Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
organisieren?“
„Ich? Um Himmels willen, nein.“ Mrs. Babcock hob abwehrend die Hände. „Ich war eine gute Nanny, und ich bin eine gute Haushälterin, aber von dieser Sache mit den Hinweisen habe ich nicht die geringste Ahnung. Darum pflegte sich Ihre Ladyschaft zu kümmern. Ich wüsste nicht mal, wo ich anfangen sollte.“
„Ich könnte Ihnen helfen.“
Mrs. Babcock wirkte nicht sehr überzeugt. „Es ist viel Arbeit …“
„Zu zweit schaffen wir sie.“
„Nun denn, Mylady.“ Die Haushälterin gab ihr einen liebevollen Klaps auf den Arm. Ich werde tun, was ich kann.“
Madeline lächelte. „Ich danke Ihnen.“
Die Tage vergingen, und Madelines Planungen für die Schatzsuche machten Fortschritte. Mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks trafen Lucien und sie sich am Frühstückstisch und nahmen das Abendessen gemeinsam ein, er erkundigte sich nach ihrem Befinden und stellte ihr atemberaubende Beträge an Nadelgeld zur Verfügung, aber darin erschöpfte sich ihre Beziehung. Ihr Gatte blieb auf Distanz bedacht, sogar beim gemeinsamen Dinner. Lord Farquharsons Name fand ebenso wenig Erwähnung zwischen ihnen wie eine Rückkehr nach London.
Ungeachtet dessen war Madeline glücklich in Trethevyn, jedenfalls so glücklich, wie eine Frau es sein konnte, die sich von ihrem Gatten nicht geliebt fühlte. Angelina fehlte ihr, und sie vermisste auch ihre Eltern. Sie fragte sich oft, wie ihre Angehörigen mit dem Skandal zurechtkamen, den sie verursacht hatte. Die Briefe, die sie ihnen jede Woche schrieb, waren bislang unbeantwortet geblieben. Offenbar musste sie akzeptieren, dass ihre Familie Zeit brauchte, um ihr zu vergeben.
Aber eine Ahnung von Frühling lag in der Luft, und die prickelnde Aufregung, die ihr die Planung der Schatzsuche für Luciens Geburtstag bereitete, ließ für trübsinnige Anwandlungen keinen Raum.
„Oh Mylady, Sie sind wirklich mächtig gescheit“, erklärte Betsy kichernd. „Was wird Seine Lordschaft staunen, wenn er herausfindet, dass Sie das alles gemacht haben.“
Begeistert wie ein kleines Mädchen zog Mrs. Babcock die Schultern hoch. „Und wie Sie mit Worten umgehen können, Mylady!“
Überrascht und dankbar lächelte Madeline. Niemand hatte ihr je ein solches Kompliment gemacht.
Mrs. Babcock schlang ihr den Arm um die Schultern und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Madeline errötete vor Freude.
„Das ist alles ganz wie früher, als Ihre Ladyschaft die Schatzsuche vorbereitete und Master Lucien ein kleiner Junge war. Immer hatte er ein marmeladeverschmiertes Mäulchen, seine Hemdzipfel hingen ihm aus dem Hosenbund, und sein Haar war so unordentlich, dass es aussah wie ein Vogelnest. Ihre Ladyschaft nannte ihn einen zerrupften Raben. Was haben wir gelacht.“
Es fiel Madeline schwer, sich ihren nüchternen, ernsthaften Ehemann als kleinen Jungen mit schmutzigen, verklebten Fingern vorzustellen. Das Bild, das Mrs. Babcocks Beschreibung heraufbeschwor, ließ sich kaum mit dem erwachsenen Mann vereinbaren, den die gesamte gute Gesellschaft des Königreichs fürchtete.
„Es wäre schön, wenn wir hier wieder ein paar kleine Kinder hätten.“
Die Haushälterin kann ja nicht wissen, dass Lucien und ich nur eine Zweckehe führen, dachte Madeline traurig.
„Was denn für kleine Kinder?“, wollte Betsy in aller Unschuld wissen.
„Na, die von Master Lucien und Ihrer Ladyschaft natürlich“, erklärte Mrs. Babcock, als sei dies die offensichtlichste Sache der Welt.
Madeline spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. Hastig stand sie auf und räusperte sich. „Beinahe hätte ich es vergessen – Seine Lordschaft und ich sind heute beim Pfarrer eingeladen. Ich sollte mich sputen, wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein wollen.“
Wenn Madeline geglaubt hatte, peinlichen Gesprächen über Babys entronnen zu sein, belehrte die Begegnung mit der Gattin des Geistlichen sie eines Besseren.
Mrs. Woodford teilte ihr freudestrahlend mit, dass sie guter Hoffnung war und zum Ende des Sommers einen weiteren kleinen Familienzuwachs erwartete.
Madeline nippte an ihrem Tee und betete, dass ihre Gastgeberin die Unterhaltung auf ihren eigenen Nachwuchs beschränkte, erst recht, nachdem die Pfarrersgattin durchblicken ließ, dass die gesamte Gemeinde ein reges Interesse an der Aussicht auf den nächsten Titelerben zu haben schien, und ihr erzählte, dass die Wirtsfrau sogar darauf wetten ließ, wann genau Lady Tregellas ihren ersten Sohn zur Welt bringen
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