Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
Vom Netzwerk:
»Ach«, sagte ich. »Das sieht schlecht aus, das wird dieses Wochenende wohl nichts mehr.«
    Ich nahm mir vom Tresen eine Broschüre des Hotels mit und blätterte sie durch. Darin wurde das Königinnenzimmer in mehreren Bildern angepriesen. Der Aussicht von der großen Terrasse zufolge musste es zum See nach hinten rausgehen und im dritten Stock liegen. Ich stieg die Treppe hoch. Schlenderte den Gang entlang bis zur Tür des Königinnenzimmers und ganz langsam daran vorbei. Ich hörte nichts. Blieb stehen. Sah mich um. Niemand da. Ging zurück. Stellte mich vor die Tür und lauschte. Nichts. Beugte mich näher an das Holz mit der goldenen Aufschrift. Legte das Ohr ans Holz. Leises Gemurmel. Könnte ein Fernseher sein. War sie nun da oder nicht? Und wenn ja, mit wem? Als ich mich wieder von der Tür löste, sah ich, dass meine grüne Tiefenreinigungsmaske eine verräterische Spur auf der Tür hinterlassen hatte. Schnell wollte ich den Fleck mit dem Ärmel von meinem Bademantel abwischen. Dabei stieß ich aus Versehen mit dem Ellenbogen an die Tür. Pock! machte es.
    »Ja, bitte?«, hörte ich eine weibliche Stimme viel zu nah hinter der Tür. Und schon ging sie auf.
    »Ja, was gibt’s?«, fragte Miss Nerz. Ich glotzte verdattert an ihr vorbei in das Zimmer, wo Milena auf einem Sofa lag und Fernsehen schaute. Sie hob den Kopf. Guckte zu mir. Mir wurde warm. Sie würde mich erkennen. Ganz klar. So eine lächerliche Maske nutzte gar nichts. Milena kniff die Augen zusammen, als bräuchte sie eine Brille. Sie stellte ihren Blick scharf. Als ob sie nicht glauben würde, wen sie da vor sich hatte. Das Misstrauen war ihr ins Gesicht geschrieben. Jetzt machte sie Anstalten aufzustehen. Ich musste abhauen. Aber meine Beine waren wie angewurzelt.
    »Was wollen Sie denn?«, fragte Miss Nerz ungeduldig. Ja, was denn nur? »Snödann«, antwortete ich auf Hirngespinstisch und grinste blöd. »Akalidi smör.«
    »Was?«
    »Sibbidra, na?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Was ist los?«, fragte Milena.
    »Nur eine bekloppte Schwedin oder Tschechin oder so«, antwortete ihre Cousine. »Ich verstehe kein Wort.«
    Ich zuckte mit den Schultern und verabschiedete mich mit einem Winken und einem »Smördala«. Bevor Miss Nerz die Tür schloss, hörte ich sie noch sagen: »Was die hier für Leute reinlassen, das Hotel ist wirklich auf dem absteigenden Ast.«
    Puh. Das war noch mal gut gegangen. Und ich hatte tatsächlich etwas rausgefunden: Milena war da, aber von Pascal von Cappeln keine Spur. Aber wir hatten ja gerade mal halb sieben. Er würde später kommen. Irgendwann würde er kommen. Und dann würde ich es sehen. Ich hatte nicht vor, mich von ein paar läppischen Hindernissen von meiner Mission abbringen zu lassen. Gegenüber dem Königinnenzimmer lag eine kleine Nische, wo eine Sitzgruppe mit Sofa und zwei Sesseln unter einer Palme stand. Ich schnappte mir eine Zeitschrift und behielt die Tür im Auge. Es tat sich nichts. Absolut gar nichts. Die Klatschzeitschrift gab sich alle Mühe, mich zu unterhalten, aber ich hatte mich noch nie für so was begeistern können. Wenn es hier wenigstens Sudoku gegeben hätte. Oder sonst irgendwas, was mein Hirn hätte auf Trab halten können.

27
    Jemand rüttelte mich. »Die Erdbebenannahmestelle liegt gleich nebenan«, murmelte ich und versuchte mich wegzudrehen, um meinen sanften Schlummer zu verlängern.
    »Natascha, wach auf!«
    Ich öffnete ein Auge. Dann das zweite. Meine Mutter beugte sich über mich, verärgert. Neben ihr stand Enzo, grinsend. Und noch ein Wichtigtuer im dunkelgrauen Anzug mit Telefon in der Hand, der erleichtert aussah. Vermutlich der Manager.
    »Was macht ihr für einen Stress?«, fragte ich. »Ich dachte, das wäre ein Wellness-Hotel. Da wird man doch wohl ein Nickerchen machen dürfen?«
    »Ja, natürlich«, bestätigte der Hotelmanager eifrig.
    »Wir haben dich überall gesucht«, sagte meine Mutter streng. »Was um alles in der Welt machst du denn hier oben?«
    Ich sah mich um und bemerkte, dass ich immer noch im dritten Stock war. Gegenüber vom Königinnenzimmer. Verflixt und zugenäht. »Ich hatte mir eine Zeitschrift angesehen und dann bin ich wohl eingeschlafen«, sagte ich und unterdrückte ein Gähnen.
    Enzo schaute mich unverwandt an. Sein Grinsen wurde immer breiter.
    »Wieso ist der denn auf einmal hier?«, fragte ich und zeigte genervt auf ihn.
    »Ich habe ihn angerufen, als du nicht zurück ins Zimmer gekommen bist«, giftete meine Mutter. »Damit er uns

Weitere Kostenlose Bücher