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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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ich.
    Ein leichtes Schmunzeln glitt über das Gesicht der Kosmetikerin. »Sie ist noch nicht so alt«, sagte sie. »Aber regelmäßige kosmetische Behandlungen sind in jedem Alter wichtig.« Sie nahm erneut das große Töpfchen und spachtelte mir wieder eine kühle Creme aufs Gesicht. Diesmal war es nur angenehm.
    »Die Cousine von der Frau ist so alt wie ich«, sagte ich. »Kommt sie auch schon alle zwei Wochen zu Ihnen?«
    »Nicht immer«, sagte Frau Prohaska. »Aber das letzte Mal war sie auch vor zwei Wochen hier, das stimmt.«
    Mit einer reichhaltigen Creme bewaffnet verließ ich Frau Prohaska, nicht ohne ihr noch ein großzügiges Trinkgeld zu geben. Meine Haut fühlte sich auf jeden Fall schon viel besser an, war unglaublich weich. Vielleicht würde ich mit vierzig doch nicht aussehen wie eine Dörraprikose. Von meinem Zimmer aus konnte ich dann immerhin noch Miss Nerz und Milena beobachten, die mit dem BMW vom Parkplatz fuhren. Ich rief Justus an und gab ihm eine Kurzzusammenfassung.
    »Vielleicht fährt sie gleich im Anschluss zu ihm«, überlegte Justus. »Ich könnte ja mal sein Haus beobachten.«
    »Du bist der Beste«, sagte ich. »Und dann treffen wir uns nachher bei mir.«
    Enzo fuhr uns nach Hause. Meine Mutter war so entspannt, dass sie ausnahmsweise mal nicht den Alleinunterhalter spielte, wie sonst so häufig, wenn eine Gesprächspause entstand, die länger war als zehn Sekunden. Enzo sagte auch nichts, aber alleine seine Anwesenheit nervte mich. Ich vergrub mich in mein Smartphone und simste mit Justus, der aber vom Haus des Musiklehrers außer einem Spaziergang Pascals mit seinem Hund nichts zu berichten wusste. Milena war nicht aufgetaucht.
    »Das ist doch total merkwürdig«, sagte ich zu ihm, als er nachher bei mir war.
    »Finde ich auch«, sagte er und musterte mich. »Du siehst übrigens richtig erholt aus.«
    »Ja, so ein Spionage-Wochenende ist wie ein Jungbrunnen«, verkündete ich. »Aber jetzt zurück zum Thema. Da stimmt was nicht.«
    »Gib mir mal das Tagebuch«, sagte Justus. Während er es durchblätterte, rief ich mir die Situationen im Musikunterricht ins Gedächtnis, aber auch da konnte ich keine besondere Verbindung zwischen Milena und dem Lehrer feststellen. Eigentlich war es immer nur Fabienne gewesen, die sich an ihn heranmachte. Und Evelyn vielleicht. Es hatte auch nie ein demonstratives Nichtbeachten zwischen ihnen gegeben. Keine verstohlenen Blicke, keine elektrische Spannung.
    »Warum schreibt jemand überhaupt ein Tagebuch, wenn er einen Blog hat?«, sinnierte Justus, während er die Seiten überflog.
    »Sie hat doch nur ihre Gedichte im Netz veröffentlicht«, sagte ich. »Das Tagebuch ist dagegen ja eher profan.«
    »Ja«, sagte Justus. »Die schwülstigen Gedichte fand ich zwar beknackt, aber das Geschreibsel hier ist ja an Schlichtheit kaum zu überbieten. Obwohl, das hier ist ganz lustig.« Er las laut vor: »Milena ist so doof. Bei allem muss ich ihr helfen. Die würde die Physikaufgaben nicht mal kapieren, wenn man ihr die Lösungen mit UPS liefert.«
    Ich setzte mich abrupt auf. »Lies das noch mal.«
    »Milena ist…«
    »Nur den letzten Satz.«
    »Die würde die Physikaufgaben nicht mal kapieren, wenn man ihr die Lösungen mit UPS liefert.«
    »Diese Formulierung habe ich schon mal gehört. Und zwar von Nora.«
    Justus ließ das Tagebuch sinken. »Vielleicht hat Laura sie aufgeschnappt. Vielleicht kursiert sie in der Klasse.«
    »Oder«, sagte ich langsam. »Laura hat das Tagebuch gar nicht geschrieben.«
    »Wie meinst du das? Es ist doch Lauras Tagebuch«, sagte Justus verständnislos.
    »Dafür haben wir doch keinerlei Beweis«, rief ich. »Außer, dass wir es in ihrem Fach gefunden haben.«
    »Wie sollte es sonst dahinein gekommen sein.«
    »Nora. Sie hatte den Schlüssel. Sie war vor mir da. Sie hätte es hineinlegen können.«
    Einen Moment lang waren wir still und spürten der Bedeutung dieser Erkenntnis nach. Mir fiel ein, wie sauer Nora gewirkt hatte, als ich diesen John finden wollte. Sie hatte damit gerechnet, dass ich es gut sein lasse, wenn ich von Lauras Verzweiflung lese. Sie hatte nicht gewollt, dass ich weiterbohre. Ich war mir plötzlich sicher: Das war das fehlende Puzzleteil!
    »Wenn das Tagebuch ein Fake ist, passt alles zusammen!«, rief ich. »Dann hatte Laura einfach eine Affäre mit Pascal von Cappeln. Die ist zu Ende gegangen. Aus welchen Gründen auch immer. Aber Milena hat ihn ihr gar nicht ausgespannt. Das war nur eine Erfindung von

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