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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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oder nicht.«
    »Ach, Mama, nur weil ich eine kleine Spritztour…«
    »Natascha, du hast das ganze Wochenende Hausarrest«, sagte meine Mutter müde.
    Ich nickte. »Ist gut, Mama.« Ich wusste, dass das nur eine leere Drohung war. Meine Mutter hat das noch nie gekonnt mit dem Bestrafen. Sie erfindet dann meist irgendeine Ausrede, die die Bestrafung aushebelt und mit der sie selbst aber nicht inkonsequent wirkt. Im Leben nicht blieb ich das ganze Wochenende zu Hause.

11
    Tja, selten so geirrt. Das ganze Wochenende gab es keine Chance zu entkommen. Immer, wenn ich aus meinem Zimmer kam, war Enzo schon da. Er hatte sich tatsächlich einen Stuhl hergeschleppt, saß direkt gegenüber meiner Zimmertür und machte einen auf Professor, indem er so tat, als ob er ein dickes Fachbuch lesen würde. Wenn ich rauskam, musterte er mich feindselig und sagte keinen Ton. Er war echt total eingeschnappt. Wie sich herausgestellt hatte, war Opa Wim kein Inter-Mailand-Fan, sondern schwärmte für den FC Barcelona, wie mir Enzo vorwurfsvoll mitgeteilt hatte, als ich ihn am Samstagmorgen gefragt hatte, ob er vorhätte, vor meinem Zimmer Wurzeln zu schlagen. Ich hatte zwar nicht mehr genau gewusst, von welchem Verein Opa Wim Fan war, aber dass es nicht Inter war, das hatte ich geahnt. Doch mein schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen. Es war mir so was von egal, was mein Bodyguard über mich dachte. Nicht egal war, dass ich jetzt Gefangene in meinem eigenen Zuhause war. Aus dem Fenster klettern konnte ich vergessen. Mein Zimmer liegt im zweiten Stock und es gibt nicht die kleinste Fuge an der Hauswand, an der ich mich festhalten könnte. Und mich an meiner Slackline abzuseilen, das hielt ich dann doch für zu gewagt. Ich kann zwar ganz gut klettern, aber ich bin doch nicht Spiderwoman! Oder total wahnsinnig. Also nutzte ich die Slackline zu dem, wozu sie auch normalerweise gebraucht wird: um darauf zu balancieren. Ich war noch nicht wirklich gut darin, denn ich hatte sie erst seit gerade mal zwei Wochen. Auf jeden Fall war das Band eine schlüpfrige Angelegenheit und es würde noch einige Wochen dauern, bis ich von einer Seite zur anderen kommen würde, ohne abspringen zu müssen. Ich verbrachte den Samstag also überwiegend damit, meinen Gleichgewichtssinn zu trainieren und mir Gedanken zu machen über Leichen im Allgemeinen und die Leiche im Biolabor im Besonderen. Dieses ganze kindische Detektivspiel war doch echt bescheuert. Was hatte ich erreicht? Nichts. Hatte mir nur Ärger eingehandelt und konnte heute noch nicht mal mit Justus ins Kino gehen. Als mich das wackelige Band das achtzehnte Mal abgeworfen hatte, setzte ich mich an den Computer und schrieb Justus eine Skype-Nachricht über meine missliche Lage und meinen behämmerten Bodyguard, der seinen Beruf ja wohl mal total verfehlt hatte. Justus, der einen großen Teil seiner Freizeit vor dem Computer verbrachte, schrieb sofort zurück: Soll ich dich aus seinen Fängen befreien? Habe noch meine Machete im Gartenschuppen. Guerilla-J
    Wäre toll, Guerilla-J! Muss aber erst einen Plan aushecken, wie wir durch den Dschungel entkommen können. Feindliche Augen sind überall. Sitze in der Falle.
    Schade, Che Nats Guevara! Kampf den Herrschern! Gerechtigkeit und saure Zungen für jedermann! Dein treuer Gefährte, Guerilla-J.
    Wir mailten ein paar Mal hin und her und nebenbei guckte ich auf die bei allen Lästermäulern und Mobbern beliebte Internetseite My favorite enemy . Wollte doch mal sehen, ob meine neue Schule da auch vertreten war. Und ja – tatsächlich. Unter dem Topic LFS – Liebfrauenschule, fand ich Dutzende Einträge, die eine wirklich liebe Frau nie schreiben würde.
    Ein User fiel mir besonders auf, Nickname ZickZack03. Die legte sich richtig ins Zeug und ätzte seitenweise über eine gewisse »Copyright«, die Superschlampe der Jahrgangsstufe zwölf. Wer war Copyright? Im Schnelldurchlauf fand ich folgende Vorwürfe: Ist die Matratze für die Jungenschule, das Josefinum. Sieht uralt aus. Kommt sich vor wie Lana del Rey, kann aber überhaupt nicht singen. An der ist ja gar nichts echt, Fake-Titten, Fake-Nase, Fake-Mund – auf alles hat jemand ein Copyright. Daher wohl der Spitzname. Aha, dachte ich, da kann es sich ja nur um Evelyn handeln. Dann wurde über die saudoofe Nivea abgelästert, dumm wie Hautcreme, die nicht raffte, dass ihr Angebeteter sie niemals haben wollte. Da konnte ich mir auf Anhieb vorstellen, wer damit gemeint sein sollte:

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