Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
sich unauffällig loszumachen.
Es gelang ihr nicht. Farquharsons Griff war wie ein Schraubstock. Er schnalzte boshaft mit der Zunge. „Warum kann ich das so gar nicht glauben?“
„Ich suche meinen Vater. Haben Sie ihn vielleicht gesehen?“ Madeline hoffte, dass Lord Farquharson nicht bemerkte, welche Angst er ihr einjagte.
Der Baron maß sie mit einem lauernden Blick. „Vor nicht einmal zwei Minuten, Miss Langley“, erwiderte er nach einem Moment und runzelte die Stirn. „Sie würden nicht für möglich halten, wo.“
Ja, das klang ganz nach ihrem Papa. Er hasste Bälle und pflegte sich in irgendeinem ruhigen Zimmer zu verstecken, bis sie vorbei waren. „Sagen Sie mir, wo ich ihn finden kann.“
Lord Farquharson lockerte seinen Griff. „Er ging die Dienstbotentreppe hinauf. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er in die Privatgemächer der Gilmours wollte.“
Doch, ganz gewiss. Ihr Vater würde nicht einmal merken, wo er sich befand. Hauptsache, es herrschte kein lärmendes Gedränge. „Ich danke Ihnen, Lord Farquharson.“ Madeline warf einen betont auffordernden Blick auf ihre Hand, die der Baron noch immer festhielt.
„Sie denken doch hoffentlich an unseren Walzer?“
Wie sollte sie nicht. „Ja, Mylord. Ich denke daran.“
„Sehr gut, Miss Langley.“ Er ließ sie los und trat zurück.
Madeline wartete, bis er um die Ecke des Korridors verschwunden war. Dann machte sie sich auf den Weg zur Dienstbotentreppe.
„Papa?“ Die Steinstufen der ausgetretenen schmalen Stiege fühlten sich kalt an unter den Sohlen ihrer Seidenslipper. „Papa?“, rief Madeline noch einmal, doch niemand antwortete.
Sie gelangte ins zweite Stockwerk. Von den Wänden des stillen, schwach beleuchteten Flurs blickten Lord Gilmours meisterlich porträtierte Pferde auf sie herunter. Wo konnte ihr Vater sein? Madeline blieb vor der ersten der zahlreichen Türen stehen und lauschte. Ob er dort drinnen war? Sie klopfte leise gegen das Eichenholz und wartete.
Nichts regte sich. Madeline drückte die Klinke und stieß sacht die Tür auf. Ihr Blick fiel in ein elegantes, in Blau und Weiß gehaltenes Schlafgemach, in dessen Kamin ein munteres kleines Feuer brannte. Ihr Papa befand sich eindeutig nicht in dem Zimmer, wie sie rasch erkannte, als sie sich suchend umsah. Geräuschlos zog sie die Tür zu, doch plötzlich wurde sie von innen heftig aufgerissen. Zu Tode erschrocken, keuchte Madeline auf, als jemand sie um die Taille packte und in den Raum zerrte.
„So begegnet man sich wieder …“
In dem Moment, da sie Lord Farquharsons Stimme erkannte, verwandelte sich ihre Angst in Wut. Madeline trat und schlug um sich wie eine Besessene, indes mit wenig Erfolg. Farquharson hielt sie eisern umklammert. „Aber, aber, Madeline“, hörte sie ihn sagen. „Warum hast du es nur immer so eilig, mir zu entkommen?“
„Sie haben mich belogen!“, schrie sie ihn an. „Mein Vater ist Ihnen gar nicht begegnet, habe ich recht?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ertappt“, gab er unbeeindruckt zu und zog sie enger an sich.
Sie wurde gegen seine festen Bauchmuskeln gepresst und noch etwas anderes … Hartes. „Lassen Sie mich los!“, verlangte sie beunruhigt.
„Diesmal wird der Earl dich nicht retten, meine Liebe. Er ist gar nicht anwesend, wie ich mich vergewissert habe.“
Cyril Farquharson würde nicht mit sich reden lassen, so viel stand fest. Dennoch beschloss Madeline, sich nicht geschlagen zu geben. Sie zwang sich, Ruhe zu bewahren, und sah dem Baron in die Augen.
Als er spürte, dass sie sich in seinen Armen entspannte, weiteten sich seine Pupillen, und ein unangenehmes Lächeln erschien auf seinen Zügen. „Ich glaube, wir fangen an, uns zu verstehen.“
Das bezweifelte Madeline.
Farquharson lockerte seinen Griff. „Du bist so ein ängstliches kleines Ding“, murmelte er und atmete schwer. Seine Fingernägel gruben sich in die nackte Haut ihrer Oberarme und strichen langsam und schmerzhaft an ihnen herunter.
Madeline versteifte sich. „Sie tun mir weh, Mylord“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie hatte keinerlei Kenntnis von den Dingen, die Farquharson mit ihr vorzuhaben schien, doch in ihrem tiefsten Innern begriff sie, dass er ihr etwas Böses zufügen wollte, und zog vorsichtig ihr Bein zurück. Dann holte sie tief Luft, rammte Farquharson das Knie mit aller Kraft, die sie aufbieten konnte, in die Lenden und stieß ihn von sich. Flüchtig nahm sie noch wahr, dass der Baron
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