Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
hin und her, damit er an genau den richtigen Stellen gekrault werden konnte. Auf das plötzliche Auftauchen seines Herrchens reagierte Max mit einem Blick, der flüchtiger und desinteressierter nicht hätte sein können. Madeline dagegen fuhr erschrocken auf.
„Lucien? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ Sie versuchte, sich zu erheben, doch Max zeigte keinerlei Neigung, den Ort, an dem ihm so viel Annehmlichkeit widerfuhr, zu verlassen.
Lucien räusperte sich. Nun kam es ihm lächerlich vor, dass er einfach in den Raum geplatzt war, um eine Krise abzuwenden, die es gar nicht gab. Er heftete einen anklagenden Blick auf seinen Hund. „Mrs. Babcock sagte mir, dass Max hier oben ist, und mitunter verhält er sich etwas … feindselig Menschen gegenüber, die er nicht kennt.“
Max gab ein kleines Winseln von sich. Er hob den mächtigen Schädel und sah Madeline an. Seine bekümmerte Miene ließ keinen Zweifel daran, dass er sich zutiefst verkannt fühlte.
„Du armer Hund.“ Madeline fuhr fort, ihn hinter den Ohren zu kraulen. „Hast du gehört, was er von dir behauptet?“ Sie wandte sich zu Lucien. „Sieh ihn dir doch an.“ Max’ glänzende braune Augen wirkten unschuldsvoller denn je. „Er weiß gar nicht, was das ist, Feindseligkeit.“ Max klopfte zustimmend mit dem Schwanz auf das Sofa und warf Lucien einen selbstgefälligen Blick zu.
Lucien erwiderte nichts darauf. Er wusste, wann er verloren hatte. Schweigend beobachtete er, wie Madeline den Hund streichelte.
„Die Gemälde deiner Mutter sind sehr schön“, sagte sie nach einem Moment.
Er löste den Blick von ihren schlanken Fingern. „Das finde ich auch. Es freut mich, dass sie dir gefallen.“ Sie hatte ihm das Gesicht zugewandt. Er konnte keinen Ärger in ihrer Miene entdecken, keine Furcht, nur sanfte Freundlichkeit.
Die er nicht verdiente, nachdem er sie den ganzen Tag behandelt hatte, als sei sie nicht vorhanden. „Am besten lasse ich dich jetzt in Ruhe deinen Tee trinken“, erklärte er steif und machte eine Handbewegung in Richtung Tür. „Komm, Max.“
Max gähnte und kuschelte sich enger an Madeline.
„Max“, wiederholte Lucien. „Nun komm schon.“
Bist du verrückt?, schien der Blick seines Hundes zu sagen.
„Kann er nicht bleiben?“ Madeline sah ihn bittend an.
Lucien machte einen allerletzten Versuch. „Er haart ganz schrecklich.“
Madeline lächelte. „Das macht mir nichts aus.“
„Nun, in dem Fall …“
Max gab einen triumphierenden Grunzlaut von sich.
Verräter! Lucien drehte sich um und verließ das Zimmer.
„Kalbsbrühe, Rochenflügel in Kapernsoße, Rinderbraten mit Salzkartoffeln und Lauch und abschließend Apfelkuchen.“ Die Haushälterin nickte zufrieden. „Gut, dann wäre die Speisefolge geklärt, und wir können die Wäsche durchsehen. Aber erst hole ich uns eine schöne Tasse Tee und ein paar Scones.“ Mrs. Babcock ließ sich keine Gelegenheit entgehen, ihre junge Herrin aufzupäppeln.
„Vielen Dank, Mrs. Babcock. Ich wüsste nicht, wie ich ohne Sie zurechtkommen sollte.“
„Aber nicht doch, mein Lämmchen!“ Die Haushälterin machte eine wegwerfende Geste, strahlte indes übers ganze Gesicht. „Was ich Sie die ganze Zeit fragen wollte“, setzte sie nach einem Augenblick hinzu, „haben Sie schon irgendwelche Pläne für den Geburtstag Seiner Lordschaft?“
„Er hat Geburtstag?“, äußerte Madeline bestürzt.
„Und nichts davon erwähnt, richtig?“ Mrs. Babcock schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Ich sage Ihnen, dieser Mann würde sogar eine Heilige in Rage bringen.“
Madeline schüttelte den Kopf. „Es muss ihm entfallen sein. Er ist sehr beschäftigt mit der Verwaltung des Anwesens.“
Die Haushälterin schnaubte ungehalten. „Nicht zu beschäftigt für seinen Geburtstag. Schon als Kind war er ganz aufgeregt, wenn es an diesem Tag Apfelpudding, Zimtkekse und Limonade gab und er die Geschenke auspacken durfte. Wir haben jedes Mal eine Schatzsuche für ihn und den kleinen Guy veranstaltet, und ich sollte ihnen immer verraten, wo sie die Hinweise finden.“ Bei der Erinnerung lachte Mrs. Babcock in sich hinein. „Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie ein besonderes Essen wünschen oder irgendetwas anderes.“ Sie strahlte Madeline an. „Aber jetzt hole ich den Tee.“
„Mrs. Babcock?“
„Mylady?“
Madeline holte Luft, dann stellte sie die Frage, ehe sie es sich anders überlegen konnte. „Trauen Sie sich zu, eine solche Schatzsuche noch einmal zu
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