Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
normales Leben zu führen, Lucien“, setzte sie unglücklich hinzu. „Seit Wochen fühle ich mich wie eine Gefangene, und es muss doch möglich sein, dass ich eine kranke Freundin besuche, ohne darauf zu warten, dass du mich begleitest!“
„Unter normalen Umständen, ja. Aber die Umstände sind nicht normal. Und bis ich mich mit Farquharson befasst habe, müssen wir uns mit bestimmten Einschränkungen abfinden.“
Madeline wandte den Blick ab. Farquharsons Zeilen kamen ihr in den Sinn. Seit jenem Tag ist Tregellas hinter mir her, und er hat nichts anderes im Sinn, als mich zu töten. Er hasst mich mit einer Zwanghaftigkeit, die an Irrsinn grenzt … „Was beabsichtigst du zu tun?“, fragte sie vorsichtig.
„Was immer notwendig ist, um ihn aufzuhalten.“
Madeline begann zu zittern.
Lucien zog sie an sich. Sie war so zart, so verletzlich. „Farquharson ist gefährlicher, als du wahrhaben willst“, sagte er leise und streichelte über ihr feuchtes langes Haar. Ihr vertrauter Duft nach Orangen stieg ihm in die Nase. „Er wird dir auflauern, wenn und wo du es am wenigsten erwartest.“
„Aber hätte er das nicht längst getan, wenn er es wollte?“
Lucien schüttelte den Kopf. „Er wartet auf die richtige Gelegenheit. Doch ich garantiere dir, dass er in Kürze zuschlagen wird, Madeline. Und ich will, dass wir vorbereitet sind, wenn er es tut.“
Es war ihr klar, dass sie ihre Frage an Lucien hätte richten müssen. Aber Madeline war verzweifelt, und so wandte sie sich an Mrs. Babcock, um etwas über die einstmalige Verlobte ihres Ehemanns zu erfahren.
„Eine schlimme Geschichte.“ Die Haushälterin wiegte seufzend den Kopf hin und her. „Master Lucien ist beinahe verrückt geworden damals. Eigentlich steht es mir nicht zu, Ihnen etwas darüber zu erzählen, Mylady. Und ich möchte Sie bitten, Seine Lordschaft nicht zu verurteilen. Er war zu jung, um zu wissen, was er tat, und er zahlt noch heute für seinen Fehler. Er kann ihn sich nicht verzeihen, geschweige denn vergessen, dass er ihn begangen hat. Obwohl er keine Schuld hat.“ Mrs. Babcock traten Tränen in die Augen, und sie begann heftig zu zwinkern.
„Was ist passiert?“ Behutsam umschloss Madeline die Hand der älteren Frau mit ihrer.
„Sie war eine junge Dame aus gutem Hause, ihr Name ist nicht von Bedeutung. Eine Erbin, die Tochter eines Viscounts. Zurückhaltend, beinahe schüchtern. Und liebreizend war sie, groß gewachsen und gertenschlank, mit langem schwarzen Haar und riesigen blauen Augen. Das schönste Mädchen in ganz Cornwall.“
Liebreizend, schwarzhaarig und mit blauen Augen gesegnet. Kurz: alles, was ich nicht bin, dachte Madeline verzweifelt. Ein Gefühl unendlichen Elends machte sich in ihr breit.
„Aber auch das dümmste“, fuhr Mrs. Babcock düster fort. „Sie war gerade mal achtzehn, als sie sich verlobten.“
Madeline presste ihre freie Hand auf den Magen und schluckte schwer.
„Trotzdem hatte sie anschließend ihre Saison in London. Und dort begegnete sie einem anderen. Brannte mit ihm durch und heiratete ihn, dabei war sie nicht einmal volljährig. Verschwand einfach mit ihm, mitten während einer Tanzveranstaltung. Eigentlich sah ihr das gar nicht ähnlich, und es war ein furchtbarer Skandal.“
Mitten während einer Tanzveranstaltung. „Oh Gott!“ Eine entsetzliche Vorahnung beschlich Madeline.
Doch Mrs. Babcock schlug sich die Hand vor den Mund. „Ich rede zu viel. Sie sollten Seine Lordschaft fragen, mein Lämmchen. Und er wird es Ihnen erzählen, sobald er dazu bereit ist. Geben Sie ihm Zeit. Master Lucien ist nicht so selbstherrlich, wie es scheint, Mylady. Er macht sich große Sorgen um Sie und will, dass Sie sicher sind.“
Madeline biss sich auf die Unterlippe. „Wer war der Gentleman, mit dem die junge Dame davonlief?“
„Das sollte Seine Lordschaft Ihnen sagen.“
Madeline starrte die Haushälterin an. „Es war Cyril Farquharson, habe ich recht?“
Mrs. Babcock starrte zurück, ohne ein Wort zu sagen.
„Er war es, nicht wahr?“, beharrte Madeline.
Mrs. Babcock nickte. „Ja, Mylady. So hieß er.“
Madeline holte tief Luft. „Würden Sie mich jetzt bitte allein lassen, Mrs. Babcock?“, bat sie und wandte den Blick ab.
„Aber Madam, Sie wissen noch lange nicht alles. Da ist noch viel mehr, und …“
Madeline schüttelte den Kopf. „Ich habe genug gehört“, sagte sie leise. „Bitte gehen Sie, Mrs. Babcock.“
Die Haushälterin erhob sich schwerfällig und humpelte aus
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