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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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bestellte ich mir aufs Zimmer, weil ich keine Lust hatte, Milena zu begegnen. Und weil meine Haut noch ein klitzekleines bisschen gerötet war. Es sah so aus, als wäre ich viel zu lange im Solarium gewesen. Meine Mutter war schon zur Aquagymnastik gegangen, als ich endlich die Spiegeleier mit Baked Beans, Speck und ein paar Toasts mit Orangenmarmelade verputzt hatte. Ich checkte als Erstes den Parkplatz, ob dort nicht doch ein roter Mazda aufgetaucht war, fand ihn aber erwartungsgemäß nicht. Ich zog mir wieder den weißen Bademantel und den Handtuchturban an, verzichtete aber auf eine Gesichtsmaske und nahm zur Tarnung nur die Sonnenbrille meiner Mutter und eine Tageszeitung mit, die ich mir bei Bedarf vors Gesicht halten könnte. Einen Plan hatte ich nicht wirklich. Ich streifte einfach noch mal durchs Hotel und zufällig auch am Königinnenzimmer vorbei, wo ich aber von Milena und ihrer Cousine weder was hörte noch was sah. Ich lief einmal durch die Lobby, in der Hoffnung, dort die Zielperson zu Gesicht zu bekommen, aber da saß nur Enzo auf einem der schwarzen Ledersessel und las eine Zeitung. Ich hoffte, dass ich unbemerkt an ihm vorbeihuschen konnte, aber natürlich entdeckte er mich sofort mit seinem Radarsystem und warf mir einen spöttischen Blick zu. Ich streckte ihm die Zunge raus. Und ärgerte mich natürlich, dass ich mich mit diesem kindischen Getue als nicht gerade professionelle Spionin überführt hatte. Mangels Alternativen beschloss ich, Frau Prohaska wie versprochen einen Besuch abzustatten, um die weitere Genesung meiner strapazierten Haut voranzutreiben. Sie war gerade in einer Behandlung, also setzte ich mich in den Wartebereich und blätterte in der Tageszeitung. Endlich kam Frau Prohaska aus der Behandlungskabine. Sie nickte mir zu. »Ich kümmere mich gleich um Sie«, sagte sie. Sie wurschtelte was an der Theke herum und holte diverse Tiegel und Flakons aus einem Schrank und stellte sie auf den Tresen.
    »Ich sollte mal mit meinem Vater reden, ob wir nicht die Cremes auch in unseren Apotheken verkaufen könnten«, hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme und dann kam Miss Nerz auch schon aus der Behandlungskabine. Ich verschanzte mich hinter der Zeitung. Wie beiläufig ließ Miss Nerz fallen: »Wir haben ja eine deutschlandweite Apotheken-Kette.«
    Frau Prohaska antwortete diplomatisch: »Da müssten Sie sich an die Zentrale der Firma wenden.«
    »Bei unserem letzten Besuch vor zwei Wochen habe ich ja die Rich Night Foundation gekauft und bin soooo begeistert. Ich habe sie schon fast ganz verbraucht«, plapperte Miss Nerz.
    In meinem Kopf klingelte es. Vor zwei Wochen waren sie auch hier gewesen! Das war das Wochenende, als Laura starb. Wenn Milena auch hier gewesen war, dann hatte sie ein Alibi. Nicht dass ich sie verdächtigt hatte. Aber diese Alibi-Sache war ja mindestens genauso wichtig wie die Motiv-Sache. Wusste ich aus meinen Krimiserien. In dem Moment guckte Miss Nerz zu mir. Ich hatte vor lauter Nachdenken die Zeitung sinken lassen. Als Miss Nerz mich sah, verdrehte sie verächtlich die Augen und guckte wieder zu der Kosmetikerin. Obwohl ich heute nicht als Zombie verkleidet war, schien sie mich erkannt zu haben. Sie ließ sich viel Zeit, sich alle Cremes noch mal genau anzusehen, die Feuchtigkeits- und Reinigungsmasken und Bodylotions. Nachdem Miss Nerz zum dritten Mal an derselben Probe geschnuppert hatte, schaute Frau Prohaska entschuldigend zu mir und sagte: »Entschuldigen Sie bitte, dass Sie noch warten müssen. Ich bin gleich bei Ihnen.«
    »Ach«, sagte Miss Nerz abfällig. »Bemühen Sie sich nicht. Die versteht Sie sowieso nicht. Spricht kein Wort Deutsch.«
    Frau Prohaska runzelte so stark die Stirn, dass sie vermutlich gegen die Statuten der internationalen Kosmetiker-Gewerkschaft verstieß. Aber sie sagte wieder nichts. Es lebe die Diskretion von Fünf-Sterne-Hotels! Nur sollte sie die gleich mal schön vergessen und mir verraten, ob Milena an dem besagten Wochenende hier gewesen ist. Miss Nerz kaufte für zweihundertachtzig Euro Cremes, warf mir einen höhnischen Blick zu und stolzierte dann hinaus. Unsympathische Ziege.
    »Diese Frau sah sehr gut aus. Für ihr Alter«, lobte ich Frau Prohaska auf dem Weg in die Behandlungskabine. »Da haben Sie ja ein richtiges Wunder vollbracht.«
    Frau Prohaska nickte bescheiden. »Man tut, was man kann.«
    »Wie oft muss man sich denn von Ihnen behandeln lassen, um auch in dem Alter noch so saftig auszusehen?«, fragte

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