Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
Schmerzenslaut, der Boyles Lippen entwich, als Lucien die ruckartige Bewegung mit seinem Arm ausführte, war schlimmer als Betsys ganzes Geschrei. Madeline wandte das Gesicht ab und drückte ihre schluchzende Zofe an sich.
„Das wäre geschafft“, sagte Lucien zu John Hayley gewandt. „Aber zur Sicherheit lasse ich hernach Dr. Moffat kommen, damit er sich die Sache noch einmal ansieht. Sie und Sibton bleiben bei Boyle und Betsy, während ich mit Lady Tregellas nach Hause reite. Sobald ich in Trethevyn bin, schicke ich Ihnen eine Chaise. Binden Sie die Braunen hinten an. Um die beschädigte Kutsche kümmern wir uns morgen.“
Zwei Stunden später waren alle heil in Trethevyn angekommen, und Lucien machte sich auf den Weg zu seiner Gattin. Vor ihrem Schlafgemach angekommen, klopfte er ein Mal energisch an und stieß die Tür auf, ohne auf ein „Herein“ zu warten. Mit ein paar kurzen Worten entließ er Betsy, stellte sicher, dass sie den widerstrebenden Max mit sich nahm, und schloss die Tür hinter den beiden.
Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass Madeline ihre durchnässten Kleider gegen einen warmen Hausmantel und ein baumwollenes Nachthemd ausgetauscht hatte. Sie kniete auf dem Teppich vor dem Kamin und hatte den Kopf in den Nacken gelegt, um das lange Haar zu trocknen, das ihr in lockigen Kaskaden über Schultern und Rücken fiel.
Ein höchst unstatthaftes Begehren durchzuckte ihn, und Lucien wandte den Blick ab. Er wollte nicht daran erinnert werden, was ihm an ehelichen Sinnenfreuden entging. Stattdessen zwang er sich, an den Grund seines Hierseins zu denken.
„Lucien!“ Madeline stand auf und kam mit bloßen Füßen auf ihn zu. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“
Er sah sie an. „Du meinst, außer dass du meine Anweisung missachtet und dich unnötig in Gefahr gebracht hast?“
Sie wich seinem Blick nicht aus. „Ich habe dir schon auf dem Heimritt gesagt, dass es mir leidtut. Aber Mary Woodford ist meine Freundin, und sie hatte Angst, ihr Kind zu verlieren, Lucien. Ich konnte sie nicht im Stich lassen.“ Der zärtliche Ausdruck, der in ihre klaren bernsteinfarbenen Augen trat, entging ihm nicht. „Gott sei Dank sind sie und das Baby außer Gefahr, sagt Dr. Moffat.“
Lucien verdrängte die Gefühle, die ihre sanften Worte in ihm hervorriefen. „Ich hatte dich gebeten, Trethevyn nicht ohne meine Begleitung zu verlassen.“
„Hätte ich Mrs. Woodfords Hilferuf ignorieren sollen?“ Madeline schüttelte den Kopf. „Es sind deine Leute, Lucien. Ist ihr Wohlergehen dir gleichgültig?“
„Die Frage ist ungerecht“, erwiderte er hitzig. „Du weißt, dass sie mir am Herzen liegen. Außerdem“, er fuhr sich rasch mit den Fingern durchs Haar, „habe ich nichts dagegen, wenn du Mrs. Woodford besuchst, solange ich dabei bin. Und du weißt auch, aus welchem Grund ich darauf bestehe, dich zu begleiten.“
Madeline seufzte. „Es tut mir wirklich leid, Lucien.“
Er wusste, dass sie es ernst meinte. Aber dass sie ihr Verhalten bedauerte, reichte nicht aus, um sie vor Farquharson zu schützen. „Du bist ein verdammt hohes Risiko eingegangen, Madeline. Hätte Farquharson dir aufgelauert, wärst du eine leichte Beute für ihn gewesen.“
Eine kleine Falte erschien über ihrer Nasenwurzel. „John Hayley war bei uns. Er hatte einen Knüppel. Und Mr. Boyle war ebenfalls bewaffnet. Ich habe für unsere Sicherheit gesorgt.“
„Wirklich?“ Die Erinnerung an seine Angst nach dem Schuss ließ ihn rücksichtslos werden. „Wäre ich Farquharson gewesen – oder auch nur ein gewöhnlicher Straßenräuber –, glaubst du, Boyle hätte mich aufhalten können? Geschweige denn Hayley mit seinem Knüppel? Er wäre tot gewesen, bevor er auch nur die Hand hätte heben können. Und was dann, Madeline?“
Sie reckte trotzig das Kinn. „Du bist besessen von Farquharson. Von allen denkbaren Möglichkeiten ist Bodmin Moor an einem verregneten Nachmittag wahrhaftig der letzte Ort, an dem er sich aufhalten würde.“
„Und du glaubst, du kannst dir dessen sicher sein, nicht wahr?“ Lucien trat vor sie hin und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Madeline, ich kenne Farquharson besser als du, und ich weiß, wozu er fähig ist. Und ich will nicht, dass du dich in Gefahr begibst.“
„Wir waren nicht weit von Trethevyn entfernt. Außerdem konnte ich nicht voraussehen, dass die Achse brechen würde.“ Madelines Brust hob und senkte sich bei ihren raschen Atemzügen. „Ich versuche doch nur, ein
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