Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
erstarrte.
„Wenn du ihn heiratest, hast du ausgesorgt“, fuhr ihre Mutter fort. „Und du wirst Baroness. Stell dir nur vor, Lady Farqu…“
„Mama“, unterbrach Madeline sie ärgerlich, „das, was Lord Farquharson in Bezug auf meine Person vorschwebt, hat mit Heirat nichts zu tun.“
Mrs. Langley lachte. „Unsinn, Mädchen. Wenn wir es nur geschickt genug anstellen, können wir ihn im Handumdrehen dazu bringen, sich dir zu erklären.“
„Ich will ihn nicht“, sagte Madeline so sanft sie konnte.
Ihre Mutter kniff erbittert die Lippen zusammen. „Das spielt keine Rolle. Du heiratest Farquharson. Ich werde dafür sorgen, dass er um deine Hand anhält, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Und dieses eine Mal, junge Dame, gehorchst du. Hast du mich verstanden?“
2. KAPITEL
Der Ballsaal lag im Lichterglanz Hunderter weißer Kerzen, die von den funkelnden Kristalllüstern und den zahlreichen Wandleuchtern auf die wogende Menge der Gäste herniederstrahlten. Entlang der Wände standen Tischchen und Sessel in der strengen und doch eleganten Linienführung des Sheraton-Stils, der sich seit einiger Zeit großer Beliebtheit erfreute. Das Orchester spielte ein Menuett, dessen perlende Klänge sich auf das Anmutigste mit dem heiteren Stimmengewirr im Raum vermischten.
Obwohl die Saison noch nicht begonnen hatte, schienen sämtliche Mitglieder des ton in Lady Gilmours Stadtresidenz zugegen. Die Besucher drängten sich im Ballsaal ebenso wie in der weitläufigen Eingangshalle und auf den Stufen der prachtvollen Marmortreppe.
Mrs. Langley war in ihrem Element. Zwar hatte ihr Gatte sich, kaum dass sie mit ihm und den Töchtern eingetroffen war, in eine ruhige Ecke verzogen, wie er es immer bei solchen Gelegenheiten zu tun pflegte, doch sie war fest entschlossen, ihre Chance bestmöglich zu nutzen und jede irgendwie lohnende Verbindung zu knüpfen. Mit Madeline und Angelina im Schlepptau steuerte sie zielstrebig auf die Gastgeberin zu.
„Lady Gilmour.“ Mrs. Langley schlug ihren schmeichelndsten Ton an. „Darf ich Ihnen meine Tochter Angelina vorstellen? Sie wird dieses Jahr ihre erste Saison haben, und ich hege die größten Hoffnungen für sie. Und dies ist Madeline, meine ältere Tochter.“ Sie machte eine wirkungsvolle Pause. „Sie konnte das Interesse eines gewissen sehr geachteten Gentlemans erringen. Mehr darf ich jetzt noch nicht sagen … höchstens, dass …“, Mrs. Langley beugte sich verschwörerisch zu Ihrer Ladyschaft vor und verkündete mit einem Bühnenflüstern: „… wir in allernächster Zeit einen Antrag erwarten.“
Madeline zuckte peinlich berührt zusammen. Flammende Röte schoss ihr in die Wangen. „Mama …“
„Beruhige dich, Kind.“ Mrs. Langley blickte ihre Tochter freundlich an und trat ihr unsanft auf den Fuß, ohne dass einer der Umstehenden es bemerkt hätte. „Ich bin sicher, unser kleines Geheimnis ist bei Lady Gilmour bestens aufgehoben.“
Lady Gilmour lächelte. „Darf ich Angelina einigen meiner Bekannten vorstellen?“, fragte sie höflich.
Sie hätte Mrs. Langley keine größere Freude bereiten können. Unter dem triumphierenden Blick der Mutter begleitete sie das Mädchen zu einer Gruppe junger Herren und Debütantinnen. In ihrer weißen, mit Bändern und Spitzen verzierten Abendrobe, die den Vater ein Vermögen gekostet hatte, wirkte Angelina wie ein ätherisches Wesen aus einer anderen Welt.
„Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester“, zischte Mrs. Langley ihrer älteren Tochter zu. „Was für eine unglaubliche Gelegenheit!“
Binnen einer Viertelstunde war Angelinas Tanzkarte voll. Eine Gruppe eifriger Gentlemen schien bereit, die hinreißende junge Dame für sich zu gewinnen. Mrs. Langley war so benommen vor Glück, dass sie ihre Pläne hinsichtlich einer Verbindung zwischen Madeline und Lord Farquharson völlig vergessen zu haben schien. „Ich wünschte, dein Vater könnte Angelinas Erfolg sehen“, sagte sie seufzend. „Wo er nur wieder ist?“
„Papa hat einen alten Freund getroffen“, antwortete Madeline gehorsam. Sie freute sich, dass es ihrem Vater gelungen war zu entkommen.
„Typisch“, schnaubte Mrs. Langley verächtlich. „Deine Schwester feiert einen gesellschaftlichen Erfolg ohnegleichen, und dein selbstsüchtiger Vater bemerkt es nicht einmal.“ Aufmerksam verfolgte sie, wie der junge Lord Richardson ihre Tochter zur Tanzfläche eskortierte. „Ist sie nicht das hübscheste Mädchen von allen?“, fragte sie und
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