ich am besten konnte: weiter Krieg führen.“
„Du hast Leben gerettet“, widersprach Annie. „Wie viele Männer hast du geholfen zu befreien?“
Pete schaute sie überrascht an. Sie verteidigte ihn. Sein Herz setzte einen Moment lang aus, aber er versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Das hatte nichts zu bedeuten. „Die genauen Zahlen kenne ich nicht. Aber es waren Hunderte.“
„Seit deinem Eintritt in die CIA?“, fragte Annie.
Sie wollte mehr über ihn wissen. Steckte reine Neugier dahinter oder … Pete wagte es nicht zu hoffen. Er nickte. „Bei verschiedenen Einsätzen.“
„Du hast also den größten Teil der letzten zwanzig Jahre damit verbracht, dein Leben zu riskieren.“ Sie schüttelte den Kopf.
„Nicht permanent.“
„Oh, ich schätze, ihr bekommt alle paar Jahre ein freies Wochenende. Wie kann man so leben? Ständig in
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